Heiligabend im Kloster

GROßLITTGEN/KLOSTER HIMMEROD. Ein besinnliches, leises Weihnachtsfest hinter Klostermauern: In Himmerod ist das für Singles, Pärchen und ganze Familien möglich.

 Wer dem Weihnachtstrubel entfliehen möchte, weil er die Feiertage lieber besinnlich mag, ist hinter der Pforte des Klosters Himmerod gut aufgehoben. TV-Foto: Petra Geisbüsch

Wer dem Weihnachtstrubel entfliehen möchte, weil er die Feiertage lieber besinnlich mag, ist hinter der Pforte des Klosters Himmerod gut aufgehoben. TV-Foto: Petra Geisbüsch

Die begehrteste Zeit sei die zwischen dem 28. Dezember und 2. Januar, erzählt Pater Stephan Reimund Senge. Rund ums Jahr betreut er all die weltlichen Besucher, die sich im Gemäuer des Klosters Himmerod eine Auszeit gönnen: Manche haben einen lieben Menschen verloren, andere hat eine schwere Krankheit ereilt, manche stellen sich Fragen des Glaubens neu und brauchen Zeit, um sich selbst - oder ihrem Gott - wieder auf die Spur zu kommen. "Hier können sie entspannen, Zeit mit anderen teilen, die Stille genießen, durch die Natur streifen, oder ganz einfach zu Atem kommen." Wer mag, feiert gemeinsam mit den Mönchen die Vigilien; wer lieber länger schläft, schließt sich der morgendlichen Meditation bei Stephan um 8.15 Uhr an: Auch dieser Zeitpunkt liegt für die meisten Menschen, die hier immerhin ihre kostbare Urlaubszeit verbringen, irgendwie noch "mitten in der Nacht". Der Heilige Abend spielt sich bei den Gästen in Himmerod sehr besinnlich ab. Im Gemeinschaftsraum des Gästehauses sitzen Menschen jeden Alters bei Kerzenschein zusammen, singen unter dem Christbaum, erzählen sich Geschichten, genießen die Plätzchen, mit denen man sie auf ihren Zimmern überrascht hat. "Das zieht sich meist hin bis zur Christmette", berichtet Pater Stephan. Die beginnt traditionell um 24 Uhr und lockt Menschen von weither ins Kloster. Für die Mönche werden die Vigilien, die sonst in aller Herrgottsfrühe stattfinden, auf 23 Uhr vorgezogen: So dürfen auch sie zu Weihnachten länger schlafen als gewöhnlich. Für den Rest des Tages sind die Gebetszeiten dann etwas ausführlicher als zu anderen Zeiten: Schließlich ist Weihnachten und man feiert eines der großen Geheimnisse der christlichen Religion. "Jeder sucht für sich selbst nach der Antwort auf die Frage: Was sagt uns das Kind, das da vor 2000 Jahren geboren wurde?", beschreibt es der Mönch, der sich aufmerksam um all seine Gäste kümmert, um Singles, Pärchen und Familien, egal, in welcher Phase ihres Lebens sie gerade stecken. Für Pater Stephan wie auch für Pater Martin, der die Besucher im Haupthaus betreut, in dem es noch kontemplativer zugeht als im vorderen Gästehaus, bedeuten diese Tage mehr Arbeit als sonst, weil die Betten eigentlich immer belegt sind: Arbeit, die die Männer im Gefolge des Heiligen Benedikt gerne tun. Geruhsam, zumindest für die Besucher, geht es auch zum Jahreswechsel zu. Ganz anders als der Rest der Nation feiern Himmeroder Gäste nämlich ganz leise: Gegen 22.45 Uhr beginnt ein Gottesdienst in der Kapelle des Gästehauses, der sich durch seine meditative Stimmung auszeichnet. Er zieht sich bis ungefähr eine Stunde nach Mitternacht hin. Eben keine Böller, kein Schnaps, kein wildes Geschrei. Dafür später Danksagungen wie die einer achten Klasse, die kürzlich im Kloster weilte. Da hatten ausgerechnet 14-Jährige, denen man nachsagt, im schwierigsten Alter überhaupt zu sein, in ihrem Innern gespürt: "Das schönste an Himmerod war die Stille."

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