In der Freizeit dicke Bretter bohren

Als Manager und Unternehmensberater ist Frank Kanwischer in Deutschland viel herumgekommen. Im Landkreis Bernkastel-Wittlich hat der Möbel restaurierende und Bücher schreibende 53-Jährige schon vor Jahren so etwas wie seine zweite Heimat gefunden.

 In seiner Freizeit restauriert Frank Kanwischer Möbel – hier ein Fundstück vom Flohmarkt, ein deutscher Biedermeierspiegel aus Pyramidenmahagonie. Foto: privat

In seiner Freizeit restauriert Frank Kanwischer Möbel – hier ein Fundstück vom Flohmarkt, ein deutscher Biedermeierspiegel aus Pyramidenmahagonie. Foto: privat

Klausen. Was macht ein in Bayern lebender Niedersachse in Klausen-Krames? Er fühlt sich zuhause und kann sich vorstellen, Landrat des Landkreises Bernkastel-Wittlich zu werden. Frank Kanwischer liebt die Herausforderung. Das rührt wohl auch aus der Biografie des 53-Jährigen.

Nach seiner Schreinerlehre arbeitet er in seinem erlernten Beruf, um sich das Studium zum Hochbau-Ingenieur zu finanzieren. "Ich habe nebenher Möbel restauriert", sagt Kanwischer. Eine Leidenschaft, die ihn bis heute nicht losgelassen hat.

Nach der Ausbildung im Handwerk folgen ein betriebswirtschaftliches Aufbaustudium als Diplom-Wirtschaftsingenieur in Pforzheim und erste Erfahrungen im Management eines Unternehmens. Anfang der 1990er Jahre ziehen er und seine Frau Irmhild nach Klausen. Dort arbeitet sie als Erzieherin im Kindergarten.

Kanwischer arbeitet zu dieser Zeit als Mitgeschäftsführer einer Firma in Wittlich-Wengerohr, die Klimaanlagen herstellt. 1993 kaufen die Kanwischers ein Haus in Krames, das anfangs wohl eher einer Ruine geglichen haben muss. Das komplette Haus wird entkernt und bekommt eine neue Dachkonstruktion, mit einem Sandstrahler wird das ursprüngliche Mauerwerk freigelegt und vieles mehr. Man merkt es Frank Kanwischer an, dass er mit viel Herzblut bei der Sache ist - er hat viele Dinge rund ums Haus selbst geplant und mit Hand angelegt.

Große Fürsorge gilt dem Garten. "Diese Bäume habe ich vor 20 Jahren gepflanzt", sagt er bei einer Begehung des Grundstücks. Das umfasst gleich einen ganzen Hügel mit alten Obstbäumen. Um die müsse er sich kümmern. Deshalb sind Besuche in Krames die Regel. Jedoch nicht allein des Geländes wegen. Denn "in Krames kann ich in Ruhe arbeiten." Auch beruflich: Er erstellt Schwachstellen-Analysen für Betriebe oder Konzepte für in wirtschaftliche Not geratene Firmen. Jahrelang hat er selbst Abteilungen und Firmen geleitet, heute gibt er sein Wissen an andere Betriebsinhaber weiter.

In Markt Schwaben, östlich von München, wo er seit Jahren gemeinsam mit seiner Frau und den Töchtern Kristin und Marie wohnt, vertieft er sich zwar auch oft in Akten. Dort warten aber auch Möbelstücke darauf, restauriert zu werden. Das Bohren dicker Bretter ist eine seiner liebsten Freizeitbeschäftigungen. "Ich will etwas Werthaltiges schaffen", sagt Kanwischer, der von sich behauptet, dass er keine großen Hobbys habe. Doch dann wird die Liste immer länger. Fitness und Fotografie sind da noch die gängigsten. Daneben ist er begeisterter Pilzesammler. Das habe er von seiner Großmutter im Harz gelernt.

Glas sammelt er auch und deutet dabei auf dekorative, blau schimmernde Behälter auf der Fensterbank im derzeit eher dürftig möblierten Haus. "Das sind englische Giftflaschen", sagt Kanwischer. Und ein passionierter Koch ist er auch - vor allem Suppen bereitet er gerne zu. 20 Suppenvariationen hat er im Angebot. Zudem schwärmt er noch heute von einem feurig-scharfen Nudelgericht aus Studientagen mit Hackfleisch und Knoblauch. Ach ja: Zwei Bücher hat er ebenfalls geschrieben. Und in der Scheune des alten Bauernhauses in Krames will er noch die zweite Etage zu einem Büro umbauen.

Viel Zeit bleibt da neben seinem Beruf als Unternehmensberater für Firmen in ganz Deutschland und den zahlreichen Hobbys nicht. "Das macht aber nichts", sagt Kanwischer. "Ich kann eben nicht ruhig auf dem Sofa sitzen bleiben."

Neben Frank Kanwischer kandidieren Gregor Eibes, Bernd Spindler, Thomas Schmitt-Schäfer, Reinhard Niedersberg und Stephan Henkel für den Posten des Landrats. Henkel verzichtet auf eine Home-Story.

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