"Die dankenden Pfarrkinder"

BINSFELD. (red) Mit Eigenleistung altes Kulturgut erhalten: Nach der Restauration der Mulbacher Hofkapelle reifte beim Heimatverein Binsfeld der Plan zur Sanierung des Pastoren-Kreuzes aus dem Jahr 1885 auf dem Dodelsberg zwischen Binsfeld und Mulbach, wo Pastor Johannes Kahlen auf dem Heimweg verstorben war. Walter Valerius berichtet von den Arbeiten.

Mitte Mai begannen die Arbeiten. Mit schwerem Gerät rückten Robert Bayer und Günter Klaes an. Das Kreuz sah sehr mitgenommen aus. Bedingt durch Hanglage war es nach unten abgerutscht und total eingewachsen. An Kapitell und Friesen war viel von den Sandsteinarbeiten zerstört. Das Schaftkreuz wurde mit Hilfe von starken Tauen angehoben. Vor langer Zeit musste das Kreuz einmal abgebrochen sein. Es war nur notdürftig eingesetzt und mit Silikon umspritzt und wackelte bedenklich. Mürber Felsboden ohne Tragfähigkeit

Wir hoben das Kreuz ab und lagerten es vorsichtig auf eine Palette. Der Korpus war bestimmt einmal ein nicht mehr gebrauchtes Grabkreuz. Er war viel zu groß. Auch der Sockel des Kreuzes wurde mit Bändern gesichert und mit Hilfe eines Hubladers auf eine Palette gesetzt. Kummer machte uns der Erdsockel. Er war total versetzt. Der Grund: mürber Felsboden ohne jegliche Tragfähigkeit. Auch dieser Stein, bei dem etliche Teile fehlten, wurde auf eine Palette gehievt. Mit Hublader und Pritschenwagen wurden die Kreuzteile zum Bauhof der Firma Neises gefahren. Erst jetzt trat der ruinöse Zustand des Kreuzes gänzlich hervor: So war von der Inschrift fast nichts mehr zu erkennen. Zum Glück hatte unser ehemaliger Ortsbürgermeister Franz Zwilling einmal eine Bilddokumentation über die alten Kreuze der Gemeinde erstellt. Zudem gab es eine Erhebung von Danuta Hermes. Aber auch in der Chronik der Pfarrkirche wurden wir fündig. Zu entziffern war noch: "errichtet 1886 Stephan Hahn". Hahn stammt aus einer großen Spanger Steinhauerfamilie. Mit ein wenig Begeisterung und viel Wasser wurden dann die Inschriften wie ein Puzzle zusammengefügt. Es folgte die große Säuberung. Robert Bayer hatte inzwischen eine Befestigung angebracht, die auch noch die nächsten hundert Jahre hält. Günter Klaes half beim Aufbauen. Bei den weiteren Arbeiten mussten Buchstaben wieder rausgearbeitet werden, schadhafte Stellen ausgebessert, Ornamente und Ecken verbohrt und verdrahtet werden. Alles nach Denkmal-Vorschrift. Die Kosten für das Grundieren mit Spezial-Material übernahm der Malerbetrieb Döhr. Der erste Korpus hatte eine Armspannweite von etwa 20 Zentimetern. Aber wo bekommt man einen Porzellankorpus von 20 Zentimetern her? Nach langem Überlegen kamen wir der Lösung näher. Auf dem Friedhof werden die Kreuze nach 20, 25 oder 30 Jahren abgebaut. Also: Bei der Firma Augst in Speicher nachfragen. Auf Anhieb fanden wir einen geeigneten Korpus, der uns kostenlos überlassen wurde. Der Kreuzsockel war die schwerste Arbeit, er wog etwa sechs bis sieben Zentner. Nur mit Hilfe einer "Ameise" war es möglich, ihn zu transportieren. Mit Baustützen mussten die Dachbalken verstärkt werden. Diese Arbeit konnte nur mit Hilfe von Hans Hansen und seinem Seilzug realisiert werden. Schriftzug wieder hergestellt

Anschließend wurde in tagelanger Arbeit die Schrift Buchstabe für Buchstabe mit einem Keimprodukt ausgemalt. Der Schriftzug an den Seiten des Kreuzes wurde wieder aus Fragmenten hergestellt. Ebenso das mystische Auge und die Inschrift: "Seine dankenden Pfarrkinder". Nach getaner Arbeit wurde das Kreuz an Ort und Stelle wieder aufgerichtet. Das nahm noch mal viel Zeit in Anspruch, und schweres Gerät kam erneut zum Einsatz. Für einen besseren Stand verpassten wir dem Kreuz ein neues Betonfundament. Die Pflasterung von Robert, Karl und Günter rundet das Gesamtbild ansprechend ab. Jetzt kann es wieder Generationen Zeugnis geben von Eifeler Frömmigkeit und Dankbarkeit. Nach getaner Arbeit schauten wir uns noch das Bollinger Kreuz an. "Es wäre eine neue Arbeit für uns", sagte Robert Bayer. "Wir bekämen das hin." Nun, vielleicht dürfen wir es ja restaurieren. Walter Valerius, Binsfeld

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