Die Schlossgalerie ein Schnäppchen?

WITTLICH. Den Bebauungsplan (B-Plan) "Einkaufszentrum Innenstadt" hat der Wittlicher Architekt Dieter Rass "unter die Lupe" genommen. Sein Fazit: Die Stadt verkaufe zu billig. Auch in Sachen Parkplätze seien die Bedingungen für die Investoren gegenüber den städtischen Gepflogenheiten bei Eigentümern in der Altstadt Wittlich ungerecht. Außerdem fehlten Vorgaben zum Aussehen des Baus im Sinne des Stadtbildes.

Hätte die Stadt das Grundstück zwischen Busbahnhof (Zob) und Post für einen doppelt so hohen Preis verkaufen können? Wird dem Investor quasi "Rabatt" in Sachen Parkplatz-Ablöse gewährt, weil er als drittes Geschoss ein Parkdeck bauen kann, obwohl er einen Grundstückspreis zahlt, der einer solchen maximalen Ausnutzung "nach oben" nicht gerecht wird? "Schenkt" die Stadt dem Investor die zukünftige Zuwegung rings um das noch zu bauende Einkaufszentrum? Kurz: Hat die Stadt ein "Filetgrundstück" als "Schnäppchen verscherbelt", damit es endlich bebaut wird? Zugespitzt sind das die Bedenken, die Dieter Rass zum B-Plan "W-69-00" formuliert. Er sagt: "Ich habe die Sache sehr sorgfältig geprüft. Und wenn dieser Plan rechtskräftig wird, kann die Stadt den Investoren keinerlei Auflagen mehr machen.""Verkehrstechnisch ein Unding"

Er bemängelt den seiner Ansicht nach zu niedrigen Kaufpreis: "Für eine 1a-Lage sind 165 Euro viel zu billig, zumal dem Investor zugestanden wird, das Grundstück in stärkerem Maße zu nutzen, als das für die Nachbarschaft möglich ist. Wenn man bis an die Grenze und mehrgeschossig bauen kann, müsste das auch Auswirkungen auf den Kaufpreis zeitigen." Er wisse zwar nicht, was man im Kaufvertrag ausgehandelt habe, aber im B-Plan sei nichts über das "Umfeld" des Baus vermerkt. Dieter Rass fragt: "Die Kosten, die um das Gebäude herum etwa durch Anpassung der Straßen entstehen, wer trägt die?" Auch dass öffentliche Parkplätze wegfallen würden, spiele in den Planungen keine Rolle. "Ob das Parkdeck angenommen wird, wenn rundherum die Parkplätze so bequem zu erreichen sind, das kann dem Investor egal sein, aber nicht der Stadt", meint der Architekt. Auch die Anlieferung neben der Post am Eingangstor der Fußgängerzone sei nicht nur verkehrstechnisch ein Unding, sagt er: "Sie ist eine Katastrophe. Dafür wurde vom Stadtrat der zweite Bewerber abgewählt." Weiterhin sorgt er sich um die Optik an diesem Kernbereich der Stadt. "Was zur Gestaltung im B-Plan steht, ist zu wenig", findet er, "Auch war der Ladenbesatz immer von der Idee begleitet, dass er von der Struktur her Kunden anzieht, die auch die Stadt besuchen. Der Schwerpunkt lag immer auf Lebensmitteln und Frischware. Die sind rausgefallen, dafür bekommen wir ein weiteres Textilkaufhaus und einen Drogerie-Schnäppchenmarkt." Der Wittlicher Architekt, der auch das erste Stadttor konzipiert hat, beschäftigt sich schon lange mit dem Oberstadtgelände. Er hat alle Diskussionen im Stadtrat zum Einkaufszentrum verfolgt. Er rät klipp und klar, den B-Plan zu ändern, um "wirtschaftlichen Schaden von der Stadt und ihren Bürgern abzuwenden" und die Möglichkeit zu nutzen, den Grundstücksverkauf rückgängig zu machen. Die Stadträte bittet er zu prüfen, ob der Plan mit seinen Vorgaben dem entspreche, was vorher beraten wurde, ob eventuelle Nachteile für die Stadt bedacht worden seien und ob der B-Plan dem öffentlichen wie privaten Interesse korrekt Rechnung trage. Dieter Rass' Fazit ist: Das "Filetstück" solle in der "Verfügungs- und Gestaltungshoheit der Stadt" bleiben, um "eine ausschließlich kommerzielle Nutzung zum Vorteil eines einzigen Nutznießers zu verhindern". Dazu solle man per Optionsrecht "das Grundstück zurückerwerben".

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