Gerüchte um Flüchtlingsunterkunft in Wittlich

Wittlich · Allerorten wird Platz für Flüchlingsunterkünfte gesucht. Der Zustrom reißt nicht ab. Schon lange wird gemunkelt, in Wittlich solle auf dem Ex-Hela-Baumarkt-Gelände eine Großunterkunft entstehen. Jetzt bestätigen die Behörden zumindest, die Immobilie werde geprüft. Die Stadtverwaltung ist nicht informiert.

Seit Wochen kursiert in Wittlich das Gerücht, das ehemalige Hela-Gelände in der Schlossstraße am Stadteingang von Wittlich solle für eine große Flüchtlingsunterkunft genutzt werden. Vor mehr als einem Monat hat die Stadt Wittlich auf TV-Nachfrage, ob das stimme, schriftlich mitgeteilt: "Es ist wirklich schlimm, wie die Gerüchteküche in der gesamten Flüchtlingsdebatte arbeitet und vermeintlich kompetente und informierte Bürger die Entwicklungen kommentieren und ,Gehörtes' ungeprüft weitertragen. An dem ,Hela-Gerücht' ist natürlich überhaupt nichts dran."

Doch die Gerüchteküche köchelt munter weiter. Auf Facebook wird anonym die Frage gepostet, was man denn als Wittlicher von dieser Möglichkeit halte, Schüler sprechen darüber, auch beim Friseur widmet man sich der Vorstellung, was das alles für die Säubrennerstadt bedeuten könne. Aktuell wird besonders viel gefragt: "Stimmt das?"

Der TV hat unter anderem beim Integrationsministerium und bei der Aufsichts- und Dienstleistungsdirektion, kurz ADD, in Trier umfangreich nachgefragt und folgende Stellungnahmen erhalten.

Achim Wagner, ADD: "Das genannte Objekt ist in der Prüfung, es ist aber noch keine Entscheidung hierzu gefallen. Die Landesregierung bemüht sich im ganzen Land um geeignete Unterkünfte und führt eine Vielzahl von Gesprächen. Das Integrationsministerium informiert die kommunal Verantwortlichen und die Öffentlichkeit über die einzelnen Vorhaben so früh wie möglich." Und vom genannten Ministerium für Integration, Familie, Kinder, Jugend und Frauen Rheinland-Pfalz teilt Astrid Eriksson auf die Presseanfrage fast wortgleich mit: "Das genannte Projekt auf dem Gelände des ehemaligen Hela-Baumarkts ist in der Prüfung - es ist hierzu aber noch keine Entscheidung hierzu gefallen. (…siehe ADD-Antwort…)."

Da auch das Gerücht kursiert, die hiesige Justizvollzugsanstalt (JVA) sei ins Thema eingebunden, nicht nur weil ihr Leiter Jörn Patzak neuerdings auch Leiter der Außenstelle Birkenfeld der Aufnahmeeinrichtung für Asylbegehrende ist, sondern die JVA etwa auch für die Verpflegung der Flüchtlinge sorgen könne, da sie Metzgerei, Bäckerei, Küche hat, sagt Astrid Eriksson dann aber doch noch ein wenig mehr: "Selbstverständlich überprüft das Land auch alle landeseigenen Liegenschaften auf ihre Eignung als Flüchtlingsunterkunft. Daher wurde auch das alte JVA-Gebäude in Wittlich in Augenschein genommen. Aufgrund des erheblichen Modernisierungs- und Sanierungsbedarfs scheidet das Gebäude als kurzfristig nutzbare Unterbringungsmöglichkeit aber aus."

Ausgeschieden als Standort ist laut unbestätigten Informationen auch ein leer stehender Möbelhof in Morbach, weshalb das Hela-Gelände wieder interessanter geworden sei. Es habe bereits eine oder mehrere Ortsbesichtigungen gegeben.

Bürgermeister Joachim Rodenkirch kommentiert auf Presseanfrage am Freitagmittag deutlich: "Ich bin verärgert über die Informationspolitik des Landes, insbesondere da ich über Dritte erfahren musste, dass offensichtlich Anfang Oktober auf dem Hela-Betriebsgelände ein Behördentermin in der Sache stattgefunden hat, über den ich bis heute weder inhaltlich noch im Ergebnis irgendeine Kenntnis habe. So jedenfalls sieht ein vertrauensvolles Miteinander gerade in einem solch wichtigem Thema wie der Unterbringung von Flüchtlingen nicht aus, insbesondere da ich als Bürgermeister hier auch in der Pflicht gegenüber den Bürgerinnen und der Bürger und den zahlreichen ehrenamtlichen Helfern stehe."

Insgesamt hat diese Hela-Immobilie eine Fläche von rund 35 000 Quadratmetern. Den Gerüchten zufolge könnten im Gebäude 1500 Betten untergebracht werden. Auf dem Außengelände könnten Unterkünfte für Familien entstehen. Zu diesen Behauptungen schweigen sich die zuständigen Behörden aus.

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