Haltestelle Säubrennerstadt

WITTLICH. Die Stadtbus-Idee kommt an bei den Säubrennern: Das zeigte ein Testlauf, den die Grünen-Fraktion des Stadtrats vergangenes Jahr initiiert hat. Doch umgesetzt wurde der Vorschlag nicht. Mit rund 150 000 Euro pro Jahr müsste die Stadt den Wittlich-Bus laut einer Studie unterstützen. Nun soll auf Antrag der Grünen bei der Haushalts-Sitzung beraten werden, ob 2007 für das Mobilitätskonzept Geld fließt.

Hoch über den Wolken verbindet der Lufthansa-Wittlich-Jet europäische Metropolen, doch der Wittlich-Bus ist immer noch nicht auf der Straße. Dabei hat die Idee Charme und Zukunft, wie die Grünen-Fraktion im Stadtrat findet. Schließlich werden die Rohstoffe knapp, der Sprit wird teuer und der Verkehr belastet die Umwelt, wie der Klimawandel zeigt. Doch nicht nur ökologische und energiepolitische Gründe sprechen aus Sicht der Grünen für die Stadtbus-Idee. Die Fraktion sieht dahinter vor allem ein Mobilitätskonzept, das wegen des demografischen Wandels an Bedeutung gewinnt. Schließlich würde der Stadtbus gerade auch älteren Menschen ermöglichen, selbstständig bis zum Arzt oder zum Einkauf zu kommen. Auch Familien, die sich keine zwei Autos leisten können, wären mit einem Stadtbus unabhängiger, da das Familienauto in den meisten Fällen ja tagsüber vom Familienernährer gebraucht wird. Weiterhin könnten auch Berufstätige und Jugendliche von dem Stadtbus profitieren. Grünen-Fraktionssprecher Michael Wagner fasst die Argumente für den Stadtbus zusammen: MEHR MOBILITÄT: Bewohner der strukturschwachen Stadtteile, in denen es kaum Geschäfte, Ärzte, Apotheken und sonstige Dinge des täglichen Bedarfs gibt, wären besser an die Innenstadt angebunden. WENIGER VERKEHR: "Man braucht ja nur morgens zu sehen, wie sich alles nach Wittlich rein staut", sagt Wagner. Der Stadtbus könnte seiner Ansicht nach auch an dieser Front Entlastung bringen. Nicht jeder müsste dann für jede Fahrt sein eigenes Auto bewegen. Das würde natürlich auch die Umwelt schonen. MEHR STADT-LEBEN: Wer in die Stadt kommt, kauft dort auch ein. Das bestätigte eine Befragung von Leuten, die vergangenes Jahr den Stadtbus am Testtag genutzt haben (der TV berichtete). "Ich wollte eigentlich nur mal auf einen Kaffee in die Innenstadt, dann bin ich noch bummeln gegangen" hat etwa eine über 60-jährige Dame bei der Befragung angegeben.Idee, Studie, Testlauf und nun die Haushaltssitzung

Seit die Grünen das Thema im Herbst 2004 auf die Tagesordnung brachten, setzen sie sich engagiert für ihr Mobilitätskonzept ein. Vergangenes Jahr veranstalteten sie einen eintägigen Testlauf mit drei innerstädtischen Buslinien, um die Resonanz auf ihre Idee zu testen. 750 Euro aus der Fraktionskasse haben sie dafür locker gemacht und ein Haltestellen- und Fahrplan-System entwickelt. Mehr als 150 Bürger nutzten das Angebot (der TV berichtete). Fazit: Das System mit drei Buslinien (siehe Extra) kam an. Die Testfahrer sagten, dass sie 1,50 Euro pro Fahrt bereit wären zu zahlen, wenn es einen Stadtbus gäbe. Eine von der Stadtverwaltung vergangenes Jahr für 15 000 Euro in Auftrag gegebene Studie bestätigte grundsätzlich, dass ein Stadtbus-System in Wittlich funktionieren würde. Auch im Rat wurde das Thema durchaus positiv aufgenommen. Optimistisch sagte Grünen-Fraktionssprecher Wagner damals: "Die Verwaltung bringt uns noch vor der Sommerpause einen umsetzungsfähigen Beschluss auf den Tisch, und dann wird entschieden." Doch entschieden wurde dieses Jahr nichts. Der Grund: Die Verwaltung musste ihr Vorhaben auch mit dem Verkehrsunternehmen RMV abstimmen, da die RMV so genannter Konzessionsträger im öffentlichen Nahverkehr in und um die Kreisstadt ist. Inzwischen hat die RMV die Kostenanalyse der Studie bestätigt. Ergebnis: Ein Stadtbus-System für Wittlich müsste von der Stadt jedes Jahr mit rund 150 000 Euro bezuschusst werden, da es sich nur von Fahrtgeldern nicht trägt. Nachdem dies geklärt ist, können die Grünen Ernst machen mit ihrem Vorschlag. Wagner: "Wir stellen bei der Januar-Stadtratssitzung einen Antrag, dass der Stadtbus im Haushalt 2007 eingeplant wird."

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