Einkauf zwischen Staub und Rüttlern: Baustelle rund um den Schlossplatz beeinträchtigt Gewerbetreibende und Kunden
Wittlich · Wer schön sein will, muss leiden: Das Sprichwort beschreibt die Strapazen der Gewerbetreibenden rund um den Schlossplatz, deren Geschäfte durch die Neugestaltung des Areals derzeit stark beeinträchtigt sind. Baumaschinen und Staub, die Einbahnstraßenregelung sowie verengte oder gesperrte Fußwege machen Kunden und Händlern das Leben schwer.
Mittag am Schlossplatz: Abdullah Atca führt sein elektrisches Dönermesser, mit dem er dünne Fleischscheiben schneidet, entlang des brutzelnden Drehspießes. Vor der Ladentheke seines Restaurants King Döner am Schlossplatz warten vier Jugendliche auf ihr Essen. "Die erwachsenen Kunden fehlen, seit der Schlossplatz mit seinen 40 Parkplätzen aufgerissen wurde", sagt der Gastronom. "Jetzt kommen nur noch Schüler und Jugendliche, denen der Weg um die abgesperrte Baustelle nicht zu mühselig ist."
Viele Stammkunden, die den Imbiss ehemals in der Mittagspause mit dem Wagen anfuhren, habe er seit Beginn der Bauarbeiten Anfang März nicht mehr gesehen, sagt Atca. "Die geschäftlichen Einbußen seit Baubeginn liegen bei 50 Prozent", schätzt der Imbissbetreiber.
Vor seiner Ladentür halten drei Taxifahrer ein Schwätzchen. Wegen der Baustelle wurde ihr Haltepunkt, an dem sie auf Abruf oder Kundenansprache warten, von dem Platz an der Schlossgalerie auf die andere Seite der Baustelle neben den verbleibenden Einbahnfahrstreifen am Rande des Schlossplatzes verlegt. "Die Kunden sagen, durch den Umweg und den Staub, den die Baustelle mit sich bringt, ist es umständlich geworden, die Taxis zu erreichen", weiß Taxifahrer Leon Bemelmans. "Zudem müssen wir jetzt Umwege fahren, wenn wir die Ärzte und Friseure in Richtung der Neustraße anfahren", sagt Bemelmans. Denn die Einbahnstraßenregelung zwingt die Taxifahrer zu Umwegen. Bemelmans: "Die Fahrgäste kostet das Geld." Frank Hauprich, der ein Versicherungs- und Immobilienbüro in der Ladenzeile am Schlossplatz betreibt, stören die Bauarbeiten hingegen kaum. "Wir leben weniger von der Laufkundschaft. Die Leute, die zu uns wollen, kommen trotz der Bauarbeiten", sagt Hauprich.
Hoffen auf Erhalt des Fußweges
In der Schlossgalerie auf der anderen Seite der Baustelle, bedient Sarah Schwarz, Filialleiterin des Bekleidungsunternehmens C&A Kunden. "Es ist laut und der Boden vibriert, wenn nebenan die Rüttelplatten geschoben werden", sagt sie. "Der vordere Eingang, der nur noch über einen schmalen Fußweg entlang der Baustelle zu erreichen ist, wird kaum mehr genutzt.", weiß die Filialleiterin: "Die Baustelle schränkt unser Geschäft bis zu 20 Prozent ein." Außerdem habe sich die Warenanlieferung verkompliziert. Schwarz: "Ich hoffe nur, der schmale Fußweg, der von der Innenstadt zur Galerie führt, bleibt geöffnet."
Vor den Türen ihres Geschäfts ist die Neugestaltung des Schlossplatzes in vollem Gange. "Man kann den Arbeitern nicht unterstellen, dass sie faulenzen", sagt Taxifahrer Bemelmans, "Die schaffen wirklich zügig."
Derzeit laufen die Pflasterarbeiten an der Baumallee für Fußgänger entlang der Schlossgalerie, von der - in Richtung Innenstadt - bereits ein schmaler Streifen begehbar ist. Auf der anderen Straßenseite, wo ehemals Bäume standen unter denen ein Gehweg entlang führte, werden keine Fußgänger mehr entlang geleitet: Sie sollen sich künftig ausschließlich an den beiden Platzseiten bewegen. Auch der ehemalige Parkbereich wird neu gegliedert und hat künftig 51 statt bislang 43 Stellplätze.
Ab heute, Montag, bis Dienstag, 26. Mai, werde der Schlossplatzbereich für den Verkehr voll gesperrt, sagt Jan Mußweiler, Pressesprecher der Stadtverwaltung Wittlich. Da ein Kanal gelegt werde, sei innerhalb dieses Zeitraums selbst die derzeitige Einbahnstraßenregelung nicht aufrecht zu erhalten. Gleiches gilt für die Zeit von Mittwoch, 27. Mai, bis Freitag, 29. Mai, wenn die Asphaltschicht der Schlossstraße aufgetragen wird. Umleitungen werden eingerichtet und ausgeschildert.
Bis zur Säubrennerkirmes Mitte August soll alles fertig sein und das geschichtsträchtige Areal, in dessen Umgestaltung die Stadt 1,35 Millionen Euro investiert hat, in neuem Glanz erstrahlen.Extra
Agnes Koch, Osann-Monzel: "Man darf nicht meckern, sondern muss die positive Veränderung sehen. Zudem ist jeder zusätzliche Schritt, den die Umwege erfordern, gesund." Stefanie Berg, Großlittgen: "Mich persönlich stören die Arbeiten nicht. Aber der schmale Gehweg ist für Eltern mit Kinderwagen nervig, da man nicht mehr aneinander vorbeikommt." Helga Thiel, Riol: "Es muss erledigt werden. Wenn man einen schönen Schlossplatz will, muss man die Bauarbeiten aushalten." Jutta Holz, Wallscheid: "In der Mittagspause, wenn ich ab und an kurz in die Schlossgalerie reinspringe, habe ich jetzt Probleme einen Parkplatz zu finden." (cmo)/TV-Fotos(5): Christian Moeris
