Internationales Flair in Platten

PLATTEN. Beim Konzert zum 60. Geburtstag des Trompeters Nikolai Tchotchev wurden elf Menschen aus Deutschland für die Förderung und Verbreitung der bulgarischen Musikkultur geehrt.

Das Dorf Platten an der Lieser war am Freitagabend international geprägt, und doch wieder heimisch. Landräte, Bürgermeister und Kommunalpolitiker gaben Tchotchev die Ehre. Noch viel mehr Musiker aus den Dörfern der Region waren zum Geburtstagskonzert mit den Sofioter Solisten gekommen. Europa, Bulgarien und der in Platten wohnende Trompeter Nikolai Tchotchev standen im Mittelpunkt. Die Festredner bei den Feiern zum 60. Geburtstag von Musikschullehrer Tchotchev sprachen von dessen Beitrag zur europäischen Integrationsarbeit. Die zur Zeit der Spaltung Europas in West- und Ostblock begonnenen musikalischen Verbindungen zwischen Deutschland und Bulgarien seien von Tchotchev mitinitiiert und geprägt worden. Zudem hätten sie einen kleinen Beitrag geleistet zum Beitritt Bulgariens in die EU ab 2007."Der Dorfjunge besuchte höhere Schulen"

"Eine Sensation im bulgarischen Dorf", sagte Laudator Walter Densborn, der 1991 als Vorsitzender des Kreismusikverbandes den Bulgaren Tchotchev an die Kreismusikschule Bernkastel-Wittlich holte. "Der Dorfjunge besuchte höhere Schulen, studierte und schaffte es, mit 18 Jahren den bulgarischen Nationalwettbewerb als Trompeter zu gewinnen". Bis 1979 war er Solotrompeter an der Staatsoper in Sofia, anschließend freier Solist, unter anderem bei den Sofioter Solisten. Nikolai Tchotchev ist in vielen Musikvereinen in der Ausbildung junger Musiker tätig. Überall sei Nikolai bekannt und bei seinen Schülern anerkannt. Er sei aber auch jemand, der "teufelswild" werden kann, wenn er sich in seinem Wirken ungerecht behandelt fühlt, so Densborn. Da komme die slawische Seele durch. Tchotchev hatte viele, vom Jungmusiker bis zur Landrätin, zum Geburtstagskonzert und zum Empfang geladen. Eine Kirche voller Musiker aus der gesamten Region dokumentierte die Beliebtheit des Bulgaren, der mittlerweile deutscher Staatsbürger ist. Außerdem sei es das Jahr, in dem der Musikverein Platten 50 Jahre und die deutsch-bulgarischen Musikkontakte 25 Jahre alt werden, sagte Ortsbürgermeister Alfons Kuhnen bei der Begrüßung. Dann erklang das "Air" von Johann Sebastian Bach durch die Sofioter Solisten. "Die sind Weltklasse", so ein Kommentar. Die 14 Streicher und ihr Dirigent Plamen Djuroff boten Spitzenmusik, perfekt intoniert und phrasiert. Das Allegro zur kleinen Nachtmusik dirigierte Tchotchev, elegant und strahlend. Gerd Vockensperger vom Musikkreis Springiersbach erläuterte die Entwicklung der musikalischen Zusammenarbeit: "Seit 1981 haben wir Kontakte mit vielen bulgarischen Musikern, die durch unsere Vermittlung in vielen Teilen Deutschlands musizieren. Die Initiativen dazu kamen von Nikolai Tchotchev. Während der Zeit des Kalten Krieges wussten wir oft drei Tage vor dem Konzert nicht, ob die Musiker ausreisen durften. Die Zusammenarbeit mit den bulgarischen Künstlern hat dazu beigetragen, die politischen Veränderungen der letzten Jahrzehnte leichter zu bewältigen." Daher erhielt Nikolai Tchotchev aus der Hand von Plamen Djuroff in dessen Funktion als Referent für Musik im bulgarischen Kultusministerium die "Ehrenurkunde für die Förderung und die Verbreitung der bulgarischen Musikkultur in Deutschland." Tchotchev dankte mit kurzen Worten: "Ich bin glücklich heute Abend. Bachs Air war meine Wunschmusik. Es ist mein Wunsch für die Zukunft der Menschen, denn diese Musik verbindet."

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