Drei Residenzen an der Lieser

Bald wird an der Stelle respektive in unmittelbarer Nähe des ehemaligen Wittlicher Schlosses das Schloss-Center gebaut. Da lohnt sich ein Blick in die Historie.

 Das St. Markushaus am Standort des kurfürstlichen Hofes aus der Zeit um 1300, links das Restaurant Daus. TV-Foto: Erich Gerten

Das St. Markushaus am Standort des kurfürstlichen Hofes aus der Zeit um 1300, links das Restaurant Daus. TV-Foto: Erich Gerten

Wittlich. In drei kleinen Abhandlungen werden im Trierischen Volksfreund die verschiedenen Residenzgebäude der Trierer Kurfürsten in Wittlich vorgestellt.

Kein ständiger Aufenthalt an der Lieser



Drei Residenzgebäude wurden im Laufe der Jahrhunderte für den Trierer Kurfürst in Wittlich errichtet: Der bischöfliche Hof in der Karrstraße (1300 bis um 1400), die Burg Ottenstein (1424 bis 1647) und das Schloss Philippsfreude (1763 bis 1804), beide am heutigen Schlossplatz. Mit dem Kurstaat Trier war im Mittelalter ein deutscher Kleinststaat entstanden, der sich im 14. Jahrhundert festigte und bis 1803 bestand.

Sein Staatsgebiet reichte im 18. Jahrhundert etwa von Saarburg bis nach Limburg/Westerwald und umfasste neben den Moselgebieten auch größere Teile der Eifel und des Hunsrücks. Wittlich gehörte während der gesamten Zeit bis 1794, als die französischen Truppen den Kurstaat besetzten, zum Kurfürstentum Trier. Für die langfristige Entwicklung Wittlichs entscheidend wurde der Wunsch des Trierer Kurfürsten, Wittlich zu seiner Residenzstadt zu erheben.

Die Bezeichnung Residenzstadt bedeutet nicht, dass der Bischof nun seinen ständigen Aufenthaltsort an die Lieser verlegte. Im Gegenteil - sein Hauptsitz blieb Trier, später dann Koblenz. In Wittlich sowie in den weiteren Hofstädten des späten 18. Jahrhunderts, Engers und Molsberg, hielt er sich bei Bedarf auf. Aber - eine Residenzstadt benötigte eine Wohnung, einen Aufenthaltsort für den Bischof, gleich ob er auf seinen Reisen dort lediglich übernachten wollte oder ob er seinen Aufenthalt in Wittlich ausweitete.

Drei solcher Residenzen entstanden im Laufe der Jahrhunderte. Zunächst war es ein bischöflicher Hof mit Kelterhaus, der Ende Dezember des Jahres 1300 dem Wittlicher Schultheiß Colin in Erbpacht gegeben wurde. Seine Lage dürfte das 1605 erbaute, kurfürstliche Amts- und Wohngebäude derer von Wachenheim-Ufflingen eingenommen haben, das, als Haus Ronde bekannt, 1950/54 infolge nicht reparierter Kriegsschäden abgerissen werden musste. Heute steht hier das St. Markus-Haus, das Gemeindezentrum der Pfarrei St. Markus.

Die umliegenden Straßen namens Untere, Mittlere und Obere Kordel (Kordel, vom lat. "curtile" = zum Hof gehörig) weisen diesen Bereich als das erzbischöfliche Besitzzentrum in Wittlich aus und bilden den Kern der mittelalterlichen Landstadt.

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