"Fröhlich, frei und gut gelaunt"

Plein · Langeweile kommt bei den Pleiner Senioren nicht auf. Seit rund zehn Jahren treffen sie sich regelmäßig zum Kaffee, spielen Karten oder Boule und unternehmen Ausflüge. Für ihr Engagement wurde die Gruppe unlängst ausgezeichnet.

 Zum Wohl: Mit Maibowle stoßen Ursula und Klaus-Jürgen Scheer (rechts im Bild) mit Ursulas Freundinnen aus Kindertagen an. TV-Fotos (5): Andrea Weber

Zum Wohl: Mit Maibowle stoßen Ursula und Klaus-Jürgen Scheer (rechts im Bild) mit Ursulas Freundinnen aus Kindertagen an. TV-Fotos (5): Andrea Weber

Foto: (m_wil )

Plein. "Wir sind die Pleiner Senioren, sind fröhlich, frei und gut gelaunt" - Ein vierzigstimmiger Chor schallt durch den Gemeinderaum in Plein. Helmut Schmitz, der das Geburtstagslied selbst gedichtet hat, spielt Keybord dazu. Barbara Biernat überreicht einer Dame eine Pralinenschachtel: "Ich wünsche dir alles Gute zum Geburtstag, Johanna!" Dann klappert Besteck, es gibt Streuselkuchen und Schnittchen. Biernat und drei Helferinnen schenken Maibowle aus - die Gläser klirren. Das Lachen und Stimmengewirr wird lauter. Es ist der erste Dienstag im Monat, das bedeutet Seniorenkaffee in Plein. Dann treffen sich rund 40 Menschen zwischen 65 und 90 Jahren, um Kuchen zu essen, Kaffee zu trinken, zu "schwätzen" und gemeinsam zu singen.Vor rund zehn Jahren hat Biernat die Veranstaltung ins Leben gerufen. Damals sei der Bürgermeister auf sie zugekommen, ob sie sich vorstellen könne, einen Seniorennachmittag zu organisieren. "Und ich bin ja kein Kind von Traurigkeit, da hab ich gesagt, das machen wir!" Mit vielen netten Helfern habe sie im Januar 2006 den ersten Seniorenkaffee veranstaltet. 50 Pleiner kamen. Zwischen 30 und 40 sind es noch heute. Für ihr Engagement wurde die Gruppe unlängst vom Landkreis Bernkastel-Wittlich ausgezeichnet. Als Preisträger des Wettbewerbs "Zu Hause alt werden" erhielt sie 3000 Euro. Von dem Geld finanziert Biernat einen Ausflug nach Himmerod. Zusätzlich zur jährlichen Tagestour, zu der die Senioren im August zum zehnten Mal aufbrechen. Sie haben schon die Bundesgartenschau in Koblenz gemeinsam besucht, eine Eifeltour gemacht und sind mit dem Schiff von Koblenz nach Boppard gefahren. Diese Ausflüge finanziert die Gruppe selbst (siehe Extra). Zweimal im Monat spielen die Pleiner Senioren außerdem zusammen Rummicub. Im Sommer rollen die Boule-Kugeln, im Herbst gibt's Federweißen. "Wir sind schon eine pfundige Gruppe", sagt Biernat. Einige sind von Anfang an dabei, andere sind zugezogen. Inge und Egon Anhalt wohnen am Reiberg. Sie sind vor 13 Jahren von Düsseldorf hergezogen und von Anfang an dabei. "Wir kommen wegen der Geselligkeit, weil man so die Leute kennenlernt", sagen sie. Ursula und Klaus-Jürgen Scheer wollen alte Kontakte auffrischen. "Meine Frau kommt von hier, aber wir haben lange woanders gelebt", sagt er. Deshalb seien die Treffen eine gute Gelegenheit, wieder ans Dorfleben anzuknüpfen. Der Berliner tut sich noch etwas schwer, den Dialekt zu verstehen. "Wenn wir irgendwo waren, erzählt meine Frau mir meist auf dem Nachhauseweg, wo die Pointe war." Seine Tischnachbarinnen lachen. Das Problem kennt Biernat nach fast 40 Jahren in Plein auch noch: "Ich versteh dat Platt immer noch nit richtig", sagt die gebürtige Spreewälderin, die in Berlin-West aufgewachsen ist. Das merkt aber niemand, als Helmut Schmitz zum Abschluss ein Liedchen anstimmt. "Dee-er Mai ist gekommen, die Bäume schlagen aus", tönt es durch den Pleiner Gemeinderaum.Seit 2015 gibt es in Plein mittwochs einen Mittagstisch. Dort kochen Petra Biernat-Thesen und Marietta Fries-Metzen für die Besucher.Extra

Die Seniorengruppe finanziert sich selbst. Das funktioniere nur dank der ehrenamtlichen Helfer Hilde und Matthias Bayer, Irene Müller, Helmut und Tilli Schmitz, Katharina Speder und Berta Zelder, sagt Barbara Biernat. Zudem zahlt jeder Senior drei Euro im Monat, und die Damen backen den Kuchen selbst. aweb Extra

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"Das ist immer ein angenehmer Nachmittag hier. Man trifft nette Freunde und Nachbarn. Man kann gut essen und trinken, und dann singen wir noch. Ab und zu fahren wir auch weg." Josef Melchior, 75 Jahre "Wir sind seit der Gründung dabei. Man trifft Leute, die man sonst nicht zu sehen bekommt. Wir gehen auch zum Mittagstisch. Großes Lob an die Organisatoren!" Anita (83) und Jakob (84) Koller "Ich bin zum zweiten Mal hier. Das ist toll, so kommt man unter die Leute und ist nicht so einsam. Ich komme jetzt immer mit meinem Mann. Heute konnte er leider nicht wegen eines Termins." Marlene Stolz, 73 Jahre

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