Große Ringlösung auf dem Prüfstand

Wird die große Ringlösung am Zentralen Omnibusbahnhof gekippt? Das hoffen SPD und Grüne. Sie haben einen entsprechenden Antrag für die Stadtratssitzung in der kommenden Woche gestellt.

Wittlich. Mit einer knappen Mehrheit der Parteien CDU, FDP und FWG hat der Stadtrat vor genau einem Jahr die große Ringlösung am Zentralen Omnibusbahnhof (Zob) beschlossen. Mit 16 zu 14 Stimmen entschied sich das Gremium dafür, einen großen, mit Ampeln ausgestatteten Kreisel um den Zob zur dortigen Verkehrslenkung zu bauen. Die Entscheidung war bis zuletzt umstritten.

Nun gibt es eine Initiative, in dieser Sache zurückzurudern. SPD und Grüne haben für die Stadtratssitzung am kommenden Donnerstag den Antrag gestellt, den Ratsbeschluss zur Kreisellösung aufzuheben. Sie schlagen vor, die Stadtplanung solle neue Lösungen für den Bereich erarbeiten. Diese neuen Lösungen sollten die gleichberechtigte Begegnung der Verkehrsteilnehmer ermöglichen (siehe Extra).

Den Antrag begründen die beiden Fraktionen mit Problemen, die sie bei der Ringlösung sehen. Nach Ansicht von Grünen und SPD zeigt sich nun, wo die Schlossgalerie fast fertig ist (Eröffnung 12. November), dass sich das an dieser Stelle dominierende Einkaufszentrum ohne "städtebaulich ansprechende Raumgestaltung" nur schwer in die Umgebung einfügt. Ein großzügig angelegter Platz um das Zentrum erscheint ihnen "dringend von Nöten". Bei einer Kreisellösung wäre dafür kein Platz.

SPD und Grüne bezeichnen den Bereich Zob, Alter Bahnhof und Schlossgalerie zusammen mit den dortigen Parkplätzen als wichtigsten Eintrittspunkt in die Innenstadt. Sie bemängeln, dass ein großer Kreisel mit den erforderlichen Zufahrten und Abzweigungen eine sinnvolle Platzgestaltung nicht zulässt.

Insbesondere für die Fußgänger entstünden zusätzliche Barrieren durch Straßenquerungen. Dies laufe einer Belebung der Innenstadt zuwider.

SPD und Grüne fordern auch, das städtebauliche Rahmenkonzept "Oberstadt", in dem der Rathausneubau noch nicht eingearbeitet wurde, zu aktualisieren. Denn für sie sei die Erschließung der Oberstadt zwischen Kurfürstenstraße und Unterem Sehlemet eine wichtige Entscheidungsgrundlage für die Verkehrsplanung am zentralen Omnibusbahnhof.

Michael Wagner von den Grünen hofft auf gute Chancen für den Antrag von SPD und Grünen, zumal sich der für CDU und FDP angetretene Bürgermeister Joachim Rodenkirch für eine nochmalige Diskussion des Themas ausgesprochen hatte (der TV berichtete).

Die Fraktionsvorsitzenden von CDU und FDP wollten sich wegen fehlender Rücksprache mit ihren Ratskollegen noch nicht äußern. FWG und Linke zeigten sich offen für eine neue Lösungssuche. EXTRA Gleichberechtigt im Verkehr: SPD und Grüne wollen bei einer zukünftigen Verkehrslösung am Zob die Gleichberechtigung der Verkehrsteilnehmer und sprechen von "Shared Space" (übersetzt: gemeinsam genutztem Raum). Dieser bezeichnet eine Verkehrsphilosophie, die der Niederländer Hans Monderman in den 1990er Jahren entwickelt hat und die heute weltweit angewendet wird. Ziel dieser Philosophie ist es, den vom Verkehr dominierten Straßenraum lebenswerter und sicherer zu machen. Der motorisierte Verkehr soll nicht mehr dominieren, alle Verkehrsteilnehmer und Nutzungen gleichwertig nebeneinander existieren. Um dies zu erreichen, wird auf Bordsteine und Abgrenzungen verzichtet und auf eine orientierende Unterteilung des Raums gesetzt. Ampeln und Verkehrsschilder sind nicht vorgesehen. Die Straßenverkehrsordnung wird reduziert auf "gegenseitige Rücksichtnahme” und Rechts-vor-Links-Gebot. So wird eine gewollte Unsicherheit erzeugt, die die Verkehrsteilnehmer dazu zwingt, den Raum situationsbedingt einzuschätzen. (mai)

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