Integrations-Comedy zum Tag der Einheit

Wittlich-Wengerohr · Vor 150 Zuschauern hat Faisal Kawusi am Tag der deutschen Einheit im Rahmen der Eifel-Kulturtage im Wengerohrer Bürgerhaus bei einer Vorpremiere sein erstes, rund zweistündiges Soloprogramm getestet. Der Frankfurter mit afghanischen Wurzeln hatte trotz des ernstes Hintergrundes der Flüchtlingskrise die Lacher auf seiner Seite.

Wittlich-Wengerohr. So kann wohl nur jemand mit Migrationshintergrund reden. Wobei Faisal Kawusi diese Umschreibung gar nicht gefällt. Aber als in Deutschland geborenes Kind afghanischer Flüchtlinge hat er nicht nur die Freiheit, sondern auch einen Schatz familiärer Erfahrungen, um über Einwanderer Witze zu machen. Er kennt beide Seiten.
"Alle meine Freunde waren im Fußballcamp. Ich war im Al-Quaida-Trainingscamp", erzählt er. Das stimmt natürlich nicht - aber das dachte manch einer, wenn er als Halbwüchsiger in den Ferien mit den Eltern Verwandte besuchte.
Wobei für den stämmigen 1,90-Meter-Mann das Fliegen doppelt schwierig ist. Sein Sitznachbar bekäme doppelt Angst: Platzangst und Angstangst, weil ja jeder Afghane seit dem 11. September 2001 ein potenzieller Bombenleger sei.
Sein Körperumfang und wie mit Menschen aus anderen Kulturkreisen umgegangen wird, ist der rote Faden in Kawusis neuem Programm "Glaub nicht alles, was du denkst", mit dem er am Samstag im Wengerohrer Bürgerhaus Station machte.
"Erfrischend spritzig," findet Zuschauerin Sabine Wetzorke, wie der 24-Jährige improvisiert, wenn er das Publikum einbindet, nach Berufen und Familienverhältnissen fragt: "Das ist jetzt keine Comedy, das ist ein Privatgespräch zwischen dem Förster und mir."
Kawusi lässt sein Publikum über alles lachen: über Ausländer und Deutsche. "Er relativiert alles. Das ist besonders am Tag der Deutschen Einheit schön", sagt Wetzorke.
Comedian kann auch ernst


"Es ist interessant, wie es in deren Familien zugeht", meint die 79-jährige Christine Löbert aus Wittlich. "Das ist auch eine Art Integration", ergänzt Wetzorke, wenn man über andere und sich selbst lachen kann.
Wobei Kawusi auch ernst kann. "Öffnet die Arme", rief er dazu auf, die Flüchtlinge willkommen zu heißen. Er und seine Familie seien doch ein gelungenes Beispiel, dass Integration gelingen kann. Als seine Eltern 1990 nach Deutschland flüchteten, habe man ihnen eine Chance gegeben. Natürlich sei die Situation damals eine andere gewesen: "Na gut, Deutschland war gerade Fußball-Weltmeister geworden."

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