Ein Gefühl wie draußen

WITTLICH. (ger) Hard-Rock im Knast – das ist einerseits Abwechslung und Resozialisierungsmaßnahme für Häftlinge, andererseits machen auch die Mitglieder der Band des Peter-Wust-Gymnasiums Wittlich eine neue Erfahrung.

 Stimmung hinter Gittern – Nach dem Konzert der Rock-Band des Peter-Wust-Gymnasiums in der Justizvollzugsanstalt Wittlich: gut gelaunte Bandmitglieder, rechts JVA-Lehrer Manfred Döring. TV-Foto: Erich Gerten

Stimmung hinter Gittern – Nach dem Konzert der Rock-Band des Peter-Wust-Gymnasiums in der Justizvollzugsanstalt Wittlich: gut gelaunte Bandmitglieder, rechts JVA-Lehrer Manfred Döring. TV-Foto: Erich Gerten

"Wenn du jetzt die Augen zumachst, dann fühlst du dich wie draußen!" Durchaus wehmütig antwortet ein Strafgefangener auf die Frage, wie ihm das Konzert der Rockband des Peter-Wust-Gymnasiums gefalle. 75 Insassen von 450 hatten die Genehmigung erhalten, im Unterrichtsraum der Wittlicher Justizvollzugsanstalt (JVA) das Konzert zu hören. Mehr Platz war nicht vorhanden. Also gab es nicht mehr Genehmigungen. Und auch Verhaltensregeln wurden seitens der Anstaltsleitung ausgegeben, beobachtet von mehreren Vollzugsbeamten. So war "Traubenbildung" untersagt. Die Strafgefangenen blieben brav auf ihren Stühlen sitzen. Konzert in ungewohnter Atmosphäre

Aber sie genossen sichtlich das 90-Minuten-Konzert. Hard Rock war angesagt, ebenso Pop wie "Let me entertain" von Robbie Williams, Musik von Nirvana, aber auch Songs wie "Let it rain" oder "Nacotic" von Liquido sowie "Sommer of 69". E-Gitarren, Bass, Schlagzeug, Keyboard und Gesang brachten unter ungewohnten Bedingungen Atmosphäre in die JVA. Die acht Schüler des Wittlicher Gymnasiums bemerkten sofort die besondere Situation und stellten sich auf Stimmung ohne kreischendes Publikum, sondern eher mit aufmerksamen Zuhörern ein. Im Laufe des Konzerts wurden die Zustimmungspfiffe stärker. Am Schluss schließlich hatte Sänger und Moderator Michael Teusch es doch noch geschafft, die überwiegend jungen Erwachsenen zum spontanen Mitmachen zu gewinnen. Ansonsten unterschied sich das Gefängniskonzert kaum von Rockmusik außerhalb der Gitter. Selbst die Kleidung der Häftlinge war auf Anhieb nicht als Anstaltskleidung zu erkennen. Grüne, rote und blaue T-Shirts wechselten mit weißen Unterhemden oder blauen Hemden. Außerdem trugen die Gefangenen zum größten Teil eigene Turnschuhe. Die sind im Gefängnis erlaubt. Zum Schluss gab es Zugaberufe. Manfred Döring, Lehrer an der Justizvollzugsanstalt, bezeichnete dies als ungewohnt. Selten werde bei Konzerten in der JVA Zugabe gerufen. Döring hat Erfahrung mit Kultur im Gefängnis (siehe Hintergrund). Lehrer Franz-Josef Schäfer von der benachbarten Jugendvollzugsanstalt war so begeistert, dass er gleich mit Personalleiter Rainer Schuler neue Termine für Auftritte der PWG-Band vereinbarte. Schuler war Mitinitiator des Konzertes. Sein Sohn Sebastian spielt in der PWG-Band als Gitarrist. Das nächste Konzert im Gefängnis ist für 8. Dezember angesetzt. Es spielt Jimmy Beat, eine Wittlicher Band mit Musik der 60er und 70er Jahre.

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