Die Weinprobe beweist: Wittlich liegt an der Mosel

WITTLICH. Es gehört zur guten Tradition, dass der Wittlicher Stadtbürgermeister am Montag der Säubrennerkirmes die Honoratioren der Stadt, ferner wichtige Menschen aus Kultur, Politik und Wirtschaft in die Kulturstätte Synagoge zur großen Weinprobe einlädt. Diesmal stand der Jahrgang 2005 im Mittelpunkt. Einige spektakuläre Tropfen waren dabei.

Ist Wittlich nun eine Bier- oder Weinstadt? Für den Schreiber dieser Zeilen steht nach der Säubrennerweinprobe am Montagabend fest: Die vier Wittlicher Winzer, die an den Südhängen der Eifel insgesamt 40 Hektar Weinberge bewirtschaften, gehören mit ihren 2005er Kreszenzen zur Spitze an der Mosel. Und somit hat die Rebe in der Kreissstadt einen deutlichen Vorsprung gegenüber Gerste, Hopfen und Malz. "Und liegt Wittlich in der Eifel oder an der Mosel?", wollten wir ferner von einem Einheimischen wissen: "Wenn wir Wein verkaufen, liegt Wittlich an der Mosel, wenn wir Kartoffeln an den Mann bringen wollen, dann liegt Wittlich in der Eifel." Eine schlaue Antwort, die viel über den pfiffigen Charakter der Wittlicher aussagt. Zurück zur Weinprobe. Gebietsweinkönigin Anne Mertes war es vorbehalten, die 17 Weine, ausschließlich Rieslinge, zu kommentieren. Und sie ließ noch einmal die Fußball-Weltmeisterschaft Revue passieren, die so viele Menschen im Land begeistert hat. Ebenso spritzig und elegant wie Klose, Ballack, Podolski und Co. präsentierten sich die edlen Weine der Wittlicher Weingüter Zender-Göhlen, Axel Mertes, Losen-Bockstanz und Johannes Lütticken. Vor allem die 2005er Gewächse, die seit diesem Frühjahr in der Flasche reifen, bestachen durch ihre Reintönigkeit, ihre knackige Frische und dem unverwechselbaren Aromaspiel, das nur der Riesling in solchen Spitzenjahren hervorbringen kann. "Ein Maul voll Wein", attestierte ein Besucher den edelsüßen Spät- und Auslesen. Eine Bewertung, die man nur unterstreichen kann. Man könnte auch von "Bilderbuch-Rieslingen" sprechen, was im Übrigen auch für die trockenen und halbtrockenen Gewächse gilt. Der Jahrgang 2005 garantiert "maximales Trinkvergnügen" und wird den Weinkennern auf jeden Fall noch viel Freude bereiten. Stadtbürgermeister Ralf Bußmer, stolz darauf, so gute Winzer in seiner Stadt zu wissen, äußerte sich ebenfalls zum Thema, ob der Begriff "Wittlich an der Mosel" denn nun korrekt sei. Um diese Frage endgültig zu klären, schlug Bußmer vor, die Stadtgrenze in Richtung Mosel zu verschieben. Immerhin liege der obere Teil der wunderschönen Moselgemeinde Ürzig am Rande des Wittlicher Tals. Bußmer: "Geologie und Geografie stimmen überein. Endlich könnte dann die weit vorausschauende Beschilderung ,Moseltal' an der Autobahn doch noch einen Sinn machen und Wittlich läge an der Mosel." Ürzigs Ortsbürgermeister Arno Simon kam dabei ins Grübeln, wollte aber keinen spontanen Kommentar abgeben. Vielmehr widmete er sich der Verkostung der edlen Tropfen. Als dann zum Abschluss noch eine Beerenauslese, ein Eiswein und eine Trockenbeerenauslese gereicht wurden, mag Simon gedacht haben: "Diese Weine könnten auch in Ürzig gewachsen sein."

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