"Ich hoffe, dass ich komisch bin"

Wittlich-Wengerohr · Dass wir in einer schnelllebigen Zeit leben, ist wohl jedem bewusst. Wie rasant unser Leben aber tatsächlich ist und was das Älterwerden damit zu tun hat, das hat Robert Treutel alias Bodo Bach im Rahmen der Eifel-Kulturtage im fast vollbesetzten Bürgerhaus in Wengerohr einem gut gelaunten Publikum vor Augen geführt.

 Ein Mann mit ausgeprägter Mimik: Bode Bach bei seinem Auftritt in Wittlich-Wengerohr. TV-Fotos (4): Barbara Gollan

Ein Mann mit ausgeprägter Mimik: Bode Bach bei seinem Auftritt in Wittlich-Wengerohr. TV-Fotos (4): Barbara Gollan

Foto: (m_kreis )

Wittlich-Wengerohr. Der Einstieg in den Abend ist ungewöhnlich und gibt manchem Zuschauer erst einmal ein Rätsel auf. Statt des Comedians steht auf der Bühne eine Leinwand mit lustigen YouTube-Videos à la Pleiten, Pech und Pannen. Zuerst fast unbemerkt. Dann aber werden die Lacher lauter und häufiger, und alle schauen auf die Leinwand, als seien sie deshalb hierher gekommen.Witzige Schilderungen


"Sehen Sie - Sie haben schon gelacht. Dann können wir ja alle wieder nach Hause gehen", erklärt Bodo Bach schelmisch, als er wenig später auf der Bühne steht. Er beginnt den Abend erst einmal mit einem Dankeschön an sein Publikum, das sich bei schönstem Spätsommerwetter für den warmen und bei diesen Temperaturen etwas stickigen Bürgersaal statt für eine Grillparty entschieden hat. "Ich hoffe, dass ich komisch bin", bekräftigt er seinen Wunsch nach einem schönen Abend für sein Publikum und auch sich selbst. Und dann fängt er an zu erzählen, wie das so ist, wenn man 53 Jahre und 60 Monate alt ist und so manches gelassener sehen kann als in jungen Jahren.
Auch Krankheit und Tod kommen kurz zur Sprache, hat der Künstler im vergangenen Jahr doch selbst eine unschöne Diagnose bekommen. Aber er hält sich nicht daran auf. Er nimmt Fahrt auf und zieht mit seinen witzigen Schilderungen das Publikum in seinen Bann. Man leidet schon fast mit ihm, wenn er die Qual durch die Musikbeschallung in einem Reisebus voller Senioren schildert - wäre es nicht zum Brüllen komisch. Weiter geht die Reise auf der Überholspur: vom Kampf mit Hotelzimmereinrichtungen, Dienstleistern, die wie ferngesteuert daherkommen über Familienfeiern bis hin zu denen, die das Altern unbedingt verhindern wollen. "Jürgen Klopp hat einen neuen Rollrasen ausgelegt", kommentiert er die Veränderung der Frisur des bekannten Fußballtrainers. An Schönheitschirurgen lässt er ebenso wenig ein gutes Haar wie an Kosmetikartikeln, die aus der Weltraumforschung zu stammen scheinen. Oder braucht man wirklich gefühlte 14 Klingen mit Mach-Geschwindigkeit, um sich zu rasieren?
Und dann ist da ja auch noch die Sache mit der Ehe nach so vielen Jahren. Er arbeite schon lange an einer neuen Inneneinrichtung, sagt er mit einem Augenzwinkern in Richtung Herren der Schöpfung. Die Möbel wie jetzt, nur ohne seine Frau Gerda. Aber die tue schließlich genau dasselbe!
Was ist mit unserer Arbeit? Wie lange können wir was leisten? Auch dieser Frage geht der Comedian auf seine schonungslos charmante Art nach. Und Bachs Schilderung einer 67-jährigen Stripperin wirkt bei einigen der fast 170 Zuschauer sicher noch lange nach.Kamelritt auf Fuerteventura

"Ich hoffe, dass ich komisch bin"
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Die Seele darf nicht mehr baumeln, sie muss strampeln! Aktivurlaub statt einfach ausruhen - ein absolutes Muss?! Nach einem Reisebericht des Künstlers inklusive Kamelritt auf Fuerteventura wird sich das vielleicht der eine oder die andere noch einmal überlegen.
So spendet das Publikum reichlich Applaus, als Bodo Bach sich erst einmal verabschiedet, um gleich darauf mit einer Zugabe zurückzukehren. Was haben Feng Shui, Channeling, Menschen mit "Meditationshintergrund" und Bodo Bach gemeinsam? Nichts! Nach diesem Ausflug in die Welt der Esoterik verabschiedet sich Bach endgültig und wird mit langanhaltendem Applaus belohnt.
Sein Schlusswort an die Zuschauer: "Ich habe mich hier sauwohl gefühlt." Und sowohl Zuschauer als auch Veranstalter sich auch mit ihm. Der Organisator der Eifel-Kulturtage Rainer Laupichler: "Wir sind mehr als zufrieden mit diesem Auftritt. Hier haben sich Künstler und Publikum gefunden."

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