Kahlschlag an kleiner Kyll stößt auf Kritik

Manderscheid · An der kleinen Kyll bei Manderscheid sind viele Bäume, die den Flusslauf säumten, gefällt worden. Das stößt bei Naturfreunden und Anliegern auf Unverständnis. Der Grund der notwendigen Maßnahme war die Sicherung der benachbarten Wege - viele Bäume drohten umzustürzen.

Manderscheid. Günter Fröhlich ist schockiert: Als er am Wochenende an der kleinen Kyll zwischen der Manderscheider Heidsmühle und der Eifelklinik entlang wandern wollte, stellte er fest, dass alle Bäume, die den Flusslauf jahrzehntelang säumten, verschwunden sind. "Da standen Eschen, Erlen, Eichen und weitere Bäume. Das war ein ökologisch intaktes Gelände. Da lebten viele unterschiedliche Insektenarten. Und nun: ein totaler Kahlschlag. Das ist sehr schade!" Fröhlich kennt sich aus. Der 84-jährige Pensionär, der vor 20 Jahren vom Rheinland nach Manderscheid zog, ist selbst Fliegenfischer. "Ich verstehe nicht, dass einerseits viel Geld für die Renaturierung von Bächen und Flüssen ausgegeben wird und andererseits so ein Kahlschlag möglich ist."
Tobias Stadtfeld, Inhaber des nahe gelegenen Restaurants Heidsmühle ist ebenfalls irritiert: "Die großen Bäume am Bach hätte man nicht wegmachen müssen, sonst habe ich schon Verständnis dafür, dass Bäume gefällt wurden."
Das öffentlich zugängliche Gelände gehört der Eifelklinik Manderscheid, deren Träger die Deutsche Rentenversicherung Rheinland ist. Verwaltungsdirektor Thomas Kaut erklärt auf TV-Nachfrage dieses auf den ersten Blick drastische Vorhaben. Wie auch in vielen Kommunen sollte im Bereich der Eifelklinik ein Baumkataster erstellt werden. Das hatte deren Träger, die Deutsche Rentenversicherung Rheinland, in Auftrag gegeben. Ein Baumkataster ermittelt den Gesundheitszustand von Bäumen und prüft, ob diese gefährdet sind. Vor einiger Zeit sorgte eine in der Innenstadt von Trier umgestürzte Kastanie für Schlagzeilen. Sie stürzte auf eine Frau, die an den Verletzungen starb (der TV berichtete). Im Nachhinein ergaben Untersuchungen, dass der Baum innen verfault war.
Auch der Kreis Bernkastel-Wittlich erstellt derzeit ein Baumkataster. Und so auch die Deutsche Rentenversicherung. Dabei kam man zum Ergebnis, dass mehrere Pflanzen, auch am Lauf der kleinen Kyll, gefährdet sind, so Kaut. Zudem habe man ausdünnen müssen. Dann sei allerdings aufgefallen, dass durch den engen Bewuchs am Bachlauf mitunter kranke Bäume gesunde Exemplare stützten. Nach Entfernen dieser kranken Bäume waren wiederum die gesunden gefährdet. "Dass das letztlich so drastisch endet, hätten wir auch nicht gedacht," bedauert Kaut. Er versichert indes, dass wieder aufgeforstet werde. Zudem seien die Maßnahmen sowohl mit der Stadt Manderscheid als auch mit der Verbandsgemeinde abgesprochen gewesen.Statisch bedenklich

 Bäume an der kleinen Kyll, bevor sie gefällt wurden. Sie waren zu hoch und zu dünn. Foto: Hagen Flora

Bäume an der kleinen Kyll, bevor sie gefällt wurden. Sie waren zu hoch und zu dünn. Foto: Hagen Flora


Das bestätigt Manderscheids Stadtbürgermeister Günter Krämer gegenüber dem TV: "Ich habe selbst beobachtet, dass manche Bäume bis auf den Spazierweg überhängen - das war zu gefährlich. Es ist gut, dass wieder aufgeforstet wird."
Diplom-Forstwirt Hagen Flora, Mitarbeiter des von der Eifelklinik beauftragten Forstbüros Matt aus Trier, erklärt die Hintergründe. "Besonders die Erlen an der kleinen Kyll waren statisch bedenklich. Durch die gute Wasserversorgung waren die Stämme bis zu 20 Meter hoch, aber nur 20 Zentimeter dick. Da mussten wir einen Schnitt machen. Aus den übriggebliebenen Stümpfen wachsen aber rasch neue Triebe. Die sind im nächsten Jahr schon wieder hüfthoch."

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