Ein offenes Ohr für alle Bürger

Wittlich · Manfred Raatz ist seit 1969 in den Polizeidienst. In Bombogen hat er mit viel Einsatz und kulturellem Verständnis bei der Integration der russischen Jugendlichen mitgewirkt. Im interkulturellen Beirat und bei der Fachstelle gegen häusliche Gewalt arbeitet er mit. Auch Verkehrserziehung gehörte zu seinem Arbeitsschwerpunkt. Jetzt geht er in Pension.

Wittlich. "Das ist ein guter Polizist, von der Sorte sollte es mehr geben", so ruft eine junge Frau Manfred Raatz auf der Straße hinterher. "Das passiert mir momentan öfter, seit sich herumgesprochen hat, dass ich Ende des Monats in den Ruhestand gehe, sprechen mich viele Leute an", erklärt Manfred Raatz, Polizeihauptkommissar. 30 Jahre Streifdienst hat der freundlich lächelnde Endfünfziger bereits hinter sich, und Einiges erlebt. Besonders intensiv waren die Jahre ab 2001, als er schwerpunktmäßig in Bombogen eingesetzt war, um dort die Jugendkriminalität durch die Aussiedler zu reduzieren. Manfred Raatz erklärt: "Es galt vor allem Vertrauen aufzubauen, und Vorurteile zur Polizei abzubauen."
Dazu hat sich Manfred Raatz mit der Kultur der Russlanddeutschen auseinandergesetzt. "Ich habe mir lange überlegt, wie ich an die Jugendlichen herankomme und mir einige Dinge zurecht gelegt. So bin ich beispielsweise immer in Uniform erschienen, habe die Gruppe und keine Einzelpersonen angesprochen und bei Behördenarbeit Hilfestellung gegeben, und das hat funktioniert."
In einem Fall haben Jugendliche beispielsweise an einer Schutzhütte gefeiert, und dabei ist Holz geklaut worden. Damit es nicht zur Anzeige kam, hat Manfred Raatz mit den beiden Veranstaltern der Party gesprochen, ist mit ihnen gemeinsam zum Geschädigten, jeder hat zehn Euro gegeben: "Und so war die Sache aus der Welt, und es hat keine Anzeige gegeben", berichtet der Polizeikommissar.
Inzwischen ist es in Bombogen was die Kriminalität angeht, sehr ruhig geworden. Jürgen Riemann, stellvertretender Dienststellenleiter der Polizeiinspektion Wittlich: "Die Arbeit aller Beteiligten hat gut funktioniert und es gibt schon seit Jahren keine besonderen Vorkommnisse mehr." Neben der Arbeit in Bombogen, hatte Manfred Raatz einen Arbeitsschwerpunkt im Bereich häusliche Gewalt, und beim interkulturellen Dialog. Auch da hat er sich intensiv mit der Kultur der Muslime, durch Fachliteratur und Gespräche, auseinander gesetzt. Die Arbeit im Bereich der Gewalt in engen sozialen Beziehungen ist ihm oft sehr nahegegangen. Deshalb hat er zum Ausgleich auch gerne Verkehrserziehung an Schulen gemacht und eine Kolumne im Trierischen Volksfreund. "Da konnte ich mich dann zurückziehen, mich mit den Paragraphen des Verkehrsrechts auseinander setzen und so ein wenig die anderen Themen verarbeiten."
Vermissen wird der 1,87 Meter große Opernliebhaber den vielfältigen Gesprächskontakt mit den Menschen. "Wenn ich in Wittlich durch die Fußgängerzone gegangen bin, und mit den Rentnern über die Lokal- und Weltpolitik gesprochen habe, oder mit Kindern und Eltern an den Schulen, das wird mir fehlen." Mehr Zeit wird er dafür in Zukunft zum Radfahren, Wandern, Opern und Instrumentalmusik hören haben.

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