Wittlich. (stg) "Ost ist Ost und West ist West, und niemals treffen sich die beiden." Was der Brite Joseph Rudyard Kipling über die Kulturen sagte, trifft im besonderen Maße auf Störche zu. Diese unterteilen sich in Ost- und Weststörche, und keiner trifft jemals den anderen. Denn wenn es Winter wird, ziehen die Oststörche östlich an den Alpen vorbei zum Mittelmeer und fliegen weiter zu ihren Winterquartieren in Südafrika. Ihre westlichen Verwandten hingegen ziehen Rhein und Rhone entlang, biegen Richtung Gibraltar ab und erreichen nach mehr als 6000 Flugkilometern die Elfenbeinküste. In diesen Tagen kehren sowohl Ost- als auch Weststörche in ihre Heimat zurück, und wenn es nach Hildegard Bourassin geht, finden einige der westlichen Exemplare in Wittlich eine neue Heimat. Seit Dezember thront auf dem Schornstein der Alten Ziegelei in Wittlich ein Storchennest. 1,50 Meter im Durchmesser, aus Weide und Eschenholz. Die freiwillige Feuerwehr befestigte das Nest mit einer Drehleiter in 16 Meter Höhe. Nur die Störche fehlen noch, aber die werden, davon ist Hildegard Bourassin überzeugt, schon noch kommen: "Rund um Wittlich werden häufig Störche gesehen. Und die Nistbedingungen dort sind eigentlich ideal." Allerdings werden wohl noch zwei bis drei Jahre vergehen, bis sich die ersten Störche in Wittlich einnisten werden. Das ist Hildegard Bourassin klar - und sie hat auch schon eine Alternative: "Da mache ich mir keine Illusionen, dass das noch dauern kann. Und wenn nach einem Jahr keiner da ist, kaufe ich mir einen Plastikstorch. Die freiwillige Feuerwehr hat gesagt: Wenn nach einem Jahr keiner da ist, setzen wir den Plastikstorch ins Nest." Nun soll ein zweites Nest in Wittlich aufgestellt werden. Auf dem Dach des Demeter Hofs Breit soll die Nistvorrichtung unter tätiger Mithilfe einiger engagierter Wittlicher Handwerker ihren Platz finden.