Es muss für die Stadt weitergehen

Eine bessere Kommunikation mit den Mitgliedern, öffentlichkeitswirksamere Stadtpolitik: Das hat sich die CDU unter ihrem alten und neuen Vorsitzenden Reinhold Westhöfer unter anderem vorgenommen.

Wittlich. Vorstandswahlen und Informationen zu von der CDU mitgetragenen oder initiierten Stadtratsbeschlüssen gab es bei der Mitgliederversammlung im Casino. Und Kritik. "Man sieht, dass die Verbindung zwischen Mitgliedern und Fraktion abgerissen ist", hieß es ebenso aus dem Plenum wie, "Man weiß nicht mehr, wofür die CDU in Wittlich steht. Wenn es um brisante Themen geht, geht sie voll in Deckung." Eine gewisse Unzufriedenheit ist womöglich auch der Grund, warum sich Reinhold Westhöfer bei der Wahl um den Vorsitz gegen Hubert Thönes durchsetzen musste. Rund 60 Prozent der Mitglieder sprachen dem alten Vorsitzenden ihr Vertrauen aus, der sich bedankte und "Nachholbedarf" anerkannte. Auf die Kritik, die CDU positioniere sich in der Stadtpolitik zu wenig, ergriff Albert Klein das Wort: "Die CDU hat seit der letzten Kommunalwahl stetig Beschlüsse im Stadtrat getragen." Zwar sei Bürgermeister Ralf Bußmer mit seinen eigenen Leuten zerstritten, aber es müsse für die Stadt weitergehen: "Die Konzepte müssen ja beschlossen werden." Das habe man in Sachen Einkaufszentrum, Fürstenhof, Kreuzung Schneck, Rathausneubau in der Karrstraße und auch Großsporthalle mit der Fraktion gemacht. Der erste Beigeordnete schloss: "Tatsache ist, die prägende Kraft, die Wittlich voran bringt, das ist die CDU." Warum man denn nach der sogenannten "Scherl-Debatte" nichts mehr von der CDU und ihrer Meinung zum Thema Kultur gehört habe, wollte ein anderer wissen. Albert Klein erklärte, die CDU-Ausstellungswünsche seien beschlossen und der Kulturamtsleiter werde in der nächsten Kulturausschusssitzung auch ein Konzept vorlegen. Man habe zurückhaltend sein wollen, denn: "Das ganze Geschrei hätte man nicht gebraucht."Offensichtlich will manches Mitglied jedoch in eine andere Richtung als die Fraktion. Zu den Argumenten, der Rathausneubau in der Karrstraße bringe ein Gegengewicht in die Unterstadt, zudem sei das Grundstück anderweitig nicht vermarktbar und die Kommunalreform eher unwahrscheinlich, gab es Contra. Es sei "eine Sünde, den schönen Platz zu bebauen", man müsse für die Zukunft planen und da sei weniger Verwaltung ein wichtiges Thema, die Parkplätze seien zu erhalten, wurde teilweise leidenschaftlich und laut vorgetragen. Dieser Debattenstil wurde denn auch zum Schluss der langen Sitzung gegen 23 Uhr gerügt. Und die Quittung kam retour: "Meinen Austritt werdet ihr kriegen", verabschiedete sich ein Mitglied. Meinung Unruhe auf sicherer Bank Bei der CDU rumort es offensichtlich. Ihr Auftritt ist nicht "aus einem Guss". Positiv ist die Offenheit, mit der Probleme auf den Tisch kommen. Das zeigt, dass den Mitgliedern "ihre" CDU wichtig ist und sich etwas ändern muss. Das scheint angekommen zu sein. Dass ein gutes Drittel für Hubert Thönes stimmte, kann als Denkzettel für die bisherige und neue Führung gewertet werden. Die CDU war immer dominant in Wittlich, ihre Handschrift federführend bei der Stadtentwicklung der vergangenen Jahrzehnte. Noch immer ist sie stärkste Fraktion, auch wenn sie ihre absolute Mehrheit im Rat verloren hat und bei der vergangenen Wahl ihres Bürgermeisters Hagedorn verlustig ging. Mit dem einstigen Konkurrenzkandidaten, Ralf Bußmer, liegt man längst meist auf einer Linie, auch weil er sich für die Wirtschaft stark macht. Ob man mit ihm nicht erfolg versprechend in die Wahlen 2009 gehen könnte? Offiziell gab es zu diesem Thema keinen Kommentar. Zumal als potenzieller Kandidat auch schon mal von Hermann Lewen sowie einer zweiten "externen" Persönlichkeit gemunkelt wird. Was die Mitglieder davon halten, dass ausgerechnet die CDU jedoch beim baldigen "Thema-Nummer-Eins" schweigt? Gefragt hat keiner. Man will es wohl lieber ruhig im Hintergrund angehen, ist ja auch erst nächstes Jahr, die Wahl. Ob dieses Thema bei den Christdemokraten wirklich niemanden interessiert? Von SPD und Grünen wissen Mitglieder und Wittlicher schon mehr. s.suennen@volksfreund.deExtra Ergebnisse der Stadtverbandsvorstandswahl: Gewählter alter und neuer Vorsitzender ist Reinhold Westhöfer. Auf ihn entfielen 21 von insgesamt 34 gültigen Stimmen. Hubert Thönes unterlag mit 13 Stimmen. Stellvertretende Vorsitzende wurden Michaele Schneider mit 33 und Elfriede Meurer mit 29 von 36 gültigen Stimmen. Beisitzer wurden Peter van der Heyde, Peter Praeder, Rene van der Heyde, Elisabeth Krämer, Dr. Michael Praeder, Thomas Oehlenschläger, Marianne Lorenz, Franz-Josef Mertes, Jürgen Junk und Tahir Dogan. Der CDU-Stadtverband hat 241 Mitglieder, davon waren 36 zur Versammlung im Casino gekommen.

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