Jeder öffnet, wie er will

Vor eineinhalb Jahren hatten sich Wittlichs Einzelhändler und Gastronomen für Öffnungszeiten samstags bis 16 Uhr stark gemacht. Heute sieht das anders auch. Viele sind wieder abgesprungen.

 Heinz Schmitz wünscht sich, dass die Wittlicher Händler samstags bis 16 Uhr öffnen. TV-Foto: Bianca Weber

Heinz Schmitz wünscht sich, dass die Wittlicher Händler samstags bis 16 Uhr öffnen. TV-Foto: Bianca Weber

Wittlich. Im Herbst 2005 trommelte Heinz Schmitz, Inhaber von Sport Schmitz in der Neustraße, Einzelhändler der Wittlicher Innenstadt zusammen. Sein Wunsch: einheitliche Öffnungszeiten am Samstag bis 16 Uhr. Über 60 Einzelhändler und Gastronomen machten mit.Zweieinhalb Jahre später sieht es anders aus. Rund die Hälfte hat die längeren Öffnungszeiten wieder aufgegeben. "40 Geschäfte sind noch dabei", erzählt Schmitz.

Er appelliert an alle, samstags geschlossen bis 16 Uhr zu öffnen. "Kunden brauchen Verlässlichkeit, um zum Einkaufen nach Wittlich zu kommen", sagt er. "Wenn sie zwei Mal vor verschlossenen Türen gestanden haben, fahren sie woanders hin."

Paul Klas, Geschäftsführer vom Modehaus Freckmann, sagt: "Das Drama ist die Uneinigkeit." Er öffnet samstags bis 16 Uhr, gern würde Klas bis 18 Uhr offen halten. "Je länger, desto besser", sagt er.

Ruth Reitz-Born von "Mode für Sie" und Sprecherin der Wittlicher Kaufmannschaft öffnet samstags ebenfalls bis 16 Uhr. "Ich höre immer wieder von Kunden, warum habt ihr denn nicht alle bis 16 Uhr auf?" Für die Geschäftsfrau lohnen sich die längeren Öffnungszeiten. Sicherlich gebe es auch ruhige Samstagnachmittage, dafür kämen beim nächsten Mal viele Kunden, berichtet sie. Geschäftsleute müssten heute "ein bisschen mehr tun". Die Kunden kämen nicht mehr einfach so in den Laden. Außerdem glaubt Reitz-Born: "Spätestens wenn das Shopping-Center da ist, werden alle bis 16 Uhr auf lassen. Sonst haben sie keine Chance."

Anders sehen das diejenigen, die sich nicht an den langen Öffnungszeiten beteiligen. Die Mitarbeiterin eines kleinen Wittlicher Ladens erklärt, warum sie nicht bis 16 Uhr öffnen: "Es lohnt sich einfach nicht. Nach 14 Uhr kommt keiner mehr."

Die 16-Uhr-Befürworter wollen versuchen, die anderen Händler zu überzeugen, samstags ebenfalls länger aufzumachen. "Es wäre doch schön, den Samstag zum ‚Shopping-Tag' zu machen", sagt Heinz Schmitz. Dann müssten Kunden nicht mehr anrufen und nachfragen, wie lange jedes einzelne Geschäft geöffnet hat. "Wenn wir uns zusammentun, werden wir auch voran kommen."

Karsten Mathar vom Stadtmarketingverein weißt auf ein Problem hin: "Viele Filialisten fühlen sich nicht an den Standort gebunden." Dennoch laute die Devise des Vereins: Mit gutem Beispiel voran gehen.

Meinung

Die Stadt lebendig erhalten

Jeder Geschäftsmann und jede Geschäftsfrau darf natürlich so lange öffnen, wie er möchte. Für den Kunden aber zählt das Gesamtbild. Wenn er seinen Einkaufszettel nur bedingt in Wittlich abhaken kann oder unsicher ist, wie lange welches Geschäft geöffnet hat, wird er direkt in ein großes Kaufhaus nach Trier oder Bitburg fahren. Dabei lädt Wittlich zum Bummeln ein mit seiner ansprechenden Innenstadt und seinen individuellen Geschäften. Doch kleine Geschäfte haben es immer schwerer neben Shopping-Centern und Ketten auf der grünen Wiese zu bestehen. Gerade deshalb gilt es, die eigenen Stärken auszuspielen: Angebote, die Ketten nicht bieten, ansprechendes Ambiente und die Beratungskompetenz eines Einzelhändlers. Und es gilt, dem Kunden mit den Öffnungszeiten entgegenzukommen, denn Zeit zum Einkaufen haben viele samstags. Ein Ausgleich ließe sich dadurch erzielen, dass der Händler unter der Woche ein- oder zweimal später öffnet. Kaufgewohnheiten haben sich geändert, und der Kunde fordert sie ein. Für den Händler heißt das, sich dem Wandel anzupassen oder den Kunden zu verlieren. Und letztlich geht es ist nicht nur um sein eigenes Bestehen, sondern auch um eine lebendige und lebenswürdige Innenstadt. b.weber@volksfreund.de Trier

Extra Öffnungszeiten: Nicht nur in Wittlich wird über längere Öffnungszeiten diskutiert. In Daun haben die meisten Geschäfte samstags von 9 bis 14 Uhr geöffnet. Der Gewerbeverein Daun arbeitet an Öffnungszeiten bis 16 Uhr, bisher ziehen die Händler jedoch nicht mit. In Bernkastel-Kues öffnet jeder, wie er will. Kernöffnungzeiten gibt es nach Aussage des Werbekreises nicht. In Bitburg heißt es, offene Geschäfte samstags bis 16 Uhr und jeden ersten Samstag im Monat bis 18 Uhr. Am längsten lässt es sich in Trier einkaufen: in der Regel zwischen 9 und 19 Uhr. Laut City-Initiative steht eine Ausweitung derzeit nicht zur Debatte.

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