Edles aus Holz

WALLSCHEID. Nachdem beide Kinder in die Schule gingen, besann sich Tanja Meeth-Weber auf ihr kreatives Talent. Die Goldschmiedin packte ihr altes Handwerk wieder aus – und fertigt am liebsten Schmuck aus edlen Hölzern.

13 handwerkslose Jahre hat sie hinter sich gebracht, bis sie die alten Werkzeuge und Maschinen wieder auspackte und sich auf das besann, was sie einst in Kaiserslautern gelernt hat. Nach der Schule wollte Tanja Meeth Goldschmiedin werden, absolvierte eine Fachschule, und spürte später in der Praxis, dass sie für den Alltag in einem Juwelierladen nicht geeicht war: Theorie und Praxis waren, wie so oft, ein himmelweiter Unterschied. Gleich im Anschluss machte sie eine kaufmännische Ausbildung, arbeitete in Baden-Baden einige Jahre als Buchhalterin, und zog, als sie zum zweiten Mal schwanger war, zurück nach Wallscheid. Über all die Jahre ließ sie ihr Talent brachliegen.Der Schmuck soll sich von der Masse absetzen

Bis vor wenigen Monaten, als sie, mittlerweile "unterbeschäftigt", weil beide Kinder bis zum Mittag die Schule besuchen, von einer ehemaligen Kollegin gebeten wurde, ihr alles Werkzeug und den Werktisch zu verkaufen. Das war der Impuls, der gefehlt hatte. Neugierig, ob ihr die Goldschmiedearbeit überhaupt noch von der Hand ginge, setzte Tanja Meeth-Weber sich hin und entwarf sofort recht eigenwillige Schmuckkreationen. Was sie schuf, sollte sich von der Masse absetzen. Als Spross einer alten Schreiner-Dynastie versuchte sie sich am Werkstoff Holz: Eben- und Rosenholz, Amaranth und Rio-Palisander, jedes in charakteristischer Farbe, Maserung und Härte. Fichte, Tanne und vergleichbare, preiswertere Gehölze eignen sich nicht für die Schmuckherstellung. "Sie nehmen zu viel Schweiß auf und würden sich rasch verfärben", sagt die Frau, die für Ideen, Design und Ausführung selbst verantwortlich zeichnet. Und das Schönste: "Bei jedem einzelnen Stück, das ich mache, kommen mir zehn neue Ideen, wie ich das nächste Unikat abwandeln kann." Denn Unikate werden sie bleiben, die Ringe, Ohrringe und Colliers, die - noch - im Wohnzimmer in Wallscheid gefertigt werden. Bald bezieht sie eine eigene Werkstatt, erzählt Tanja Meeth-Weber, dann haben Mann und Kinder wieder Ruhe. Obwohl: Gestört hat sie bisher eigentlich niemanden, Familie und Freunde sind im Gegenteil ziemlich begeistert von ihren Fähigkeiten, aus denen sie einen Erwerb zu machen hofft. Die ersten Schritte geht sie gerade. Ein paar schwere Maschinen müssen noch her; einiges fehlt noch, damit sie wirklich alles umsetzen kann, was ihr so vorschwebt. Eine erste Ausstellung im "Café am Maar" in Meerfeld ist in Vorbereitung. Dort wird die Goldschmiedin die ganze Bandbreite ihrer Kreativität präsentieren. Denn außer Holz arbeitet Meeth-Weber gerne mit Silber, Süßwasser-, Zucht- und Schaumkorallenperlen. Diese "Zutaten" versteht sie immer wieder neu zu kombinieren. Für das Café in vulkanischen Regionen hat sie auch den speziellen Wunsch nach Lavaschmuck gerne erfüllt. Und wenn sie müde ist, "zur Entspannung", sagt sie, setzt sie sich mit Schiefer an die Säge. "Gegen die harten Edelhölzer ist Schiefer regelrecht weich."

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