Ihr Motto heißt: "Neustraße, öffne dich"

Eine Öffnung der Wittlicher Neustraße als verkehrsberuhigte Einbahnstraße Richtung Markt fordern Wittlicher Geschäftsleute erneut. Über das Thema diskutierten 30 Kaufleute, Bürger, stadtpolitisch Interessierte mit sieben Stadträten und Leo Kappes von der Verwaltung auf Einladung der Initiatoren der Aktion.

Wittlich. (sos) Am linken langen Tisch war klar: Die Neustraße muss geöffnet werden. Am rechten Tisch saßen die, die darüber entscheiden: Stadträte von CDU, SPD, FDP und FWG. Nach einer Präsentation: "Geschichte einer Totberuhigung oder: Der Anfang vom Ende für die Wittlicher Altstadt" herrschte Schweigen auf beiden Seiten, zumal trotz des provokanten Titels durchaus sachliche Argumente vorgetragen wurden. Die Stadträte eröffneten dann die Aussprache. Harald Fau (FWG) erklärte, er sei für die Öffnung, die die freien Wähler 2005 beantragt hatten und im Rat gescheitert waren. Joachim Gerke (SPD) erinnerte, man habe "damals nicht einfach Nein gesagt, sondern sehr intensiv das Für und Wider diskutiert. Wir haben es uns schwer-gemacht." Dazu gab es gleich Kontra: "Sie haben es doch nicht schwer. Wir haben es schwer. Sie haben doch keine Existenzprobleme!" Auch Theodor Brock (CDU), der pro Fußgängerzone plädierte, etwa weil starker Verkehr zu befürchten sei, der ein Sicherheitsrisiko darstelle, hatte es schwer, sich Verständnis für seine Position zu verschaffen. "Wir gehen alle pleite!", "Wir können nachts nicht mehr schlafen!" "Beim Bungert gehen auch Kinder über den Parkplatz, ohne das was passiert", waren die Zwischenrufe. Leo Kappes, Stadtverwaltung, wollte die Wogen glätten. Man sitze doch in einem Boot. Auch seien jetzt Investoren in der Neustraße aktiv, die an eine Zukunft glaubten. Dazu war später zu hören, die Immobilienankäufe seien nur wegen der stark gefallenen Preise getätigt worden. Das Boot sei am sinken, da müsse man nach Hilfe schreien. Jörg Hosp (FDP) sagte: "Ich kann die Diskussion nicht mehr hören. Ob eine Öffnung was bringt, weiß ich nicht. Die Straße geschlossen zu halten bringt auch nichts.""Die Innenstadt ist ein Kessel. Die Schlacht dauert 15 Jahre, dem Einzelhandel geht die Munition aus", formulierte Geschäftsmann Gregor Fischer und gab der Politik auf den Weg: "Es ist einen Versuch wert, den andere Städte gewagt haben." Die Vertreter von CDU, SPD, FDP und FWG versprachen, mit ihren Fraktionen nochmals über das Thema zu diskutieren. Zumal, wie auch von Ratsseite zu hören war, 1400 Unterschriften, die binnen eines guten Monats gesammelt wurden, von der Politik nicht negiert werden könnten. Meinung Nicht leicht für "Dr. Stadtrat" Eins ist klar geworden bei dem guten Ansatz, miteinander zu reden. Die Öffnung der Neustraße ist kein Allheilmittel. Nun glauben die einen, sie würde Linderung verschaffen und den Patienten Altstadt stabilisieren. Weil diese Wirkung aber nicht belegbar sei, wollen sich die anderen bislang nicht auf eine "Versuchskaninchen-Phase" einlassen oder an einen Placebo-Effekt glauben und alles beim Alten belassen. Ob die Öffnung der Neustraße Bestandteil einer Medizin für die Altstadt sein wird, zu der bereits Passagenprojekt und Schlossgalerie als Ingredienzien angemischt sind, muss letztendlich "Doktor Stadtrat" entscheiden. Für ihre Diagnose haben die Fraktionen die Patientenmeinung jetzt sehr deutlich gehört. Und diese "Sprechstunde" an sich, war ein guter Schritt. Man sollte unbedingt weiter im Gespräch bleiben, die Fronten aufweichen. s.suennen@volksfreund.de

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