Ein Buch verändert ein Leben

Das Buch "Fahrenheit - Liebeserklärung an ein Pferd" hat das Leben von Esther Willems-Krämer verändert. Die 39-jährige Hausfrau und Mutter hat dadurch ihren leiblichen Vater gefunden.

 Esther Willems-Krämer mit ihrem Pferd „Fahrenheit“ und mit dem Buch, das wegen Fahrenheit überhaupt entstand. TV-Foto: Erich Gerten

Esther Willems-Krämer mit ihrem Pferd „Fahrenheit“ und mit dem Buch, das wegen Fahrenheit überhaupt entstand. TV-Foto: Erich Gerten

Wittlich. (ger) "Ich hab' einfach mein Manuskript an den Verlag geschickt und 14 Tage später hatte ich Antwort." Was sich so simpel anhört, darauf hoffen jährlich Tausende von Autoren vergebens. Esther Willems-Krämer hat es geschafft. Ihr Manuskript, mal eben so nebenbei geschrieben, wurde im Frühjahr 2009 vom Fischer-Verlag veröffentlicht und trägt den Titel "Fahrenheit - Liebeserklärung an ein Pferd". Fahrenheit ist das Pferd, ein Zweibrücker Wallach, der in Aachen geborenen und seit ihrem zweiten Lebensjahr in Wittlich lebenden Autorin. Ursprünglich ging es der 39-jährigen Hausfrau und Mutter nicht um das Verfassen eines Buches. Wochenlang verbrachte sie viele Stunden bei ihrem schwer verletzten Pferd. "Dadurch hatte ich jede Menge Zeit, über mich und mein Leben nachzudenken." Sie begann, mit Stift und Papier zu schreiben, sozusagen während der Krankenwache. "Eigentlich wollte ich nur so meine Gedanken sortieren. Als ich fertig war, habe ich gedacht, das wäre ein Buch."

Zwischenzeitlich hatte sie eine Schamanin zu Fahrenheit gebracht, dem es immer schlechter ging. Fahrenheit aber weigerte sich, mit der Schamanin zu kommunizieren. Stattdessen geschah das Unglaubliche, aber Wahre, wie Esther Willems-Krämer versichert: "Das Pferd hat mir vermittelt: Ich solle gefälligst an mir selbst arbeiten; ich müsse endlich wissen, wo meine Wurzeln sind."

Nach Rücksprache mit ihrer Mutter trat Überraschendes zutage: Der leibliche Vater von Esther Willems-Kraemer ist noch vor der Geburt nach Brasilien ausgewandert. Das allein ist schon spannend, ein Pferd flüstert einem Mensch zu, was dieser 39 Jahre nicht wusste. Und noch mehr: "Fahrenheit, den ich trösten wollte, hat mir geholfen, hat mich wachgerüttelt. Ich war so wie andere mich sehen wollten, viel zu still, viel zu schüchtern, habe mich immer beeinflussen lassen. Mein Pferd hat mich vor die Wahl gestellt: Alles oder nix. Das hat mir auf allen Ebenen gut getan."

Das Herz vom Ego unterscheiden



Hier endet das autobiografische Buch. Für Esther Willems-Krämer steht fest, und das ist zugleich die zentrale Botschaft ihres Buches: "Kein Mist ist so groß, dass nicht auch was Positives dahinter steckt. Man soll wieder auf die eigene Stimme hören und lernen, das Herz vom Ego zu unterscheiden und darauf vertrauen statt der Masse hinterherzulaufen." Kaum war das Buch auf dem Markt, ging es unvermittelt weiter. Auf dem Wittlicher Altstadtfest 2009 erzählte sie einer Brasilianerin ihre Geschichte. Diese meinte spontan: Deinen Vater finde ich. Zwei Wochen später war es soweit: Vater und Tochter trafen sich, weil der Vater zufällig in Deutschland weilte. Dann die nächste Überraschung: Esther Willems-Krämer weiß seit wenigen Wochen, dass sie drei Halbgeschwister in Brasilien hat. Die Wende in ihrem Leben war vollends eingetreten.

Esther Willems-Krämer: "Fahrenheit - Liebeserklärung an ein Pferd", 120 Seiten; Editon Fischer 2009, Preis: 9,80 Euro.

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