Manderscheid. (chk) "Vorsorge und alternative Heilmethoden sind in der heutigen Zeit von großer Bedeutung. Wer etwas für seine Gesundheit und sein Wohlbefinden tut, spart sich viel Ärger, Zeit, Verdruss und Kosten." Mit diesen Sätzen warben der örtliche Gewerbe- und Verkehrsverein, die Volkshochschule und ein ebenfalls in Manderscheid ansässiges Kosmetikinstitut für den Besuch der "5. Alternativen Gesundheitstage". Mehr als ein Dutzend Aussteller hatten am vergangenen Wochenende im Kurhaus ihre Stände aufgeschlagen - darunter auch ein Heilpraktiker, eine Schafskäserei aus der Eifel und ein regionaler Mineralwasserfabrikant.Die restlichen Anbieter eint jedoch das Bestreben, den Besuchern einen Einblick in höhere Sphären zu verschaffen. Wenn die Mittel dazu gelegentlich auch recht profan sind: So preist eine Standbetreiberin in verschiedenen Größen gefertigte und mit geometrischen Mustern bedruckte Papierblätter an. Diese "Blumen des Lebens" könnten sowohl Computerstrahlung absorbieren als auch den Geschmack von darauf abgestellten Getränken verändern. Einige Meter weiter entfaltet das "Aura-Lichtschutz-Spray" seinen Duft. In Kopfnähe versprüht lasse es die Energien im menschlichen Körper wieder richtig fließen. Auf den Tischen stapeln sich Bücher mit Titeln wie "Leide nicht - lebe" und "Das senkrechte Weltbild". In einem Nebenraum sprechen Experten über die Themen "Christusbewusstsein jetzt" oder "Spirituelle Wirbelsäulentherapie - Nachhaltige Heilung hoffnungsloser Fälle".Zwar vereint im Anspruch, "alternativ" dazu zu sein, unterscheiden sich die Aussteller in ihren Sichtweisen auf die Schulmedizin. Ein Heilpraktiker wirbt sogar damit, ein Medizinstudium abgeschlossen zu haben, und eine Reiki-Meisterin warnt ausdrücklich, dass das Handauflegen den Praxisbesuch nicht ersetzen kann. Hinter vorgehaltener Hand bemitleidet ein Anbieter Ärzte aber auf ganz besondere Weise: Weil sie ja von ihnen lebten, müssten Ärzte vor allem darauf achten, ihre Patienten einerseits krank zu halten, andererseits aber nicht sterben zu lassen. Am selben Stand werden "Entgiftungsgeräte" verkauft, die bei einem Stückpreis von 489 Euro fast ein Drittel teurer sind als der monatliche Krankenkassenbeitrag eines Durchschnittsverdieners.Was immer wieder deutlich wird: Obwohl das Vorurteil im Raume schwebt, der "normale" Medizinbetrieb sei ein patienten unfreundliches und autoritäres System, verschanzen sich viele der Anbieter hinter ihrem esoterischen Fachchinesisch. Denn wer kann sich schon etwas vorstellen unter "derma-kinesiologischer Kosmetologie" oder "Chakren-Harmonisierung mit dem Licht der Elohim"?Zwei der Aussteller erzählen, schwere Schicksalsschläge hätten sie offen werden lassen für Aura, Engel und Co. Ihre anrührenden Berichte rufen selbst bei einem Skeptiker eine argumentative Beißhemmung hervor. Und wer verneint schon, wenn er nett gefragt wird, "Spüren Sie schon was"?