Eine fast normale Baustelle

Von der Trierer Landstraße aus können Autofahrer und Fußgänger kaum erkennen, wie es mit den Arbeiten auf der Baustelle zur größten Justizvollzugsanstalt (JVA) in Rheinland-Pfalz vorangeht. Über die neuen, 5,50 Meter hohen Mauern aus Sichtbeton gibt es kaum mehr als die vier in den Himmel ragenden Kräne zu sehen. Dabei ist der fünfgeschossige Rohbau teilweise schon hochgezogen.

Wittlich. Sein Handy klingelt oft. Fast ebenso oft lautet die erste Frage: "Kannst du mal gerade kommen?" Eckhard Spiekermann, Bauleiter vom zuständigen Landesbetrieb Liegenschafts- und Baubetreuung (Landesbetrieb LBB), schüttelt bei dieser Frage regelmäßig den Kopf. Denn auf der Großbaustelle für den Erweiterungsbau direkt neben der "alten" Justizvollzugsanstalt in der Trierer Landstraße ist "gerade" ein relativer Begriff. "Gerade" - das können schon mal 15 Minuten sein. Die Wege sind lang auf dem etwa fünf Hektar großen Baustellengelände. Rund zehn Kilometer legt Spiekermann täglich zurück. Das hält fit. Geklotzt wird von 6 bis 18.30 Uhr

Etwa 150 Arbeiter hat er gemeinsam mit Projektleiter Thomas Thielen, ebenfalls vom Landesbetrieb LBB, zu beaufsichtigen, von morgens 6 bis abends um 18.30 Uhr wird rangeklotzt. Und die Arbeiten schreiten gut voran - trotz der verregneten Sommermonate. "Wir liegen gut im Zeitplan", sagt Spiekermann. Der Rohbau des neuen Haftgeländes wird voraussichtlich planmäßig bis Ende Januar 2008 abgeschlossen sein, bis Mitte 2009 soll der Erweiterungsbau neben der alten JVA mit neuer Pforte, Krankenhaus-, Verwaltungs- und Zellentrakt fertiggestellt sein. Die Gesamtkosten des ersten Bauabschnitts - inklusive Baunebenkosten und Mehrwertsteuer - sollen 78 Millionen Euro betragen. Anschließend beginnen im zweiten Bauabschnitt die Umbau- und Sanierungsarbeiten in der alten JVA. Das Ende des dritten und letzten Bauabschnitts ist für das Jahr 2016 anvisiert. "Zurzeit wird der Masterplan überarbeitet", sagt Thielen. Als Nahziel innerhalb des ersten Bauabschnitts werden zunächst einmal bis zum Winter die Zellenfenster des ersten Hafttrakts eingesetzt und die Leitungen so weit verlegt sein, dass mit der Winterbeheizung begonnen werden kann. Die Arbeiten laufen dann auch bei Minus-Graden ohne Unterbrechung durch.An manchen Fenstern gibt es schon Gitter

Auch das Krankenhausgebäude ist im Rohbau schon fast abgeschlossen. Die Pforte nimmt bereits Formen an. Nur das Verwaltungsgebäude direkt hinter der Pforte existiert noch nicht, aber der zweigeschossige Bau ist schnell hochgezogen. Selbst die einzelnen Zellen nehmen schon genaue Formen an: Rund zehn Quadratmeter werden sie groß sein, inklusive der abgetrennten Toiletten. In manchen Unterkünften sind sogar schon die Fenster und Gitter angebracht. Ein bisschen anders als auf "normalen" Baustellen gehe es schon zu, sagen Bauleiter Spiekermann und Projektleiter Thielen. Abgesehen von der Dimension des Neubaus nennt Spiekermann zuerst den höheren Organisationsaufwand. "Sämtliche Pläne, die die Firmen erhalten, müssen später wieder an den Landesbetrieb LBB gehen", ergänzt Thielen. Nichts darf in falsche Hände geraten. Auch im Detail ist Vorsicht angesagt: "Manchmal ist ein Umdenken nötig", sagt Spiekermann, "zum Beispiel gilt hier generell die Regel: Fugen gibt es nicht." Kein Gefangener soll Gelegenheit haben, Waffen, Drogen oder Sonstiges in seiner Zelle zu verstecken. Weitere Unterschiede zu anderen Bauprojekten: Die Baustelle wird rund um die Uhr bewacht: Nach Feierabend kontrolliert das Wachpersonal einer Sicherheitsfirma mit drei Hunden, ob alles mit rechten Dingen zugeht. In allem anderen aber, so Spiekermann, sei es "eine Baustelle wie jede andere".

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