Erinnern als gemeinsame Aufgabe leben

Heute startet in Wittlich eine Veranstaltungsreihe zu jüdischem Leben anlässlich des 70. Gedenktags an den 9. November 1938. Viele Einrichtungen beteiligen sich und wollen die Erinnerungsarbeit langfristig anlegen und miteinander abstimmen.

Wittlich. 2008 ist 70. Gedenkjahr an den 9. November 1938, dem Tag, an dem die Nationalsozialisten jüdische Einrichtungen zerstörten. Aus diesem Anlass gibt es in Wittlich eine Veranstaltungsreihe zu jüdischem Leben. Die Initiative ging von Stadt und Kulturamt aus, mit dabei sind sämtliche Schulen, das Bündnis für Menschlichkeit und Zivilcourage Bernkastel-Kues, die Jüdische Kultusgemeinde Trier, die Jugend- und Präventionsarbeit (Kreis Bernkastel-Wittlich), das Emil-Frank-Institut, das Haus der Jugend, der Arbeitskreis Jüdische Gemeinde Wittlich, die Stadtbücherei sowie die Internationale Schule für Holocaust-Studien "Yad Vashem". "Die Kooperation ist wichtig, denn mit mehreren erreicht man mehr", sagt Justinus Maria Calleen, Leiter des Kulturamts Wittlich. "Ziel ist es, eine breite öffentliche Debatte anzuregen und Erinnerungsarbeit langfristig anzulegen." Die Arbeit sei wichtig, weil "erst Erinnerung Bewusstsein schafft".Die Einrichtungen bieten bereits seit Jahren eigene Veranstaltungen an. "Sinn der Kooperation ist, dass wir Termine und Angebote abstimmen, damit wir uns nicht überschneiden", sagt Anya Peters vom Haus der Jugend. Bisher stehen noch nicht alle Termine und Projekte für dieses Jahr fest. Am 21. Februar wird es ein weiteres Treffen aller Beteiligten geben. "Es ist auch wichtig, dass wir 2008 nicht mit Veranstaltungen überfrachten, sonst nimmt das öffentliche Interesse ab", sagt Calleen. Die Planung reicht bis ins Jahr 2010. Kulturamt und Emil-Frank-Institut planen dann Veranstaltungen zu den Themen "100 Jahre Wittlicher Synagoge" und "700 Jahre Juden in Wittlich".Ein Schwerpunkt der angestoßenen Kooperation soll auf der Arbeit mit Jugendlichen liegen. "Wir wollen die Jugend erreichen, ihr die Verbrechen anhand von Einzelschicksalen nahebringen", erläutert Calleen. "Die Zahl sechs Millionen getötete Juden ist schwer fassbar." Das Engagement begrüßt Benz Botmann, Vorsitzender der jüdischen Kultusgemeinde Trier: "Es ist eine gute Idee, mehr Veranstaltungen in den Schulen zu machen." Dass die jüdische Erinnerungsarbeit in Wittlich fortan koordiniert werde, freut ihn. Fest steht die Auftaktveranstaltung. Am heutigen Samstag, dem Vorabend des Holocaust-Gedenktags, wird die Ausstellung "Der Zionismus in der Musik" um 20 Uhr in der Wittlicher Synagoge eröffnet. Im Kintim-Kino läuft am 30. Januar und 6. Februar der Film "Der Pianist". In Arbeit ist eine Broschüre, die sämtliche Termine auflistet.

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