Ein Stück Dorfkultur wiederbeleben

Von drei auf null: Von einstmals drei Gaststätten im Wittlicher Stadtteil Lüxem gibt es mittlerweile keine mehr. In der letzten Kneipe wurde der Hahn im vergangenen Jahr zugedreht. Das Ganze bleibt nicht ohne Folgen: Es gibt keine ständige Anlaufstelle mehr, wo man sich zum Bier trinken, Skat kloppen oder zur Diskussion der Dorfpolitik an der Theke treffen könnte. Ein wichtiges Stück Dorfkultur ist verloren gegangen, aber dass soll sich in Lüxem bald ändern.

 Alles was gut ist, kommt wieder: Lüxemer Vereine wollen einen Früh- oder Dämmerschoppen organisieren wo man Karten spielen und Dorfpolitik machen kann. Die Lüxemer Kirmes bietet dazu schon jetzt Gelegenheit. Demnächst soll es auch einen „Tag der Dorfgemeinschaft“ geben. TV-Foto: Christine Catrein

Alles was gut ist, kommt wieder: Lüxemer Vereine wollen einen Früh- oder Dämmerschoppen organisieren wo man Karten spielen und Dorfpolitik machen kann. Die Lüxemer Kirmes bietet dazu schon jetzt Gelegenheit. Demnächst soll es auch einen „Tag der Dorfgemeinschaft“ geben. TV-Foto: Christine Catrein

Wittlich-Lüxem. Des einen Freud, des anderen Leid: In den vergangenen 30 Jahren haben sich überall in den Dörfern und Stadtteilen die Vereine um eigene Räume bemüht. Jetzt trifft man sich im Vereinshaus und nicht mehr in der Kneipe. "Der Sportverein trifft sich im Vereinshaus am Sportplatz, der Musikverein hat in der Schule ein Proberaum. Die Feuerwehr kommt in ihrem Gerätehaus zusammen und der Kirchenchor probt im Pfarrheim", schildert der ehemalige Lüxemer Ortsvorsteher Helmut Konrad die Lage in seinem Stadtteil. "Ich gönne jedem einzelnen Verein seinen Raum oder sein Vereinshaus und will das mit Sicherheit nicht madig machen", stellt Konrad klar. Ihm geht es darum, auf die Folgen dieser Entwicklung aufmerksam zu machen, und die sind offensichtlich. "Früher haben sich all die Vereine und Gruppen in den Gaststätten getroffen. Anschließend hat man sich bei einem Glas Bier noch unterhalten und kam da auch ins Gespräch mit anderen aus dem Dorf. Das hat natürlich zusammengeschweißt." Heute trifft sich jeder Verein in seinen eigenen Räumen. Einen Austausch von Vereinsmeier zu Vereinsmeier gibt es da nur noch übers Telefon. Auch in seiner Funktion als Bürgermeister wusste Helmut Konrad die Gaststätten zu schätzen. "Viele tun sich schwer, den Ortsvorsteher anzusprechen oder ihn zu besuchen. In der ungezwungenen Atmosphäre in einer Gastwirtschaft konnte man da schon vieles klären." Und nicht zuletzt kann ein Ortsvorsteher oder Bürgermeister in den Kneipen austesten, wie die Stimmung im Ort für oder gegen eine bestimmte Politik ist. Vor allem ältere Bürger vermissen die Gaststättenkultur. "Die jüngeren besuchen Szene-Kneipen in der Stadt, treffen sich in Diskotheken oder fahren zu Veranstaltungen in der Umgebung., sagt Konrad.Frühschoppen im Pfarrheim

Sein Nachfolger Peter van der Heyde sieht die Lage ähnlich und beschäftigt sich zur zeit damit, Lösungen zu finden. "Ich treffe mich seit einigen Wochen mit Ansprechpartnern von Vereinen. Wenn diese Gespräche abgeschlossen sind, wird ein Konzept erarbeitet." Mehr will van der Heyde noch nicht verraten. Die Sache läuft aber wohl darauf hinaus, dass es im Pfarrheim zu bestimmten Zeiten eine Art Frühschoppen oder Dämmerschoppen geben soll, der dann von den Vereinen organisiert wird. Spruchreif ist dagegen ein anderes Projekt, mit dem die Einwohner zusammengebracht werden sollen: Am 16. September gibt es den ersten "Tag der Dorfgemeinschaft". Ortsbeirat, Pfarrgemeinde und die örtlichen Vereine laden dazu alle Einwohner auf den Festplatz ein. Dort gibt es nach einer gemeinsamen Messe einen Mittagstisch und ein Konzert mit dem Musikverein. Außerdem präsentieren sich der Sportverein und die Feuerwehr. Als Schmankerl gibt es für alle Interessierten eine Dorfführung. "Mit dieser Veranstaltung wollen wir das Wir-Gefühl stärken", sagt Peter van der Heyde. "Einerseits können wir das Rad nicht zurückdrehen, andererseits müssen wir uns als Verantwortliche auch mit den Folgen einer Entwicklung beschäftigen. Ich hoffe, dass wir mit den geplanten Aktionen die Lüxemer wieder mehr zusammenführen können."

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