Jetzt erobern "Zivilisten" die Kaserne

WITTLICH. Am 23. Juni 2004 war der Vertrag perfekt: Die Stadt Wittlich konnte endlich für zwei Millionen Euro die 18 Hektar der Marschall-Foch-Kaserne kaufen. Unter der Regie der Stadtwerke wurde abgerissen, gebaggert, die innere Erschließung gebaut: Gestern war die offizielle Verkehrsfreigabe für das Riesen-Gelände an der L 141.

Die Lage ist perfekt, der Abriss bewältigt, die verkehrstechnische Anbindung fertig, der "Tisch" bereit für Investoren: Wittlich wird auf dem 18-Hektar-Gelände an der L 141 sein Stadtbild komplett verändern. Mit der gestrigen Straßenfreigabe sind die Ordnungsmaßnahmen im Konversionsgebiet in (noch) städtischem Besitz abgeschlossen. Leer war am Freitag früh noch die neue Straße "Alte Garnison", die vom Kreisel an der L 141 das Konversionsgebiet erschließt. Dann lachte die Sonne, das Kehrauto drehte seine Runde. Und kurz vor elf Uhr fuhr plötzlich Wagen an Wagen vor. Alte und neue Stadtratsmitglieder, Vertreter von Behörden, Firmen stiegen aus. Angesichts der vielen Gäste im Konversionsgebiet freute sich Bürgermeister Ralf Bußmer und sagte vor der offiziellen Verkehrsfreigabe der "Alten Garnison": "Ein Meilenstein ist erreicht." Er erinnerte auch an das "Stück gemeinsame Leidensgeschichte", das alle Versammelten nun hinter sich hätten - die andere Seite der Konversionsmedaille. Ralf Bußmer dankte ausdrücklich Elke Leonhard, die die schwierigen Verhandlungen zu einem guten Ende geführt habe und den Verantwortlichen bei den Stadtwerken, Melanie Schlösser, Lothar Schaefer und Helmut Henrich. Auch die "klaren und sauberen Beschlüsse" des Stadtrats und die Arbeit in den Ausschüssen lobte der Stadtchef. Und jetzt will man eine Erfolgsgeschichte schreiben. Immerhin 6,8 Millionen Euro hat die Stadt bislang investiert: zwei Millionen Euro für den Ankauf, 2,5 Millionen für die Freilegung insgesamt, 1,2 Millionen für den Straßenbau, 800 000 Euro für die leitungsgebundene Erschließung und 300 000 Euro als städtischen Anteil für den neuen Kreisel an der L 141. 2,7 Millionen Euro Fördermittel hat das Land gegeben. Die Refinanzierung läuft über die Grundstücksverkäufe. 15,5 von den 18 Hektar sind vermarktbar. "Wir denken, dass wir eine schwarze Null schreiben als eins der wenigen Konversionsprojekte, und darauf sind wir ein bisschen stolz", sagte Ralf Bußmer: "In fünf bis acht Jahren haben wir hier ein sehr attraktives Bild. Ich denke, dass wir den Abzug der französischen Streikräfte mehr als kompensieren konnten." Und auf dem Gelände, das bis zum Abzug der Franzosen 1999 Marschall-Foch-Kaserne hieß, dann im Bebauungsplan Quartier Francais und nun Vitellius-Park schaffen die ersten Investoren Fakten: Im Dezember 2005 konnte das erste Grundstück verkauft werden: 14 500 Quadratmeter gingen an die Firma Edeka, die darauf 3500 Quadratmeter Verkaufsfläche plus Parkplätze baut. Ein halbes Jahr später gehen direkt neben Edeka 7300 Quadratmeter an Aldi plus 5700 Quadratmeter an die Firma GFN, die Pro Markt ansiedeln will. Die drei Investoren haben ihre neue Adresse nahe dem neuen Kreisel an der L 141, über den man ab sofort nicht nur den Vitellius-Park erreicht: Von dort geht es künftig auch weiter in den Klausener Weg oder die Römerstraße. Letztere mündet jetzt nicht mehr in die L 141. Die Verbindung musste geschlossen werden. Die Römerstraße ist jetzt über die 550 Meter lange Querachse mit dem Binnenkreisel und dann über die 180-Meter-Straße "Alte Garnison" zum L 141-Kreisel an die Riesen-Fläche angebunden. Werksleiter Lothar Schaefer macht noch einmal klar, welche Dimension der "Tisch" für die Investoren hat: "Es sind 18 Hektar. Das sind 180 000 Quadratmeter. Wenn wir die Fläche nur zehn Zentimeter höher oder tiefer legen wollen, müssen wir 18 000 Kubikmeter Boden bewegen." Jetzt hoffen alle: "Tischlein deck´ Dich!" Der war im ersten "fertigen" Konversionsprojekt, dem Haus der Vereine, schon für die Gäste gedeckt.

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