Einst galt es als gesund, jetzt wird gewarnt

Zum wiederholten Mal wurde den Dreisern nun bescheinigt, dass ihre St. Martin-Quelle kein Trinkwasser führt. Dabei hätte der Drees-Brunnen, der Dreis seinen Namen gab, den Ort fast zum Kurort gemacht.

 Das Wasser des Drees-Brunnen in Dreis hat einen zu hohen Anteil an Arsen.TV-Foto: Marion Maier

Das Wasser des Drees-Brunnen in Dreis hat einen zu hohen Anteil an Arsen.TV-Foto: Marion Maier

Dreis. "Kein Trinkwasser" — Schilder mit dieser Aufschrift werden am Drees-Brunnen nicht nur immer wieder von Unbekannten entfernt, sie werden auch immer wieder ignoriert. Bürgermeister Klaus Steffgen und auch andere Dreiser sagen: "Aus dem Drees-Brunnen wird nach wie vor getrunken."Und das, obwohl eine Laboruntersuchung aktuell wieder bestätigte, was bereits seit mehreren Jahren klar ist: Das Wasser des Drees-Brunnens überschreitet die Trinkwasser-Grenzwerte von Arsen, Eisen, Mangan und Natrium zum Teil um ein Vielfaches (siehe Extra). Laut Fachleuten sind erhöhte Werte bei Arsen und Eisen bei Wasser aus tieferen Schichten durchaus üblich. Bürgermeister Steffgen hatte die Analyse bei den Trierer Stadtwerken in Auftrag gegeben, weil er immer wieder auf den Brunnen angesprochen worden war.

Heilmittel gegen Magenprobleme

Dass heute davor gewarnt wird, das Wasser als Trinkwasser zu nutzen, erstaunt angesichts der Geschichte. Früher bediente sich ganz Dreis an dem Brunnen, und sogar die Menschen aus der Umgebung kamen, um sich Kanister abzufüllen. Das Wasser ist dafür bekannt, mehr zu können, als nur Durst zu löschen. So soll es nach dem Genuss von Alkohol für einen frischen Kopf sorgen und dem Heidelichkuchen, der mit Buchweizen (im Dialekt Heidelich oder Hedelisch) gemacht wird, den ganz eigenen Geschmack geben. Früher nutzten die Bauern das Wasser, um die Sensen damit zu schärfen.

Paul Stoffel, Verfasser der Dreiser Ortschronik, erinnert daran, dass dem Wasser in den sechziger Jahren noch heilende Wirkung bescheinigt wurde und es deshalb sogar Überlegungen gab, aus Dreis einen Kurort zu machen.

Er trank das Drees-Wasser und wurde 105 Jahre alt

Laut einem Gutachten von Professor Victor R. Ott von der Uni Gießen von damals sollte das Drees-Wasser bei Übersäuerung des Magens sowie bei Erkrankungen der Gallen- und Harnwege helfen. Äußerlich angewendet empfahl der Professor es bei zu hohem Blutdruck und peripheren Durchblutungsstörungen. Vom Bundesinstitut für Arzneimittel und Medizinprodukte, das für die Zulassung von Heilwasser zuständig ist, heißt es hingegen zu den aktuell gemessenen Werten: "Die vorgelegten Analysenwerte sind nicht ausreichend, um eine Aussage über die Unbedenklichkeit des Wassers oder Einstufung als Heilwasser zu machen. Jedoch können wir nur darauf hinweisen, dass der Gehalt an Arsen für diesen Brunnen sehr hoch ist. Dies ist weder für ein Trinkwasser noch für ein Heilwasser zulässig."

Doch wie gesundheitsgefährdend ist das Wasser wirklich? Stoffel sagt: "Der Altersdurchschnitt in Dreis ist sehr hoch. Vor etwa zehn Jahren hatten wir auch einen 105-Jährigen hier, der das Wasser regelmäßig getrunken hat." Solche Hinweise lassen zwar leichte Zweifel an der wissenschaftlichen Einschätzung des Wassers aufkommen, allerdings belegen sie nichts. Selbst wenn sich Stoffels Aussagen durch Statistik untermauern ließen, ist ein Zusammenhang mit dem Drees-Wasser damit noch lange nicht belegt. Aktuelle Analyse Die aktuelle Analyse des Drees-Brunnen-Wassers ergab: Natrium 426,2 mg/l (Grenzwert: 200 mg/l), Eisen 6,18 mg/L (0,2 mg/l), Mangan 0,249 mg/l (0,05 mg/l), Arsen 31,9 mücro-g/l (10 mücro-g/l), Calcium 116 mg/l, Magnesium 68,4 mg/l, Kalium 15 mg/l, Kupfer 0,02 mg/l, Zink 0,01 mg/l. (mai)Geschichte Die St. Martin-Quelle in Dreis hat eine lange Geschichte. Dreis wurde im Jahr 785 erstmals erwähnt, aber Siedlungen gab es dort wohl schon lange vorher, Chronist Paul Stoffel vermutet wegen der Wasservorkommen. Um 1900 noch soll das Wasser an mehreren Stellen in Dreis aus der Erde gequollen sein. Der erste Drees-Brunnen stand in der Mühlenstraße. 1965 wurde er in die Brückenstraße verlegt, wo er bis heute vor dem Alten Stierstall steht. In den sechziger Jahren ließ die Gemeinde mehrere Wasseranalysen vornehmen, die dem Drees-Wasser therapeutische Wirkung bescheinigten. Laut Stoffel sah man aber davon ab, aus Dreis einen Kurort zu machen, weil der Markt durch die vielen Ferienzentren an der Mosel und in der Eifel übersättigt schien. (mai)

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