Ein Ürziger will Weltmeister werden

Traben-Trarbach/Ürzig/Bernkastel-Kues · Große Vorfreude: Die Bronzemedaille hat sich Matthias Bernahrndt aus Ürzig (Landkreis Bernkastel-Wittlich) bei der Deutschen Meisterschaft (DM) in Bergisch Gladbach gesichert. Sein nächstes Ziel: Er will bei der Karate-Weltmeisterschaft (WM) für Menschen mit Behinderungen Weltmeister werden - und das obwohl er noch vor eine m Jahr ans Aufhören dachte.

Traben-Trarbach/Ürzig/Bernkastel-Kues. Als der Hallensprecher bei der Deutschen Meisterschaft (DM) in Bergisch Gladbach verkündet, dass Matthias Bernahrndt zusammen mit dem amtierenden Weltmeister Marvin Nöltge den dritten Platz belegt, springt er seinem Trainer Jörg Baumgarten in den Arm und schreit seine Freude hinaus. Auch seine extra aus Wittlich angereiste Mutter wird ebenfalls auf der Tribüne umarmt.
Intensive Trainingseinheiten


Dass der geistig behinderte Bernahrndt die Bronze-Medaillie gewonnen hat, verdankt er vor allem seinem gesetzlichen Betreuer und Trainer Jörg Baumgarten, der ihn wieder im August 2015 für das Karatetraining motivieren konnte, nachdem Bernahrndt schon seine Karate-Utensilien verkaufen wollte. Daraufhin gab es intensive Trainingseinheiten zweimal wöchentlich im VfL Karate-Verein Traben-Trarbach mit den beiden Vereinstrainern Markus Pieper und Jörg Baumgarten. Dann kam der 33-Jährige beim Barbarossa-Cup in Kaiserslautern aufs Siegertreppchen, er hatte den zweiten Platz belegt.
Matthias Bernahrndt steht nun vor dem größten Erfolg seiner Karate-Karriere, denn mit dem erreichten dritten Platz bei der DM hat er sich für die Weltmeisterschaft qualifiziert, die in Linz ausgetragen wird. Dort kann er dann zum ersten Mal Weltmeister werden.
Die Geschichte von Matthias Bernahrndt zeigt, wie der Sport einen Menschen verwandeln kann. Wie er einen, der sich oft klein und schwach gefühlt hat, groß und stark machen kann. Matthias Bernahrndt hat eine Hyperkinetische Störung sowie Aufmerksamkeitsstörung. Als er vor gut sechs Jahren mit Karate anfing, war er sehr zurückhaltend und schüchtern, erinnert sich sein Trainer Jörg Baumgarten. Und jetzt ist der 33-Jährige auf dem Weg zum Weltmeistertitel. Seine beiden Trainer sagen, Bernahrndt sei unheimlich selbstbewusst geworden, er gehe mittlerweile aus sich heraus, und er gehe auf Leute zu. Im Training zeigt Bernahrndt anderen Sportlern, wie ihre Übungen richtig funktionieren. Auch seiner Tätigkeit in einer Fischerei des Klosters Himmerod durch die Werkstätten für behinderte Menschen (WfbM) geht er gerne nach.
Natürlich hat der Trainer es mit seinem Schützling nicht immer leicht gehabt. Er muss ihm alles häufiger und langsamer erklären als nichtbehinderten Sportlern. Er muss damit leben, dass er viel öfter wieder am selben Punkt anfangen muss. Jörg Baumgarten: "Behinderten etwas beizubringen, das ist ein Wahnsinnsweg. Es ist ein Geduldsspiel." Mit der Zeit hat Baumgarten dieses Spiel immer besser gelernt. Irgendwann erfuhr er, wie sehr visuelles Training den Behinderten vor Meisterschaften helfe. Also filmte er Matthias Bernahrndt während seiner Kata-Vorführung, zeigte Bernahrndt dann das Video und besprach mit ihm die Kata (ein Ablauf von Abwehr- und Angriffstechniken gegen einen imaginären Gegner). Seine beiden Trainer Baumgarten und Pieper spüren immer wieder, wie gut Matthias Bernahrndt mittlerweile in der Karate-Welt integriert ist. Durch die zahlreichen Lehrgänge, die er mittlerweile besucht kennen ihn viele Spitzenathleten bereits.Während der WM in Linz wohnt er mit der Deutschen Nationalmannschaft für Menschen mit Behinderung in einem tollen Hotel. Manchmal ist seine Karate-Karriere für Bernahrndt wie ein wunderbarer Traum. red

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