Drehmomente besonderer Talente

Geschichten, die das Leben schreibt: Um den geistig behinderten Peter dreht sich das neue, noch namenlose Projekt des Filmemachers Achim Wendel. Hauptdarsteller Lukas Krämer und sein Leben diente als Vorlage für das Drehbuch. Gedreht wird der 15-minütige Streifen im Vitellius-Bad in Wittlich. Unterstützt wurde die Arbeit auch durch den Bitburger Fotografen Stefan Garçon.

Wittlich/Bitburg. Sein Blick schweift sehnsüchtig über die Schwimmbecken und bleibt letztendlich am Sprungturm hängen. Der braunhaarige 15-jährige Junge in Badehose blickt auf eine ungezwungene, fröhliche Sommer-Szenerie, die ihm zwar nicht fremd, aber auch nicht vertraut ist. Denn Peter ist ein Außenseiter - und geistig behindert.

Schnitt. Die Szene ist im Kasten. Ein letzter Check am Kameramonitor. Alles sitzt. Der Badebetrieb im Wittlicher Vitellius-Bad kann für den Moment wieder normal weiterlaufen. Vom 9. bis zum 16. Juli haben der gebürtige Morbacher Achim Wendel und sein Team, das komplett unentgeltlich arbeitet, das Wittlicher Bad und das Freibad in Kell am See für einen neuen Kurzfilm unsicher gemacht. Es wurden Kabel ausgerollt, Schienen für den Kamera-Wagen verlegt, Statisten eingewiesen und gedreht bis in die späten Abendstunden.

"Toll waren die Disziplin und das Durchhaltevermögen aller Beteiligter - sie haben sehr professionell gearbeitet", lobt Regisseur Achim Wendel seine Mitstreiter. Ursprünglich sollten bis zum 16. Juli alle Szenen gedreht sein, doch das Wetter hat den jungen Filmemachern einen Strich durch die Rechnung gemacht. Bisher stehen erst zwei Drittel des Films. Die restlichen Szenen müssen Ende August nachgedreht werden.

Was für Wendel ein Problem ist, war für den Set-Fotografen Stefan Garçon egal. Der Bitburger war damit betraut, die Dreharbeiten fotografisch zu dokumetieren. Seine Bilder sollen nicht nur auf der Homepage veröffentlicht werden, sondern auch als Bonusmaterial auf der DVD erscheinen.

Hauptdarsteller Lukas Krämer (15) aus Thalfang hat einen ganz besonderen Bezug zu dem Projekt - er ist geradezu prädestiniert für die Rolle des Peter. Denn er selbst ist seit seiner Kindheit geistig behindert und diente als Vorlage für das Drehbuch. Diplom-Psychologe Andreas Klee hat die Geschichte auf einem Erlebnis aus Lukas' Leben aufgebaut. Klee hat Lukas bei der sozialpädagogischen Familienhilfe kennengelernt.

"Ich will meine Themen ernst nehmen"



Sich in die Rolle hineinzufinden, war also kein Problem, und die Begeisterung ist groß. "Es macht richtig viel Spaß", sagt Lukas. Das Textelernen sei ihm besonders leicht gefallen. "Ich habe mir alles selbst beigebracht."

Wendel liegt am Herzen, die Problematik der Integration von Behinderten in die Gesellschaft aufzuzeigen. Deshalb ist mit einem Happy-End nicht zu rechnen. "Das wäre total daneben gewesen, weil es unecht ist. Ich will meine Themen ernst nehmen", betont er.

Wünsche, wohin ihn der größtenteils aus Fördermitteln der deutschen Filmförderung FFA Berlin und der Kulturförderung des Landkreises Bernkastel-Wittlich finanzierte Film führen soll, will Wendel nicht äußern: "Es ist gefährlich, Druck aufzubauen, der die Kreativität kaputt macht. Es gibt immer Risiken. Ich habe mir keine Ziel gesetzt, sonst hätte ich Angst." Nur dass die Premiere in Trier stattfinden soll, steht fest.

Sein Produzent Benjamin Huber hingegen hat ein klares Ziel vor Augen: "Er soll für die Berlinale eingereicht werden." Schließlich hält er große Stücke auf den Film. Wendel sei ein "Ausnahmetalent". Dies gelte auch für Lukas. Er besteche durch seine Professionalität. extra Die Story: Der 15-jährige Peter ist seit einem Unfall in seiner Kindheit geistig behindert. Da er kaum Kontakt zu Gleichaltrigen hat, ist er ein Außenseiter. Und das wird ihm gerade erst bewusst. Durch Comics flüchtet er sich in eine Fantasiewelt. Als Peter an einem Sommertag im Freibad auf die 13-jährige Laura und deren Clique trifft, versucht er aus seiner Welt auszubrechen. Dabei lernt er, sein Leben trotz Behinderung in die Hand zu nehmen. (cju)

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