Keine Spur von Torschluss-Panik

BITBURG/WITTLICH. Sie könnten, tun es wahrscheinlich aber nicht: Das Land Rheinland-Pfalz hat die Ladenöffnungszeiten werktags von sechs bis 22 Uhr erweitert. Doch in den Städten der Region wird sich wohl kaum etwas ändern. Der Grund: Die Kosten sind zu hoch.

Na, Lust auf ein Feierabend-Bier frisch aus dem Supermarkt? Oder einen Einkaufsbummel nach der Tagesschau? Kein Problem, sagt das Land Rheinland-Pfalz, das die Ladenöffnungszeiten werktags auf sechs bis 22 Uhr erweitert hat. "Doch, das ist ein Problem", entgegnen die Gewerbevereine in der Region. "Einheitliche Öffnung ist erstrebenswert"

In Bitburg werde erst nach dem Weihnachtsmarkt darüber beraten, in welchem Umfang und ob überhaupt vor allem inhaber-geführte Geschäfte mit wenig Personal auf die neuen Öffnungszeiten reagieren könnten, sagt Hanno Kurth, Stellvertretender Vorsitzender des Bitburger Gewerbevereins. Zudem müsse man schauen, dass man an der Vereinheitlichung der Öffnungszeiten in der Stadt weiter arbeite. Dabei strebe man an, die Läden am Samstag von halb zehn bis 16 Uhr und in der Woche bis 18.30 Uhr durchgehend zu öffnen. Einer, der diese Zeiten einhält, ist Karl-Peter Messerich, Chef des Bitburger Modehauses. "Ich glaube, dass die neuen Öffnungszeiten punktuell genutzt werden könnten, wenn Musik- und Gastronomie-Angebote das Programm abrunden." Einen kleinen Vorgeschmack auf das neue Einkaufserlebnis bekommt man beim Late-Night-Shopping am 22. Dezember bis 22 Uhr. Ebenfalls eher die Ausnahme bleiben die verlängerten Öffnungszeiten in der Stadt Wittlich. Karsten Mathar vom Verein Stadtmarketing: "Wenn die Läden bis 22 Uhr öffnen, bewirkt das allein die Verschiebung der Kaufkraft in den Abend hinein." Dass mehr Kunden zum Einkaufen kämen, sehe er nicht. In zwei Jahren jedoch könnten sich die Zeiten ändern. "Dann wird ein neues Einkaufszentrum in der Nähe der Innenstadt errichtet", erzählt er. Vielleicht hielten dann viele andere Geschäfte bis 20 Uhr ihre Türen offen. Zurzeit können Kunden in Wittlich von neun bis 18 Uhr in den Geschäften fündig werden. Und man bemühe sich, dass ab Januar noch mehr Läden samstags erst um 16 Uhr schließen. Bei seinen üblichen Öffnungszeiten bleibt auch das Wittlicher Einkaufszentrum Bungert. Denn ein zusätzlicher oder anders organisierter Personal-Einsatz wirke sich auf die Preise für die Kunden oder auf die Beratung aus, sagt Geschäftsführer Jürgen Bungert. Das sei nicht in seinem Interesse. Mit höheren Kosten, dafür aber nicht unbedingt höherem Umsatz rechnen auch die Mitglieder anderer Gewerbevereine. "Wir würden bis 24 Uhr öffnen, wenn die Kosten gedeckt würden", sagt Heinz Weber, Vorsitzender des Gewerbevereins Gerolstein. Mit einer freieren Regulierung wäre indes sein Dauner Kollege, Hans-Dieter Wilhelm, um einiges glücklicher. "Denn mit der aktuellen Regelung wissen die Kunden nicht mehr, wann die Geschäfte offen haben", sagt Wilhelm. Eine Kernzeiten-Regelung von acht bis 18.30 Uhr halte er für sinnvoller. Dass zurzeit viele Geschäfte noch nicht einmal die Öffnungszeiten bis 20 Uhr nutzen, weiß auch Christine Kausen, Vorsitzende von Stadtmarketing und Gewerbeverein Prüm. Zudem sehe sie in dem neuen Angebot eine Gefahr für die Abteistadt: "Viele Kunden könnten lieber in die größeren Städte zum Einkaufen fahren." Ein anderes Problem beschäftigt indes den Gewerbeverein Traben-Trarbach: die einheitlichen Öffnungszeiten und die Mittagspausen. Nur die Gewissheit, dass die Läden auch offen haben, locke die Kunden an, meint Vorsitzender Eckhard Schneider. "Da müssen wir was tun." Um die Kern-Öffnungszeiten von neun bis 19 Uhr bemüht sich der Werbekreis Bernkastel-Kues. "Wir wünschen uns zudem, dass man in tourismusgeprägten Orten an Sonn- und Feiertagen ohne Einschränkung öffnen kann", sagt Vorsitzender Wolfgang Pastor. "Warten Sie mal fünf Jahre, dann sind wir so weit." Wie lautet Ihre Meinung? Stimmen Sie mit ab!

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