Inspiration zwischen Bohrmaschinen

Am Wochenende hat der Schriftsteller Jan Weiler, Autor des Bestsellers "Maria, ihm schmeckt's nicht", sein neuestes Buch vorgestellt. "Drachensaat" erzählt die Geschichte von fünf Menschen, die alle in sehr spezieller Art gestört sind und während ihrer gemeinsamen Therapie bei einem Psychotherapeuten eine Revolution planen.

 Jan Weiler bei seiner Lesung vor 500 Menschen in Wittlich.TV-Foto: Marion Maier

Jan Weiler bei seiner Lesung vor 500 Menschen in Wittlich.TV-Foto: Marion Maier

Wittlich. (mai) Im TV-Interview mit Marion Maier erklärt Jan Weiler, was für ihn Anlass war, sein neuestes Buch zu schreiben. Der Autor verrät aber auch etwas über seine Alltagsuntauglichkeit und darüber, was er macht, wenn ihm mal nichts einfällt.

Herr Weiler, Sie sagen von sich, Sie seien nicht alltagstauglich. Ist Ihnen heute schon was passiert?

Jan Weiler: Ja, (lacht) ich habe heute bei der Autovermietung in Frankfurt ein Auto zurückgeben wollen. Aber ich habe die Stelle einfach nicht gefunden, an der man es abgibt, obwohl im Navigationssystem sogar ein spezieller Wegweiser dafür war. Ich habe das Auto einfach in einem Parkhaus abgestellt. Dann habe ich jemand gesucht, der das Auto haben will, aber es war niemand von der Firma da. Letztlich habe ich einen Briefkasten gefunden, in den man die Schlüssel reinwerfen konnte, ich glaube aber nur nachts. (lacht) So ist es halt.

Hat ihr Schwiegervater mittlerweile Ihren bislang erfolgreichsten Roman "Maria, ihm schmeckt's nicht" gelesen? Immerhin hat er sie zur Hauptfigur inspiriert.

Jan Weiler: Nein. Und im Grunde genommen finde ich das ganz super. Das macht ihn irgendwie aus. Er ist eben so wie er ist und er sagt: Ich war dabei und habe mein Leben erlebt. Warum soll ich das noch mal lesen?

Wie ist das mit ihrer direkten Familie? Ich schätze, Ihre Frau liest Ihre Stern-Kolumnen, in der die Familie vorkommt. Gibt es da Diskussionen?

Jan Weiler: Es ist ja eigentlich alles erfunden, was ich schreibe, zwar inspiriert von der Wirklichkeit, aber ich erzähle da nicht von meinem Privatleben. Der Erzähler und die anderen Figuren sind Kunstfiguren. Die führen ein Eigenleben und haben gar nicht so viel mit dem Echten zu tun. Was ich machen muss, ist, das mit meiner Tochter abzuklären. Sie hat keine Lust, in der Schule immer angequatscht zu werden. Sie hat erklärt, sie will da nicht mehr so oft vorkommen.

Was war für Sie Anlass, das Buch "Drachensaat" zu schreiben. Haben Sie sich zu oft wie Ünal im Buch gefühlt, also wie ein "kleiner beleidigter Busfahrer"?

Jan Weiler: Nein, der Ausgangspunkt für das Buch war die Frage, warum nicht viel mehr Leute total ausflippen. Wir stehen alle unter einem immensen Druck, unsere Umwelt oder unser Leben zu begreifen, die Dinge richtig einzusortieren, die richtigen Entscheidungen zu treffen. Das Buch handelt von Menschen, die das nicht mehr können, die nicht mehr Teil der Gesellschaft sind. Man hört immer nur von Einzelfällen, diese Amokgeschichten oder so ganz merkwürdige Sachen, die auf der Vermischten-Seite stehen, beispielsweise von Postboten, die Briefe nicht zustellen, sondern mit nach Hause nehmen. Dass wir alle kleine, beleidigte Busfahrer sind, ist ja klar (grinst).

Zu Ihrem Leben als Schriftsteller: Wie strukturiert man mit diesem Beruf seinen Tag?

Jan Weiler: Man strukturiert seinen Tag sehr genau. Also ich habe ein beamtenhaftes Arbeitsleben. Ich sitze um 10 Uhr am Schreibtisch. Es gibt eine Mittagspause und es gibt einen Feierabend. Das heißt nicht, dass ich jeden Tag wie ein Geisteskranker schreibe. Manchmal passiert auch gar nichts, ich guck nur aus dem Fenster. Aber ich brauche diese Struktur. Das ist wichtig, um mir selber das Gefühl zu geben, dass ich tätig bin. Außerdem lese ich zwischen 80 und 100 Tagen im Jahr und bin dann auf Reisen. Da habe ich so einen Reise-Alltag.

Wenn Ihnen mal nichts einfällt zu schreiben, dann glotzen Sie Löcher in die Luft?

Jan Weiler: Ja, ich glotz Löcher in die Luft (lacht). Nein, ich lese die Zeitung, ich surfe im Internet. Manchmal gehe ich in den Baumarkt und laufe zwischen den Bohrmaschinen rum und murmele so vor mich hin. In den Zeiten, in denen ich viel zu Hause bin, ist es manchmal ziemlich schwer, irgendwas zu finden, weil einfach nichts passiert. Das merkt man in der Kolumne immer daran, dass viele Wochen hintereinander die Familie vorkommt.

Was ist Ihr nächstes Projekt?

Jan Weiler: Das nächste ist ein kleines Kinderbuch zusammen mit dem Illustrator Ole Könnecke. Und dann wird es ein kleines Kochbuch geben. Da schreibe ich aber keine Rezepte, sondern nur Geschichten über Rezepte. 2010 kommen die Kolumnen als Buch. Zwischendurch gibt es noch ein Hörspiel mit Annette Frier und eine Tournee zusammen mit ihr und einem Geräuschmacher. Mehr über Jan Weiler lesen Sie in der Kultur

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