In kurzer Zeit um Jahrhunderte gealtert

Das ehemalige Dominikanerinnen-Kloster in Klausen (Kreis Bernkastel-Wittlich) ist älter als bisher angenommen, vielleicht sogar viel älter. Dies fand die Neu-Klausenerin Gertrud Hoffmann heraus. Sie schreibt ein Buch über die wechselvolle Geschichte des Gebäudes.

 Das ehemalige Dominikanerinnen-Kloster in Klausen und seine Erforscherin: Ursprünglich war das Gasthaus Antz in dem Gebäude untergebracht (Postkarte etwa von 1914 oben links aus der Sammlung von Werner Simon). Gertrud Hoffmann (rechts) beschreibt dies in ihrem Buch über die Geschichte des Klosters. Die in Klausen beerdigten Dominikanerinnen liegen in einem Sammelgrab neben der Wallfahrtskirche (zweites Foto von rechts). Fotos: Marion Maier (2), Alois Meyer (1)

Das ehemalige Dominikanerinnen-Kloster in Klausen und seine Erforscherin: Ursprünglich war das Gasthaus Antz in dem Gebäude untergebracht (Postkarte etwa von 1914 oben links aus der Sammlung von Werner Simon). Gertrud Hoffmann (rechts) beschreibt dies in ihrem Buch über die Geschichte des Klosters. Die in Klausen beerdigten Dominikanerinnen liegen in einem Sammelgrab neben der Wallfahrtskirche (zweites Foto von rechts). Fotos: Marion Maier (2), Alois Meyer (1)

Klausen. Bei ihrem ersten Besuch im ehemaligen Dominikanerinnenkloster im vergangenen Jahr war es um Gertrud Hoffmann geschehen. "Als ich durch die leeren Flure und Räume ging, die Dürftigkeit der vielen Zellen wahrnahm und in den alten Keller hinabstieg, schien es mir, als ob die Wände sprechen wollten..." Hoffmann war klar: Sie muss darüber schreiben. Die gebürtige Osann-Monzelerin, die erst kürzlich in die Region zurückkehrte, kannte schon damals Peter Dohms grundlegendes Werk zur Geschichte des Wallfahrtsorts. Dort steht jedoch lediglich, dass die Nonnen 1918 das ehemalige Gasthaus Antz gekauft hätten. Hoffmann suchte zunächst nach Nachfahren des letzten Gasthausbesitzers und wurde fündig. Sie traf auf einen Enkel, Otto Antz, der alte Schriftstücke gesammelt hatte. Darüber hinaus zapfte die pensionierte Lehrerin, die an ihrem früheren Wohnort Münstermaifeld bereits historische Gebäude für die Denkmalpflege erforscht hat und auch ein Buch über die Dörbacher Mühle verfasst hat, alles Erdenkliche an Quellen an: Zeitungsberichte aus dem Wittlicher "Intelligenz- und Tageblatt", Karten und alte Dokumente. Vieles fand sie im Landeshauptarchiv in Koblenz.Die erste Fremdenherberge der Augustiner?

Die Ergebnisse sind imposant. Hoffmann fand heraus, dass das Hauptgebäude älter sein muss als die bislang vermuteten maximal 200 Jahre. Denn: In einer Streitschrift von 1771, also rund 30 Jahre früher, wurde das Klostergebäude erstmals als Wirtshaus erwähnt. Hoffmanns Folgerung: "Das Gebäude ist nicht klassizistisch wie von der Denkmalpflege angenommen, sondern barock." Geübte Augen würden das auch an den fünf mal sieben Achsen (wie die Fenster auch genannt werden) des später erweiterten Gebäudes erkennen. Damit wäre auch die in der Literatur überlieferte Vermutung widerlegt, das Kloster sei aus Steinen des 1803 abgerissenen Augustinerklosters, dem anderen, laut Hoffmann "viel bedeutenderen" Klausener Kloster, erbaut worden.Die Neu-Klausenerin tauchte weiter ab in die Geschichte und stellte die These auf, dass es sich bei dem Gebäude um die erste der beiden Fremdenherbergen des Augustinerklosters handelt, die 1459 von dem kurfürstlichen Amtmann Godart von Esch (begraben in der Wallfahrtskirche) bewilligt wurde. Die zweite Fremdenherberge des Augustinerklosters war im heute noch bestehenden Hotel "Klausenhof" untergebracht.Zwei Belege führt Hoffmann dafür an, dass das Klostergebäude so alt ist: Zum einen die Beschaffenheit des Kellers, der auf gewachsenem Felsen steht und Fluss-Steine als Belag hat. Zum andern glaubt Hoffmann, dass das Steildach des zum Kloster gehörigen Stalls mit mehr als 60 Grad Neigung ein für das Mittelalter typisches, mit Stroh bedecktes Dach gewesen sein könnte. Doch das Dachgebälk wurde erneuert, so dass dieser Nachweis schwierig ist. Sicher ist sich Hoffmann aber, dass ein Teil des Stalls nicht wie vermutet von den Nonnen im 20. Jahrhundert gebaut wurde, sondern bereits 1862 bestand. Die Beweise: Eine Katasterkarte, in der der Stall eingezeichnet ist, und der Name Antz im Gewand eines Fensters.Buch soll im kommenden Frühjahr erscheinen

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All diese Neuigkeiten wird die Autorin, die mit ihrem Mann im vergangenen Jahr wegen Verwandten und der schönen Landschaft nach Klausen zog, wohl im kommenden Frühjahr in ihrem Buch über das ehemalige Dominikanerinnen-Kloster veröffentlichen.Bis dahin könnte in dem Gebäude schon viel passiert sein. Ein holländischer Investor will Wohnungen für betreutes Wohnen im Kloster einrichten und einen Neubau errichten (der TV berichtete). Das Schwesternwohnheim und die Kapelle, die an das Kloster angebaut wurde, sollen abgerissen werden. Hoffmann sieht die Pläne skeptisch. Sie warnt: "Hier kann viel Geschichte verloren gehen." EXTRA Die Menschen im Kloster: Gertrud Hoffmann widmete sich bei ihren Recherchen auch den Menschen im Klostergebäude. So ermittelte sie anhand von Zeitungsanzeigen die tragische Geschichte des Carl Franz Antz, der das spätere Kloster als Schank- und Gastwirtschaft groß herausbrachte. Antzens Frau starb bei der Geburt des fünften Kindes. Dies veranlasste den Gastwirt dazu, 14 Tage später sein ganzes Anwesen mit Stall, Gerätschaften und Möbeln zur Versteigerung anzubieten. Auch die Geschichte der Nonnen, die heute in Westfalen leben und selbst überhaupt keine Aufzeichnungen über ihre Zeit in Klausen mehr besitzen, beschreibt Hoffmann in ihrem Buch. Sie weist auch auf das Grab der 42 in Klausen gestorbenen Dominikanerinnen hin. Es befindet sich heute neben der Wallfahrtskirche. Als die Schwestern von der Mosel wegzogen, hatten sie die Gebeine auf dem Klosterfriedhof, der im heutigen Ferienhausgebiet Klostergarten lag, exhumieren und umbetten lassen.

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