Erinnern an die Unmenschlichkeit

Anlässlich des 70. Jahrestags der Pogromnacht am 9. November plant die Stadt Wittlich, den Opfern zu gedenken. Die Klasse 10b der Dualen Oberschule (Dos) will an verschiedenen Stellen in der Stadt Nachahmungen von Gesetzestexten aus der NS-Zeit platzieren.

 Die Juden wurden im Zweiten Weltkrieg unter anderem mit solchen Schildern ausgegrenzt. Mit der Aktion in Wittlich wollen die Schüler der Dualen Oberschule wieder darauf aufmerksam machen. Foto: Yad Vashem

Die Juden wurden im Zweiten Weltkrieg unter anderem mit solchen Schildern ausgegrenzt. Mit der Aktion in Wittlich wollen die Schüler der Dualen Oberschule wieder darauf aufmerksam machen. Foto: Yad Vashem

Wittlich. April 1935: Juden dürfen nur noch auf gelb markierten Parkbänken sitzen. Dies ist nur ein Akt in der Diskriminierung der ethnischen Gruppe während des nationalsozialistischen Regimes. Es war ein Schritt, der in Richtung Holocaust führte. In Jerusalem erinnert das Mahnmal Yad Vashem an die Greueltaten der NS-Zeit.

Auch bei uns werden sich Menschen in diesem Jahr das Schicksal von rund sechs Millionen getöteter Juden ins Gedächtnis rufen. Die Stadt Wittlich plant die Veranstaltungsreihe "Erinnern - für die Zukunft" anlässlich des 70. Jahrestags der Novemberpogrome. Stadtführungen, Vorträge, Mahnwachen und Lesungen sind nur einige Bestandteile des Projekts.

Weiterhin werden an allen weiterführenden Schulen Aktionen gestartet, die an die Novemberpogrome 1938 erinneren sollen. Damals in der Nacht zum 10. November in einer von der Sturmabteilung (SA) angestachelten Massenhysterie im ganzen Deutschen Reich Synagogen und jüdische Geschäfte zerstört. Die Nacht endete mit der Verhaftung von rund 30 000 Juden und der Tötung von mehr als 100 Juden.

Die Schüler der 10b der Dualen Oberschule Wittlich nehmen sich zusammen mit ihrer Klassenlehrerin Helma Thelen-Oberbillig eines besonderen Projekts an - der "Konfrontation mit der Unmenschlichkeit". Sie wollen mit Schildern in der Stadt auf den 70. Jahrestag der Pogromnacht aufmerksam machen. Keine alltäglichen Schilder sollen es werden. Geplant ist, Nachahmungen der Gesetze, die während des Zweiten Weltkriegs das Leben der Juden einschränkten, zu platzieren. Bis zum 9. November sollen diese nach Angabe von Helma Thelen-Oberbillig an markanten Stellen angebracht werden.

Historikerin steht den Schülern zur Seite



Texte wie "Juden dürfen die allgemeine Leihbücherei nicht mehr betreten" oder "Juden werden aus dem Gesangsverein ausgeschlossen" sollen aufgehangen werden und anklagen - Texte, die aus der Gesetzgebung der Nationalsozialisten entnommen sind. "Es ist Ausgrenzung pur im normalen Leben", erklärt die Pädagogin den Sinn des Projekts.

Begleitet wird die Aktion von Historikerin Susanne Urban vom Deutschen Department der Europäischen Abteilung der Internationalen Schule für Holocaust-Studien. Sie agiert als Beraterin und steht den Schülern zur Seite.

Die in Wittlich geplante Aktion ist nicht die erste dieser Art in Deutschland. In Berlin war bereits eine ähnliche öffentliche Ausstellung zu sehen. EXTRA

Yad Vashem (Gedenkstätte der Märtyrer und Helden des Staates Israel im Holocaust) ist die bedeutenste Gedenkstätte an die nationalsozialistische Judenvernichtung und liegt auf dem Berg der Erinnerungen in Jerusalem. Gegründet wurde sie 1953 durch einen Beschluss der Knesset. Sie ist Zentrum für Dokumentation, Erforschung, Pädagogik und Gedenken an den Holocaust. (cju)

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