Es war ihm "eine Ehre"

Er konnte nicht nur schöne Anekdoten über Wittlich erzählen, weil er als Beamter bei der Stadtverwaltung viele selbst erlebt hat. Er betreute die Feuerwehr, war Mitglied im Blasorchester und auch leidenschaftlicher Sänger. Viele Stadtgeschichten hat Jürgen Schmidt für den Trie rischen Volksfreund aufgeschrieben und damit eine große Leserschaft gefunden. Seine schwere Krankheit konnte er nicht besiegen.

Wittlich. (sos) Die Anfänge der Kaserne, die heute zum Vitelliuspark geworden ist, wie der legendäre Matthias Joseph Mehs einen Rathausanstrich in Ochsenblutrot zur Chefaufgabe machte, warum der Stadtheilige Rochus himbeerrote Lippen mit Hilfe von Korrekturlack bekam oder was eigentlich beim Bombenangriff auf die evangelische Christuskirche passierte: Jürgen Schmidt wusste es, weil er es selbst miterlebt hat, oder er fand es heraus, indem er die Menschen fragte, die noch etwas darüber erzählen konnten. Dann setzte er sich an die Schreibmaschine und alsdann brachte er seinen Artikel in der Redaktion vorbei. Denn die alten Stadtgeschichten waren eine seiner Leidenschaften. Er stellte auch ein bemerkenswertes Fotoalbum zusammen, in dem er die Veränderungen Wittlichs dokumentierte und dessen "Vorher-Nachher-Bilder" wir drucken durften.Musik war seine Leidenschaft

Der Mann, der zuletzt in seinem beruflichen Leben Amtsrat bei der Stadt war, fühlte sich noch im Ruhestand der Stadt verpflichtet. So sah er es als eine Ehre an, ihr ein wenig zurückzugeben mit seinen Geschichten. Ein Honorar dafür lehnte er stets ab. Dass er schreiben kann, hat er vor seiner wahrhaft "freien" Arbeit für den Trierischen Volksfreund schon längst bewiesen, etwa in seiner Publikation "Bürger, Deine Feuerwehr". Er wurde nicht nur 1996, obgleich nie aktiver Feuerwehrmann, zum Ehrenbrandmeister der Stadt, und blieb dieser Gemeinschaft der Freiwilligen im Herzen immer treu. Umso mehr freute es ihn, dass sein Sohn sich dort in leitender Position engagiert. Der machte ihm auch eine Enkelin zum Geschenk, über die er in der Redaktion stets mit leuchtenden Augen berichtete, genauso wie über die Umstände seiner Heirat mit Lilian, auch wenn sie beide als Geschichte für die Leser naturgemäß tabu waren. Denn Diskretion war eine weitere Eigenschaft Jürgen Schmidts. Seine Stimme erhob er nicht nur schriftlich, sondern auch im wahrsten Sinne des Wortes als Sänger, denn die Musik war eine weitere Herzensangelegenheit von ihm. Ihre Melodien kann er nun nicht mehr erklingen lassen, durch seine Stadtgeschichten bleibt er jedoch auch denen, die ihn nicht persönlich kannten, in Erinnerung.

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