Ehemaliges Hela-Gelände in Wittlich: Fragen und ein kompliziertes Konstrukt

Wittlich · Seitdem die Aufnahmeeinrichtung für Asylbegehrende in Wittlich geschlossen ist, stehen das Gebäude und Gelände des ehemaligen Hela-Markts in der Wittlicher Schloßstraße leer. Wie es weitergeht bleibt rätselhaft, auch weil die Besitzverhältnisse völlig verworren sind.

Noch ist unklar wie das ehemalige Hela-Baumarkt-Grundstück in der Wittlicher Schloßstraße weiter genutzt werden soll. Das Grundstück hatte bis vor kurzem noch das Land Rheinland-Pfalz gemietet, um dort eine Nebenstelle der Aufnahmestelle für Asylbegehrende (Afa) Trier zu betreiben (der TV berichtete mehrfach).

Über die weitere Nutzung des Grundstücks ist derzeit noch nichts bekannt. Der Immobilienverwalter Völkel Company aus Saarlouis, der sich um die Vermietung des Grundstücks kümmert, wollte sich auf TV-Anfrage nicht äußern und leitete diese an die Eigentümer des Grundstücks weiter — ohne Erfolg: Auch vom Eigentümer war keine Antwort zu bekommen.

Mindestens genauso spannend wie es weitergeht, ist das Firmengeflecht des Eigentümers. Das Grundstück gehört der Commercia Grundstücksverwaltung Objekt Wittlich GmbH. Die Gesellschaft hat ihren Sitz in einem Bürokomplex in Düsseldorf. Laut dem elektronischen Bundesanzeiger, einem Portal, auf dem unter anderem alle Gesellschaften mit beschränkter Haftung ihre Bilanz offenlegen müssen, handelt es sich bei der Firma um eine Tochter der niederländischen Aktiengesellschaft Spinoso NV.

Nach TV-Recherche gibt es noch weitere Tochter-Gesellschaften der Spinoso NV in der Region mit einer ähnlichen Namensgebung wie der in Wittlich. Darunter beispielsweise die Commercia Grundstücksverwaltung Bitburg GmbH sowie die Commercia Grundstücksverwaltung St. Wendel GmbH. Offenbar handelt es sich dabei um Firmen, die lediglich im Besitz eines Grundstückes sind und auch nur für diesen Zweck gegründet wurden.

Diese Art von Firmenkonstruktionen haben vor allem steuerliche Gründe, weiß Christoph Fischer von der Steuerkanzlei Fritzen und Fischer. Denn bei dem Verkauf des Grundstücks, das sich im Besitz der Firma befände, würde das ganze Unternehmen verkauft werden und nicht nur das Grundstück. Dadurch könnten beim Verkauf 95 Prozent Körperschaftssteuer gespart werden. Außerdem würden durch diese Art von Konstruktion Risiken wie beispielsweise eine Insolvenz wegen nicht gezahlter Mieten lediglich die Tochtergesellschaft betreffen.

Indes stehen die Gesamtkosten, die das Land für die Einrichtung, Betrieb und Rückbau der Afa-Nebenstelle in Wittlich gezahlt hat, noch nicht fest. "Zu den Gesamtkosten kann noch keine Auskunft gegeben werden. Die Zusammenstellung würde einen größeren Zeitaufwand benötigen, der im Moment wegen anderer prioritärer Aufgaben nicht aufgewendet werden kann", teilte Eveline Dziendziol von der zuständigen Landesbehörde, der Aufsichts- und Dienstleistungsdirektion (ADD) in Trier, mit.

Das vorhandene Mobiliar, das für die Afa-Nebenstelle in Wittlich gebraucht wurde, sei auf die anderen Aufnahmeeinrichtungen verteilt worden und Dinge, die dort aktuell nicht benötigt worden seien, seien verkauft oder eingelagert worden. Die Aufnahmeeinrichtung für Asylbegehrende (AfA) in Wittlich war eine Nebenstelle der Afa Trier. Im November 2015 waren die ersten Flüchtlinge dort untergebracht, die letzten verließen die Wittlicher Einrichtung im Juni 2016. Der Mietvertrag zwischen dem Land und dem Eigentümer des Geländes (siehe Extra) endete zum 31. Januar 2017. EXTRA

Für das Ex-Hela-Gelände in der Wittlicher Schloßstraße gab es bereits viele Pläne, bevor das Land das Gelände inklusive Gebäude gemietet hatte. Unter anderem wollte die Völkel Company auf ihrem Hela-Gelände mehrere Geschäfte und einen großen Supermarkt mit 4000 Quadratmetern ansiedeln, scheiterte aber mit den Plänen. Der Hela-Baumarkt hatte das Gebäude verlassen, als der Globus-Markt im Vitelliuspark eröffnete.
Insgesamt hat die Hela-Immobilie eine Fläche von rund 35 000 Quadratmetern.

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