Eine widersprüchliche Botschaft

"Finde dich selbst": Zu Seminaren mit diesem Titel wird auf im Stadtgebiet verteilten Flugblättern unter anderem geworben. Auf den ersten Blick könnte man glauben, es handle sich um eine Veranstaltung der Katholischen Kirchengemeinde, was jedoch nicht stimmt.

Wittlich-Lüxem. (sos) Wenn ein Seminar in der "Katholischen Kirchengemeinde Lüxem" angekündigt wird, ist der Gedanke nicht weit, es handle sich um ein Angebot derselben. So ergeht es manchem mit derzeit in Wittich beworbenen Seminaren, bei denen es um Glaubensfragen geht. Doch welche Gemeinschaft sich hinter dem Angebot, das keinen offiziellen Veranstalter nennt, verbirgt, ist im halb deutsch, halb kyrillisch gedruckten Flugblatt nicht ersichtlich. Eine angegebene Handynummer hilft nicht weiter. Und was hat die als Adresse abgedruckte "Katholische Kirchengemeinde" in Lüxem damit zu tun? Eigentlich nichts. "Für ein Seminar mit dem Thema ,Finde Dich selbst' hat Frau Elena Klein das Pfarramt Wittlich-Lüxem für Samstag, 19. April von neun bis zwölf Uhr vertraglich angemietet", sagt Dechant Rudolf Halffmann, "Dieses Seminar ist keine Veranstaltung der Katholischen Kirchengemeinde Lüxem. Beim Abschluss des Vertrages sahen wir auch keine Veranlassung, das Seminar inhaltlich zu überprüfen." Die Namen der Seminarredner findet man im Internet im Zusammenhang mit "ITL Godembassy" (Botschaft Gottes), die laut Eigendarstellung den "Aufbau von Mega-Kirchengemeinden" in Europa plant. Matthias Neff, Referent für Weltanschauungsfragen und Sekten beim Bischöflichen Generalvikariat Trier, informiert: "Vermutlich handelt es sich bei den Veranstaltern dieses ,Seminars' um Anhänger des nigerianischen Predigers Sunday Adelaja, der in Kiew eine christlich-fundamentalistische ,Megachurch' gegründet hat. Im Raum Wittlich hat er offenbar einige vor allem russischsprachige Anhänger, die mit diesem ,Seminar' offenbar für ihre Gruppe missionieren wollen." Zu der "Megachurch" gebe es aufgrund deren christlich-fundamentalistischer Ausrichtung seitens des Bistums Trier keinen Kontakt, eine ökumenische Zusammenarbeit sei mit dieser Gemeinde nicht möglich. Bei dem Seminar handele es sich, anders als die Veranstalter schreiben, weder um eine Veranstaltung der Pfarrei noch um eine Veranstaltung, die von der Pfarrgemeinde oder vom Bistum Trier unterstützt oder empfohlen werden könne, sagt Matthias Neff. Hätten sich die Veranstalter gegenüber der Pfarrei zu erkennen gegeben, wäre der Mietvertrag nicht zustande gekommen." Der TV hat auf Fragen an die auf den Flugblättern angegebenen Mailadresse keine Antwort erhalten.

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