Geprüft und nichts gefunden

Neun Verwaltungsmitglieder plus Bürgermeister Ralf Bußmer auf dem Podium, drei weite Behördenfachleute als Ergänzung plus wenige Stadtratsmitglieder inmitten von gut 50 Lüxemern kamen zur Einwohnerversammlung der Stadt Wittlich ins Pfarrheim Lüxem.

Wittlich-Lüxem. Zweieinhalb Stunden war Lüxem Thema. Der "Masterplan Innenstadt" fand dann kein Interesse mehr, und auf weitere Mitteilungen der Verwaltung wurde verzichtet, zumal nach dem Punkt "Verkehrsberuhigungsmaßnahmen" bis auf ein wackeres Dutzend die Zuhörer den Pfarrsaal räumten. Sie hatten zuvor, wie ein Lüxemer sagte "einen Wall der Argumente" gehört. Letztere hatten allesamt gegen den Wunsch insbesondere einer Bürgerinitiative für Verkehrsberuhigungsmaßnahmen in Lüxem gesprochen (der TV berichtete). Ob gemessene Geschwindigkeiten, Fahrzeugeanzahl, ob Unfallstatistik, ob Erkenntnisse zur Verkehrssicherheit: Alle Daten, die von Polizei, Landesbetrieb Mobilität, Stadtverwaltung gesammelt und geprüft wurden, so hörte das Publikum, schlössen die meisten Änderungen aus. Ortsbeirat wünscht sich weiterhin Tempo 70

Dagegen, so wurde auch betont, spreche die "subjektive Wahrnehmung" das Sicherheitsempfinden. Dazu gab es naturgemäß keine überprüfbaren Fakten. So sagte Ortsvorsteher Peter van der Heyde nach dem langen Informationsteil: "Ich bin ein bisschen enttäuscht. Alles in allem sind die Aussichten nicht gerade rosig." Mit dem Ortsbeirat wünsche man weiterhin Tempo 70 vor den Ortseingängen, Überquerungshilfen an den Bushaltestellen und Bremsampeln. Letztere schalteten auf grün, sobald ein Fahrzeug unter 50 Stundenkilometer fahre. In Aussicht gestellt wurde von der Stadt, man könne kurzfristig die Überbreite am Wenigenberg verschwenken und die Trichter-Einmündung massiv reduzieren. Tempo 70 widerspreche der Straßenverkehrsordnung und sei nicht mehr zulässig, für eine Überquerungshilfe sei die Vitelliusstraße nicht breit genug, hieß es vom LBM. Auch aus den Statistiken der Polizei gab es keine Argumentationshilfe pro Änderungen: Kaum Unfälle, kaum Geschwindigkeitsüberschreitungen seien registriert. Zum Argument, den Hauptverkehr verursachten die Lüxemer selbst, protestierte das Publikum: "Das stimmt im Leben nicht!" Insbesondere wurde eine bislang fehlende Verkehrszählung am Altenberg gewünscht. Meinung Die Bürger und die Fachleute Erschlagen fühlten sich die Lüxemer von der intensiven Informationspolitik. Die ausführlichen Vorträge zu sämtlichen Überprüfungen ließen, als die Bürger nach eineinhalb Stunden zu Wort kamen, eigentlich nur den Schluss zu: Die Fakten sprechen gegen die Wünsche der Lüxemer, also erübrige sich im Grunde eine Diskussion, wenn die Positionen klar sind. Nachdenkenswert ist die Meinung zur Wirkung von Verkehrsschildern: Einerseits ist ein Berg von Vorschriften zu bewältigen, um eines zu ändern. Da muss so ein Schild ja sinnvoll sein. Im Fall "Altenberg" hieß es aber, Schilder seien ohne Kontrollen nutzlos. Da werde einer schlau draus. s.suennen@volksfreund.deExtra Sprüche: "Ein Bürgermeister ist kein Weihnachtsmann." Ralf Bußmer zu seiner Aufgabe, sich nach Rechtmäßigkeit und Faktenlage zu richten. - "Ich habe die Sache vom Kaffeetisch beobachtet. Da stand ein Polizist, der hat mit dem Handy telefoniert. Jeder Blödmann hat das von weitem gehen." Einwurf eines Lüxemers zur Effektivität der Geschwindigkeitskontrollen. - "Ich wohne 45 Jahre in der Grünewaldstraße und bin schon ein paarmal weggesprungen, sonst wäre ich weg gewesen. Die fahren einem ja über die Füße." Eine Anwohnerin. - "Wer ist denn der Träger all dieser Institutionen? Das sind doch wir Bürger, und wir wollen ernst genommen werden." Wolfgang Rippinger zu den Fakten der Behörden im Verhältnis zur "subjektiven Wahrnehmung" der Bürger. - "Kompliment an die Lüxemer, dass bis jetzt so wenig passiert ist." Anwohner Matthias Niederland. (sos)

Meistgelesen
Neueste Artikel
Zum Thema
Aus dem Ressort