Fehlende Infrastruktur: Flüchtlinge können nur übergangsweise im Kloster Himmerod bleiben

Großlittgen · Das Kloster Himmerod hat bereits mehrfach Flüchtlinge aufgenommen. Doch behindern die schlechten Busverbindungen und die mangelhafte Anbindung an Internet und Handynetz die Integration der dort untergebrachten Flüchtlinge.

Fehlende Infrastruktur: Flüchtlinge können nur übergangsweise im Kloster Himmerod bleiben
Foto: Christoph Strouvelle
Fehlende Infrastruktur: Flüchtlinge können nur übergangsweise im Kloster Himmerod bleiben
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Schön und idyllisch, aber nicht der passende Ort für Flüchtlinge: So lässt sich die Situation im Kloster Himmerod wohl am treffendsten beschreiben. Denn es fehlt die Infrastruktur, auf die die Flüchtlinge angewiesen sind. "Uns gefällt es hier sehr gut, aber es ist schwer zum Einkaufen", sagt der Syrer Hadi Hassan, der mit seiner Frau Gole, seiner Nichte Valentina und seinem Neffen Nazir in einer Wohnung auf dem Klostergelände untergebracht ist.

In Syrien hat Hassan als Taxifahrer gearbeitet, die Familie gehört den Jesiden an. Das ist eine eigene Religion, die in Nordsyrien, dem Nordirak sowie der Türkei beheimatet ist.

Bus fährt dreimal am Tag

Nur dreimal am Tag fährt ein Bus bei der Haltestelle am Kloster ab, sagt Hassan. Da wird für die vier Syrer die Fahrt zum Sprachkurs in Großlittgen bereits zum Problem. Hinzu kommen notwendige Fahrten zum Arzt oder zu Behörden. "Wir nehmen uns für die Menschen Zeit, aber wir können keinen ständigen Fahrdienst einrichten", sagt Pater Ignatius, Prior im Kloster Himmerod. Hinzu kommen die langsamen Internetverbindungen und der schlechte Handyempfang. Beides ist wichtig für die Flüchtlinge, die nur so Verbindung zu ihren Angehörigen halten können.

Aus diesen Gründen sind die acht jungen Syrer, die im Herbst 2015 im Kloster Himmerod untergebracht worden waren, bereits nach wenigen Wochen nach Wittlich umgezogen. Und auch eine zweite Familie, die zum gleichen Zeitpunkt wie die Hassans ins Kloster Himmerod gekommen ist, hat inzwischen eine Wohnung in der Kreisstadt, sagt Pater Ignatius.

Das Kloster habe es als Verpflichtung gesehen, den Flüchtlingen zu helfen, sagt Pater Ignatius, aber es fehle an praktischen Dingen. Man würde gerne mehr Flüchtlinge aufnehmen, doch sei die fehlende Infrastruktur für die Integration der Neuankömmlinge nicht förderlich, sagt er.

"Wir tun das gerne, aber es muss auch passen", sagt der Prior. Deshalb sieht sich das Kloster inzwischen als Übergangslösung für Flüchtlinge. "Wären wir ein Stadtkloster, wäre das kein Problem", sagt er.

Auch die Hassans wollen nicht dauerhaft im Kloster Himmerod bleiben. In Andernach wohnen Angehörige der Familie. Hadi Hassan: "Wir wollen dorthin umziehen, das ist für uns einfacher."

Extra Neuer Prior im Kloster Himmerod

Das Kloster Himmerod hat einen neuen Prior. Pater Ignatius ist jetzt Stellvertreter von Abt Johannes.
Pater Ignatius ist vor fünf Jahren ins Kloster Himmerod eingetreten. Nach fünf Jahren Postulat, Noviziat und zeitlicher Profess hat er sich am 6. März lebenslang in die klösterliche Gemeinschaft gebunden. Nun möchte er die Zukunft des Klosters mitgestalten und in der Seelsorge tätig sein.
Vor seinem Wechsel nach Himmerod war der 56-Jährige als Pfarrer im Bistum Limburg tätig gewesen. cst

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