Es raschelt in der riesigen Laubkugel der Platane an der Christuskirche. Unbekümmert schiebt eine Frau den Kinderwagen über die abgesperrte Straße. Zwei Männer lotsen sie schnell zur Seite, denn auf das Rascheln folgt ein knisterndes "Patsch". Es regnet Äste. Das Schild, das vor den Baumpflegearbeiten warnt, ignorieren manche Fußgänger. Die Autofahrer können sich nicht "durchmogeln". Die Trierer Landstraße ist unterm Baum gesperrt. Vor dem 30-Meter-Riesen steht Frank Silvanus und erklärt, warum hoch oben Wolfgang Michels fast unsichtbar und leise zwischen den Blättern mit der Handsäge arbeitet. Die Motorsäge ist tabu. "Das nennt man Kronenpflege. Das Totholz wird entfernt und über dem Verkehrsraum Straße schneiden wir Äste zurück. Aber höchstens unter zehn Zentimetern Durchmesser. Sonst ist das keine Baumpflege mehr." Respekt vor dem Lebewesen, gutes baumbiologisches Fachwissen und Spaß am Klettern müsse man für die schwindelerregende Arbeit mitbringen. "Und Bäume einfach lieben", sagt Frank Silvanus. In seinem Team arbeiten ausschließlich geprüfte Baumpfleger (European Treeworker). Sie besitzen außerdem den Fachkundenachweis für Seilklettertechnik. Und auf schonende Weise soll auch der grüne Senior der evangelischen Gemeinde gepflegt werden. "Wir wollen seinen Habitus nicht zerstören. Er sieht nachher so aus wie jetzt, mit einer schönen Kronenform", erklärt der Profi. Auf etwa 80 Jahre schätzt er die Platane. Was das Besondere an ihr ist? "Sie bringt uns Sauerstoff, ist ein Feinstaubfilter und stadtbildprägend", sagt Frank Silvanus. Er findet Bäume naturgemäß immer interessant: "Gerade die Veränderung ihres Bildes in den Jahreszeiten ist doch das Schöne." Allerdings hat er nicht immer ein Auge dafür: "Ich kann nicht mehr entspannt im Wald spazieren. Da sehe ich irgendwelche zerstörerischen Pilze und Unglücksbalken."