Hier gehört der Lärm zum Alltag

WITTLICH/WENGEROHR/HETZERATH/BINSFELD: Überall sind Menschen Lärm ausgesetzt. Manche bei der Arbeit, andere in der Freizeit und wiederum andere rund um die Uhr. Der TV hat sich im Kreis Bernkastel-Wittlich umgeschaut und einige dieser Lärmbrennpunkte besucht.

"Hören Sie das?" fragt Günter Schneider am anderen Ende des Telefons. "Das ist eine C 17", erklärt er mit lauter Stimme, "wobei die C 17 noch zu den leiseren Flugzeugen gehört." Dann lässt der Lärm irgendwann deutlich nach. "Jetzt steht die C17 hinter dem Terminal - das schottet ab", sagt Schneider. In der Tat: Durchs Telefon ist die jetzt rund 600 Meter von Schneider entfernte Militärmaschine der Amerikaner kaum noch zu hören. Wenn der Nachbar hinter dem großen Zaun Besuch bekommt, kann der Binsfelder sich neugierige Blicke aus dem Fenster sparen. Er erkenne die unterschiedlichen Flugzeuge am Geräusch, sagt Schneider, der seit Jahren gegen die lauten und Luft verschmutzenden Begleiterscheinungen der benachbarten Airbase Spangdahlem kämpft. Auch die Gartenmöbel sind verschmutzt

"Manche Sachen nimmt man schon gar nicht mehr wahr", sagt er, "aber das heißt nicht, dass sie spurlos an der Gesundheit vorüber gehen." Manchmal sei das Treibstoffaerosol in der Luft so schlimm, dass man davon nass werde, und auch die Gartenmöbel seien von "den Dingen in der Luft versifft". Die Lust auf Aufenthalte im Garten ist Lydia Schäfer ohnehin vergangen. Sie wohnt mit ihrer Familie in Wittlich, am Ende der Trierer Landstraße, zwischen zwei Großbaustellen. Hinter ihrem Haus werden die ehemaligen französischen Wohnkasernen abgerissen, und vor der Haustür, auf der anderen Straßenseite, entsteht das neue Gefängnis. Lärm in der Luft, Dreck überall, und zudem unmittelbar vor dem Haus eine Verkehrsinsel. "Die hat viel Geld gekostet, aber kein Mensch weiß, wofür die Insel überhaupt da ist", sagt Lydia Schäfer. Verkehrsberuhigend sei sie auf jeden Fall nicht - im Gegenteil: die Lastwagen, die trotz (manchmal auch auf dem Gehweg liegenden) Tempo-30-Schild über die Insel brettern würden, verursachten zusätzlichen Lärm. "Wir wissen, dass wir uns gegen vieles nicht wehren können", ärgert sie sich über das scheinbare Desinteresse der Stadt an der Situation, "aber irgendwo muss ja auch eine Grenze sein." Im Grenzbereich lebt auch die Familie von Edeltrud Berens, nämlich in der Bernkasteler Straße in Wengerohr. Rund 15 000 Fahrzeuge fahren jeden Tag auf der anderen Seite der Hauswand von links nach rechts, von rechts nach links und von früh bis spät. Bis die lang erwartete Umgehung fertig ist, werden noch einige Millionen Laster und Autos dazu kommen. Um halb sechs ist die Nacht vorbei

"Wir sitzen ja unmittelbar an der Straße", sagt Edeltrud Berens, "und das Problem ist: Es wird ja nicht weniger, sondern immer mehr." Einer der Wohnräume, die zur Straße hin liegen, ist das Gästezimmer, und die Gäste, die dort schlafen, beginnen damit meistens erst spät, hören dafür aber am nächsten Morgen umso früher auf. "Um halb sechs ist die Nacht vorbei", sagt Berens, "egal wie man sich dreht und wendet." Gedreht und gewendet wird in Hetzerath eher vergleichsweise selten, denn die meisten Menschen, die auf der L 141 unterwegs sind, fahren einfach nur auf der einen Seite in den Ort herein und auf der anderen wieder hinaus. Und dazwischen vorbei an Häusern, die - wie auch in Wengerohr - eingehüllt in einen Schmutzfilm vor sich hin vibrieren. Ute Burghart-Schuh lebt in einem dieser Gebäude, die in Zeiten des kommunalen Wahlkampfes gern als Kulisse für große Versprechen genutzt werden. Ruhiger und vor allem für die Anwohner erträglicher soll es werden, wenn das Dorfinnere neu gestaltet wird. Doch Burghart-Schuh hat ihre Zweifel. Sie hatte gehofft, dass der Ort für den Schwerlastverkehr gesperrt werde, doch daraus wird nichts. "Wir haben nachher ein schönes, neu gestaltetes Dorf", sagt sie. "Ein schönes Dorf mit vielen Lastwagen drin."

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