Die Stadt Wittlich in Heller und Pfennig

Weil die Kommunen kaufmännisch rechnen sollen, ist auch eine "Eröffnungsbilanz" vorgeschrieben. Darin sollen erstmals Vermögen und Verpflichtungen erfasst werden. Der Rechnungsprüfungsausschuss hat Wittlichs Bilanz gesichtet und wünscht eine externe Prüfung. Der Stadtrat stimmte dem am Donnerstag einstimmig zu.

 Neuer Blick auf Wittlich: Wie reich die Stadt ist, soll die Eröffnungsbilanz zeigen, die erstmals etwa städtisches Eigentum bewertet. TV-Foto: Marietta Schmuhl-Daschner

Neuer Blick auf Wittlich: Wie reich die Stadt ist, soll die Eröffnungsbilanz zeigen, die erstmals etwa städtisches Eigentum bewertet. TV-Foto: Marietta Schmuhl-Daschner

Wittlich. Jede Stadt verwaltet nicht nur Dinge, sie ist auch Eigentümer, Hausherr, hat Besitz wie Schreibtisch, Dienstfahrzeug, Straße oder Schule. Sie sorgt für Rückstellungen von Beamtenpensionen, sie investiert, macht Schulden. Und was heißt das in harter Währung? Das alles soll in der Eröffnungsbilanz stehen, die ein wichtiger Baustein der neuen kaufmännischen Buchführung ist. Dafür muss zum ersten Mal alles von der Immobilie bis zur Straße als Geldbetrag aufgelistet werden.

Doch was ist etwa der Maare-Mosel-Radweg wert?

Diese Frage beschäftigte auch den Rechnungsprüfungsausschuss. Er hat sieben Mal das neue Zahlenwerk stichprobenartig unter die Lupe genommen. Sein Fazit: Der Ausschuss kam nicht zu der "erforderlichen Sicherheit, dem Stadtrat die Feststellung der Eröffnungsbilanz zum jetzigen Zeitpunkt empfehlen zu können."

Jürgen Vellen, Ausschussvorsitzender, empfahl daher dem Stadtrat, die Wirtschaftsprüfer der Mittelrheinischen Treuhand nochmals hinzuzuziehen. Dem folgte der Stadtrat einstimmig. Die Firma war schon mit einer Vorprüfung eines jedoch unvollständigen Entwurfes beschäftigt gewesen und hatte Änderungen angeregt. Unter anderem arbeitete die Finanzsoftware nicht korrekt, was zu Abweichungen führte.

Außerdem legte der Ausschuss eine beispielhafte Übersicht über Veränderungen der Bilanz vor, die sich aus Stichproben ergeben hatten. Die Abweichungen der Neuberechnungen liegen teils im sechs-, auch siebenstelligen Euro-Bereich.

Bürgermeister Ralf Bußmer gab generell zu bedenken: "Das sind Kleinigkeiten im Verhältnis zu dem, was an großen Zahlen beschlossen werden soll." Auch Jürgen Vellen erklärte, keine Bilanz sei richtig. Dennoch, weil die Bilanz "Grundlage der künftigen Bilanzen sowie Ergebnis- und Finanzrechnungen" und der "künftigen politischen Handlungsspielräume und Entscheidungen" sei, werde eine Prüfung durch externe Profis gewünscht.

Meinung

Was ist Wittlich eigentlich wert?

Doppik, Eröffnungsbilanz: Wie bitte? "Haushalt" ist der eher zugängliche Oberbegriff für die städtische Rechnerei, die Spezialisten braucht. Ein Laie sieht nicht, was im Haushalt dann so drin steckt, das schafft auch längst nicht jeder Stadtrat. Der Durchblick in Sachen Doppik, alias kaufmännische doppelte Buchführung, ist primär für die Kommunen ein Kraftakt. Doch dann sind die Stadträte die, die über die Richtigkeit der Zahlen entscheiden sollen. Bei der Eröffnungsbilanz sind Unsicherheiten da. Verantwortungsbewusst ist, darüber nicht einfach hinwegzusehen, weil ja alles so kompliziert ist. Nach der externen Prüfung hat man ein solideres Entscheidungsfundament. Das ist Wittlich wert. s.suennen@volksfreund.de

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