Ein Spruch - schon fliegen die Fäuste

Wittlich · Sie fühlten sich provoziert und schlugen zu: Zwei junge Männer im Alter von 23 und 21 Jahren sind vom Wittlicher Amtsgericht zu einer Freiheits- beziehungsweise Jugendstrafe von jeweils zehn Monaten auf Bewährung verurteilt worden. Sie hatten im Juni 2014 einen 19-Jährigen nach einem kurzen Streit mit der Faust ins Gesicht geschlagen.

Wittlich. Ein Zufall war es, der die beiden Gruppen an einem Samstagabend Anfang Juni 2014 zusammenführte. Die eine Gruppe: fünf junge Erwachsene, zwei Frauen, drei Männer, die vor dem Calypso in der Friedrichstraße in Wittlich darauf warteten, dass die Lounge ihre Türen öffnet. Die andere Gruppe: drei Männer Anfang 20, die auf ihrem Weg zum Supermarkt Norma am Calypso vorbeikamen. Eine Begegnung, die keine halbe Minute hätte dauern sollen. Dann aber fiel ein Spruch. Eine vielleicht unbedachte, aber offenbar abfällige Bemerkung, die dazu führte, dass die Zufallsbegegnung am Donnerstag ein Nachspiel vor dem Wittlicher Amtsgericht hat.
Wegen gemeinschaftlicher Körperverletzung sind zwei der Männer, die Richtung Norma unterwegs waren, angeklagt. Sie hatten einem 19-Jährigen aus der Gruppe vor dem Calypso mit der Faust ins Gesicht geschlagen. Das bestreiten der 23- und der 21-Jährige auch gar nicht.
Nur, wie kam es dazu? Da gehen die Schilderungen auseinander. Der 19-Jährige habe sie beleidigt, berichtet der 23-Jährige: "Wir sind einfach weitergegangen, doch er hat immer weiter provoziert." "Wir haben uns angegriffen gefühlt", bestätigt sein 21-jähriger Kumpel. "Die sind pöbelnd an uns vorbei", erzählt dagegen das Opfer, "ich habe sie dann gefragt, wem die Pöbeleien gegolten haben, aber da habe ich schon gemerkt, dass ich das besser hätte lassen sollen." Denn die beiden Angeklagten machten kehrt. "Warum sind Sie zurückgegangen?", will der vorsitzende Richter des Jugendschöffengerichts, Josef Thul, von den Angeklagten wissen: "Wer da zurückgeht, nimmt bewusst eine körperliche Auseinandersetzung in Kauf."
Und genau die folgte dann auch. Nur, auf wessen Initiative hin? Auch da gehen die Versionen auseinander. "Der hat mir zuerst eine gepfeffert, der wollte sich großtun vor seinen Freunden", schiebt der 23-Jährige die Schuld auf den 19-Jährigen. "Der hat sofort zugeschlagen", spielt dieser wiederum den Ball zurück. Er sei nach den beiden Faustschlägen ins Gesicht direkt abgehauen, auf die andere Straßenseite, um weiterem Ärger aus dem Weg zu gehen. Er habe anschließend Schmerzen und ein Piepsen im Ohr gehabt. Seine Freundin, die ebenfalls mit dabei war, und zwei weitere Zeugen, die vor dem Calypso standen, bestätigen im Wesentlichen die Schilderungen des Opfers. "Ich glaube, die haben was in den falschen Hals bekommen, als die an uns vorbeigegangen sind", erklärt ein 21-jähriger Zeuge den Ursprung des Streits. "Ich fand das generell Blödsinn von allen Parteien, deswegen habe ich mich da rausgehalten."
Das hätte wohl auch besser der Rest getan, befindet Richter Thul: Er spricht von "ungeschicktem Agieren beider Seiten": "Wer sich vernünftig verhält, der vermeidet so etwas." Doch genau das scheint den beiden Angeklagten auch in der Vergangenheit schon schwergefallen zu sein: Beide sind bereits mehrfach wegen Körperverletzung vorbestraft. Beide standen zuletzt erst im November 2014 vor Gericht. Unter Einbeziehung der Urteile aus dem November bildet das Gericht neue Gesamtstrafen für die zwei Männer: Der 23-Jährige wird zu einer Freiheitsstrafe von zehn Monaten auf Bewährung verurteilt. Der 21-Jährige, der zudem noch angeklagt ist wegen Diebstahls und Sachbeschädigung und die Vorwürfe gesteht, bekommt eine Jugendstrafe von zehn Monaten auf Bewährung.

Meistgelesen
Neueste Artikel
Zum Thema
Aus dem Ressort