"Es wird einiges in Bewegung kommen"

Ein schneller Internetzugang ist heute für viele Firmen überlebensnotwenig. Doch in vielen Orten der Region hapert es an den sogenannten Breitband-Internetzugängen. Deshalb fordert die Initiative Region Trier (IRT, siehe Extra) ein Breitband-Kompetenzzentrum.

Trier. TV-Redakteurin Marion Maier fragte bei Thomas Rabe von der IRT nach, was das neue Zentrum bringen soll. In wie vielen Orten der Region gibt es Probleme, weil Breitband-Internet-Zugänge teilweise oder sogar ganz fehlen? Rabe: Es gibt keine systematische und flächendeckende Erfassung des Versorgungsgrades in der Region Trier. Das Bundeswirtschaftsministerium bietet im Internet einen Breitbandatlas ( www.breitbandatlas.de) zur ersten Orientierung an. Zwar sind die Angaben nicht wirklich verbindlich, zeigen aber in der Region Trier erschreckend viele weiße Flecken, die oft sogar unmittelbar an Stadtgrenzen beginnen. Wieso sind so viele Orte abgehängt? Rabe: Es ist ein Problem der Wirtschaftlichkeitsberechnungen, die Versorger wie die Deutsche Telekom anstellen müssen. Um DSL anbieten zu können, müssen die vorhandenen Netze und Verteilerstationen technisch aufgerüstet werden. Diese Investitionen werden dort gescheut, wo sie sich betriebswirtschaftlich nicht rechnen. Wie kann ein Kompetenzzentrum da helfen? Rabe: Indem wir gründlich die Infrastruktur erheben und analysieren, die für den Aufbau einer Breitband-Versorgung genutzt werden kann, können wir alternativen Anbietern eine fundierte Planungsgrundlage an die Hand geben. Wir hoffen so, gezielte Investitionen in die Region lenken zu können, beispielsweise von Anbietern sogenannter Funklösungen. Was können Sie direkt für die Betroffenen tun? Rabe: Bisher war jeder Bürgermeister auf sich allein gestellt, wenn er alternative Versorgungslösungen beurteilen sollte. Hier halten wir es für notwendig, eine fachkompetente aber neutrale Beratung anzubieten. Eine weitere Aufgabe eines Kompetenzzentrums: gute Beispiele recherchieren und aufzeigen, denn von den Erfahrungen anderer kann man profitieren - wenn man sie kennt. Gibt es schon solche Zentren? Und was bringen sie? Rabe: Bisher gibt es nur wenige Vorbilder. Der Landkreis Osterholz in Niedersachsen war ein Pionier. Dort werden erfolgreiche Anstrengungen unternommen, den Dialog zwischen Anbietern und Kommunen oder Unternehmen zu fördern. Das Land hat für 2008 ein Förderprogramm für den Ausbau der Breitband-Versorgung angekündigt. In wieweit wird das Abhilfe schaffen? Rabe: Sicherlich wird einiges in Bewegung kommen. Das Programm ist mit 850 000 Euro jährlich jedoch äußerst knapp gehalten (zum Vergleich: Bayern zahlt etwa zehn Millionen Euro, Anm. d. Red.). Doch gerade vor diesem Hintergrund halten wir es umso mehr für notwendig, dass in unseren Kommunen Klarheit darüber hergestellt wird, wie eine Versorgung erreicht werden kann und wo investiert werden soll. Dann können wir uns im zweiten Schritt das Förderprogramm umso besser zu Nutze machen. Was sind die Alternativen zu den herkömmlichen Breitband-Leitungen, die in der Regel von der Telekom betreut werden? Rabe: Vor allem Funklösungen sind Alternativen. Diese können oft sogar relativ günstig eingerichtet werden - wenn die Grundvoraussetzungen wie etwa die Distanz zum nächsten DSL-Verteiler der Telekom oder die freie Sichtverbindung zwischen Sender und Empfänger stimmen. Eine weitere hochinteressante Technik sind Satellitenverbindungen, die mittlerweile für viele Nutzer empfehlenswert sein können. Zur Person Thomas Rabe betreut bei der Initiative Region Trier Projekte zur Regionalentwicklung sowie zum Standort- und Regionalmarketing.Hintergrund Die Initiative Region Trier (IRT) wurde 1994 von den vier Landkreisen der Region, der Stadt Trier, der Industrie- und Handelskammer Trier, der Handwerkskammer Trier sowie der Bitburger Brauerei gegründet. Heute ist die IRT eine Public-Private-Partnerschaft, in der öffentliche Institutionen, Verwaltungen, Hochschulen, Unternehmen, Banken und engagierte Einzelpersonen zusammenarbeiten. Zentrale Aufgabe ist es, die Bekanntheit und das Image der Region Trier zu verbessern und die Region als modernen Wirtschaftsstandort nachhaltig zu profilieren. (mai)

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