Hausnummer, wechsel dich!

"Haus-Nummer" und angekreuzt das Stichwort "Änderung" steht anstelle einer Anrede auf einem Schreiben der Stadtverwaltung, das drei Hauseigentümer am Rotenberg erhielten. Diese Information sorgt nicht nur für Verwirrung sondern auch Widerspruch bei den Betroffenen.

Wittlich. In der Straße "Im Rotenberg" angrenzend an die nun abgerissene französische Wohnsiedlung stehen drei Häuser. Ihre Nummern: 6, 8, 10. Sabine Bucher wohnt in Nummer 6. Ihr Vater hat das Mehrparteienhaus 1954 gekauft, es trägt seit einem halben Jahrhundert die Nummer 6. Bis spätestens Juli soll Sabine Bucher die 6 in eine 2 verwandeln. Das will die örtliche Ordnungsbehörde. "Warum? Als ob man sonst nichts zu tun hätte", sagt die Wittlicherin, die erst an einen verspäteten Aprilscherz glaubte. In dem unangekündigten, anredelosen Formschreiben der Verwaltung vom 2. April steht als Begründung für die Neunummerierung: "aufgrund Umbau und unsere Feststellungen in der Örtlichkeit". Ulrich Jacoby, Pressesprecher der Stadtverwaltung, erklärt die Sicht der Behörde so: "Das erste Haus auf der rechten Seite, von der Trierer Landstraße aus gesehen, hat jetzt die richtige Nummer 2. Weshalb dort vor vielen Jahren mit der Hausnummer 6 begonnen wurde, kann heute nicht mehr mit Sicherheit gesagt werden. Wahrscheinlich ging man bei der damaligen Numerierung davon aus, dass zwischen der Trierer Landstraße und dem ersten Gebäude weitere Häuser entstehen würden. Dies ist aber aufgrund der örtlichen Situation nicht mehr der Fall." Er weiß auch, dass dies "bei bei den Hauseigentümern oder Mietern verständlicherweise nicht immer Begeisterung auslöst". Sabine Bucher und die beiden anderen Hauseigentümer haben Widerspruch eingelegt. Sie sagt: "Für mich gibt es keine nachvollziehbaren Gründe, die die Änderung erforderlich machen. Außer dem Motto: Damit alles seine Richtigkeit hat." Und dafür müssten Pass, Personalausweis, Fahrzeugbrief, Telefonbucheintrag, sämtliche Versicherungen, Briefbögen, Visitenkarten, Abonnements und so weiter geändert werden. Dass die drei Hausnummern bisher so zusagen "falsch" gewesen seien, sei bemerkenswert. "Post, Krankenwagen, Polizei, die finden uns alle sofort, es gibt höchsten Verwechslungen mit dem ,kleinen Rotenberg'", sagt Sabine Bucher. Ihren Widerspruch haben auch zwei Mieter, die seit über 30 und seit über 50 Jahren im Haus leben, unterschrieben. Ihnen sei der ganze Aufwand nicht zuzumuten. Ulrich Jacoby meint, die eingelegten Widersprüche würden "hausintern überprüft und anschließend dem Kreisrechtsausschuss zur Entscheidung vorgelegt." Die Kosten für die Änderung sei von den Hauseigentümern zu tragen. Wie ist Ihre Meinung zum Thema? Schreiben Sie uns. Ihre Zuschrift sollte maximal 30 Zeilen à 30 Anschläge lang sein und bis heute, 14 Uhr, vorliegen. Fax: 7199439; E-Mail: mosel-echo@volksfreund.deMeinung Völlig unnötig Es gibt Vorschriften und Verwaltungshandeln, die den Betroffenen nicht gefallen, aber notwendig und sinnvoll sind. Die Änderung der Hausnummern der drei Häuser "Im Rotenberg" gehört sicher nicht in diese Kategorie. Angesichts der Tatsache, dass es in den vergangenen Jahrzehnten keine Probleme mit der "falschen" Nummerierung gab, ist das Unverständnis derer, die nun neue Nummern erhalten sollen - verbunden mit dem lästigen Aufwand diese "Adressänderung" an alle möglichen Stellen zu kommunizieren - nur allzu verständlich. Mit solchen unnötigen Aktionen schadet die Verwaltung ihrem eigenen Image. Sie werden als reine Schikane empfunden, selbst wenn sie durch Vorschriften gedeckt sind. Daher sollte die Stadt einfach auf die Änderung verzichten. l.ross@volksfreund.de

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