Für jeden ein paar Zeilen

Ausverkauft: Rund 40 Freunde der akustischen Gitarre drängten sich im Gewölbekeller der Buchhandlung Rieping. Gast war kein Geringerer als Werner Lämmerhirt.

 Virtuose der akustischen Gitarre: Werner Lämmerhirt gastierte im Gewölbekeller der Buchhandlung Rieping. TV-Foto: Petra Geisbüsch

Virtuose der akustischen Gitarre: Werner Lämmerhirt gastierte im Gewölbekeller der Buchhandlung Rieping. TV-Foto: Petra Geisbüsch

Wittlich. (red) Er ist seit über 30 Jahren einer der ganz Großen auf der akustischen Gitarre: Einst Co-Gitarrist von Hannes Wader, hat sich Werner Lämmerhirt auf diesen Lorbeeren der 70er Jahre nicht ausgeruht. Von Hause aus eher Blues-Musiker mit gar keinen oder englischsprachigen Texten - damit hat er sich einst Sommer lang auf den Straßen Europas sein Geld verdient -, präsentierte er in der Buchhandlung Rieping viel von der anderen Richtung, der neuen, ruhigeren, bedächtigen.Der Mann ist inzwischen stolze 58 Jahre alt und textet in seiner Muttersprache, stets ein wenig durchzogen von der nicht zu verleugnenden Berliner Schnauze. Symptomatisch für die Spuren, die das Leben an Lämmerhirt und seiner Musik hinterlassen hat, der Titel "Kinder wie die Zeit vergeht", entstanden kurz nach einem Klassentreffen, bei dem all die kessen Mädels von damals sich als liebreizende Omis entpuppten. Der Künstler hat nach Jahrzehnten das Rauchen aufgegeben -"Es ist ganz einfach!" -, Ehen zerbrachen, Freunde verstarben, die Liebe für Herrn Dylan schlief ein, der Schnappdaumen wurde operiert, und auch die Hündin Abigail, die ihn so lange zu jedem Konzert begleitet hat, lebt nicht mehr. Niemanden vergisst er, jeden bedenkt er mit ein paar eigenen, liebevollen Zeilen, der herausragende Akustik-Gitarrist, für den die Situation im engen Gewölbekeller der Buchhandlung eine echte Herausforderung darstellte. "Ich bin es eher gewohnt, mich so ein bisschen hinterm Mikrofon zu verstecken", gestand er.Es sollten noch viele Geständnisse folgen. Am Ende hatte man das Gefühl, nicht nur das herausragende Fingerpicking dieses Altvorderen an der Gitarre zu kennen, sondern auch Lämmerhirt ganz privat, der, wie mancher seiner Kollegen, mit der Musik überhaupt nur anfing, um auch ein paar scharfe Mädels abzukriegen.Jedenfalls ist er künstlerisch nicht stehen geblieben. Ja, auch die Revoluzzer-Inhalte von Wader & Co klangen immer wieder durch, am stärksten vielleicht in den ausgiebigen Moderationen des Mannes, der am liebsten mit allen seinen Gitarren zu Konzerten kommen würde. Nach Wittlich reiste er mit dreien an, und schön war es, ihm beim Stimmen zu lauschen, denn auch das beherrscht er mit kaum erreichter Präzision, der alte, immer neue Lämmerhirt.

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