Geldgeber wird 25 Jahre alt

Wittlich · Seit 25 Jahren profitieren nicht nur Wittlicher von einer besonderen Geldquelle. Dank einer Stiftungsgründung gibt es jährlich Zuschüsse für verschiedene Projekte. Derzeit beträgt der Kapitalstock 12,7 Millionen Euro. Erträge zu erwirtschaften, ist schwieriger geworden. Das Jubiläum wird mit einem Festakt gefeiert.

Wittlich. Einerseits Millionär, der Spendierhosen tragen kann, andererseits verschuldet bis über beide Ohren: Wäre die Stadt Wittlich ein Mensch, könnte man ihr finanzielles Dasein so beschreiben. Dass Kommunen Schulden haben, ist eigentlich nichts Besonderes. Dass sie aber noch etwas außer der Reihe zu verteilen haben, schon. Und diese Fähigkeit zur generösen Geste, was Geld angeht, kann sich die Stadt Wittlich noch leisten, weil vor 25 Jahren eine besondere Entscheidung gefällt wurde. Als sie ihr der Stromversorgung dienendes Niederspannungsnetz an die RWE (Rheinisch-Westfälische-Elektrizitätswerke) verkauft hat, floss der Erlös nicht einfach in den städtischen Haushalt, um dort unterzugehen. Man ging einen anderen Weg und gründete die Stiftung Stadt Wittlich.
Das ist, extrem vereinfacht gesagt, eine Kasse zur Geldanlage außerhalb des allgemeinen Verwaltungsbetriebs. Ziel: das Geld so anlegen, dass es wieder Geld erzeugt. Von diesem Zusatzerlös, sprich Überschuss, wird jährlich ein Drittel dem Kapitalstock zugeführt. So ist er auf derzeit 12,7 Millionen Euro gewachsen (Stand Jahresabschluss 2014). Und insgesamt sind laut Simone Röhr, Geschäftsführerin der Stiftung Stadt Wittlich, in den 25 Jahren rund 6,4 Millionen Euro verteilt worden.
Das Kapital ist dabei vielfältig angelegt. Und jeder Anleger weiß: Da gab es Börsencrashs, da gab es Finanzkrisen, da sind Zinserträge zusammengeschnurrt.
So auch in der Geschichte der Stiftung, die auf der Ertragsseite statt einem Plus auch schon mal ein großes Minus stehen hatte: Etwa 2002: Da schlägt ein Defizit von rund 2,37 Millionen Euro heftig zu Buche. Gründe dafür sind Abschreibung auf Finanzanlage, Wertpapiere, Umlaufvermögen. Anders gesagt: Es handelt sich um Wertberichtigungen zu Summen, die in der alten Bilanz standen, aber weil das Vermögen an Wert verloren hat, nicht mehr stimmten.Keine großen Sprünge


Zur allgemeinen Entwicklung sagt auf TV-Nachfrage Jan Mußweiler, Pressesprecher der Stadtverwaltung: "Zum 1. Januar 1999 übernahm die DSZ - Deutsche Stiftungszentrum GmbH in Essen im Rahmen ihrer Treuhandverwaltung die Vermögensverwaltung der Stiftung Stadt Wittlich. Waren anfangs noch fünf Prozent Verzinsung für das Stiftungskapital zugesichert, so wird laut DSZ für das Wirtschaftsjahr 2016 mit einer Ausschüttung aus der Spezialfondsanlage in Höhe von 2,5 Prozent pro Jahr gerechnet."
Derzeit habe man die niedrigsten Zinsen seit vielen Jahren: "In dieser Niedrigzinsphase kann die Stiftung keine großen Sprünge machen. Es ist sehr unwahrscheinlich, dass die Zinsen auf Dauer so niedrig bleiben."
Geld ist aber trotzdem noch da. Das zeigt ein Blick auf drei Empfänger, die aktuell die höchsten Summen erhalten: das Emil-Frank-Institut mit 20 000 Euro Zuschuss für Institutsförderung, die Stadtbücherei Wittlich mit 8000 Euro für die Veranstaltung "Lesesommer Rheinland-Pfalz 2015", und es gibt 6000 Euro für die katholische Kirchengemeinde St. Bernhard für die Sanierung der Fallerkapelle.
Wer die Entwicklung über die Jahre beobachtet hat, sieht: Die fetten Jahre sind für den städtischen Goldesel (noch) vorbei. Ein Beispiel aus besseren Tagen: Das mittlerweile aufgelöste Inmit-Institut, das unter anderem die Unternehmerforen Wittlich für die Stiftung ausgerichtet hat, wurde von 1996 bis 2013 unterstützt. In dieser Zeit hat es einen Förderbetrag von rund 575 500 Euro bekommen.Extra

Am Freitag, 6. November, 18 Uhr, ist anlässlich des Jubiläums "25 Jahre Stiftung Stadt Wittlich" in der Synagoge Folgendes geplant: Begrüßung: Joachim Rodenkirch, Vorstandsvorsitzender; Talkrunde der Stiftungsgründer: Dr. Hans Friderichs (Ehrenvorsitzender des Kuratoriums), Helmut Hagedorn (Alt-Bürgermeister und ehemaliger Vorstandsvorsitzender) und Professor Hermann Simon (Kuratoriumsvorsitzender). Rahmenprogramm: Christoph Adams, Klavier; Breakdancer des Wittlicher Turnvereins (Leitung: Quang Dau Tran) und Kinderchor St. Markus (Leitung: Reinhold Schneck). Moderation: Walter Feltes. Anschließend Umtrunk und Imbiss. Anmeldungen erbeten bis 31. Oktober bei Simone Röhr, Telefon 06571/171012, Telefax 06571/172012, E-Mail simone. roehr@stadt.wittlich.de sos

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