Keine Zeit für lange Schlangen

BERNKASTEL-WITTLICH. Ein positiver Trend, der selbst die Experten ein wenig überrascht hat: Die Zahl der Arbeitslosen ist im vergangenen Jahr im Kreis Bernkastel-Wittlich weiter gesunken. Auch für 2007 sind die Prognosen optimistisch.

"Wir sind nicht mehr die Armenregion, als die wir vor 15 Jahren noch galten", stellt Ferdinand Zingen, Geschäftsstellenleiter der Agentur für Arbeit Bernkastel-Kues, klar - und verkündet mit den aktuellen Arbeitslosenzahlen im Kreis Bernkastel-Wittlich gleich die nächste gute Nachricht: Im Jahr 2006 waren hier im Jahresdurchschnitt 3095 Menschen arbeitslos gemeldet. Dies waren 399 weniger als im Vorjahr. Witterung sorgt für gute Zahlen im Dezember

Verteilt auf die einzelnen Bezirke der Arbeitsagentur und in Prozent ausgedrückt bedeutet das: Im vergangenen Jahr lag die Arbeitslosenquote in Bernkastel-Kues bei 5,9 Prozent (Vorjahr 6,4 Prozent), in Wittlich bei 5,2 Prozent (6,0) und in Morbach sogar bei 4,3 Prozent (5,0). Damit liegt der Kreis unter dem Durchschnitt der Region Trier (6,1 Prozent). Morbach hat nach Hermeskeil die zweitniedrigsten Arbeitslosenzahlen in der Region. Zum Vergleich: Bundesweit lag die Arbeitslosenquote bei 9,6 Prozent. Diese Entwicklung im Kreisgebiet war für die Experten im Frühjahr 2006 so nicht zu erwarten. Zingen: "Vor allem in der Baubranche war es schwierig. Aber ab Ende des zweiten Quartals gab es eine eindeutige Trendwende - und die hält nach wie vor an." Zu verdanken sei dies dem Wirtschaftsaufschwung, aber auch der Arbeit der Agenturen. Intensive Beratung und verstärkte Arbeitgeberorientierung seien Gründe für die positive Entwicklung. Eine weitere Überraschung ist für Zingen, dass "die Dezemberzahlen nicht explodiert sind". Im Kreis waren im Dezember 2715 Menschen arbeitslos - und damit rund 700 weniger als im Vorjahresmonat. Als Grund nennt Zingen den bisher milden Winter: "Das Baugewerbe hat seine Leute bis jetzt nicht entlassen." Trotzdem ergibt sich bei den offenen Stellen im Kreis Bernkastel-Wittlich eine negative Tendenz: Wurden 2006 6656 offene Stellen gemeldet, so waren es 2005 noch 6742 gewesen. Dies ist vor allem durch die Eckpunkteregelung der Bundesregierung zu erklären, nach der Betriebe im vergangenen Jahr nur höchstens 90 Prozent der 2005 zugelassenen Saisonarbeiter aus Osteuropa beschäftigen durften - eine Regelung, von der vor allem der Weinbau betroffen war. Zingen: "Uns wurden dann natürlich weniger offene Stellen gemeldet." Und doch gibt es positive Nachrichten bezüglich verfügbarer Jobs: Gesucht werden in Bernkastel-Kues und Morbach vor allem qualifizierte Fachkräfte in der Metall-, Bau- und Elektrobranche, in Morbach außerdem noch in der Holzindustrie. Nach wie vor schwierig ist die Lage in der Verwaltung und bei Büroarbeit. Ähnlich sieht es in Wittlich aus, wie Achim Wagner (Geschäftsstellenleiter der Arbeitsagentur Wittlich) bestätigt. "Wir haben viele Industriebetriebe, durch die der Stellenzugang erfreulich hoch ist." So hoch sogar, dass die Nachfrage an Arbeitskräften teilweise nicht abgedeckt werden kann. Dies ist wiederum auf die Anfragen nach Zeitarbeitern zurückzuführen, die es in Wittlich besonders häufig gibt. Zufrieden sind die Geschäftsstellenleiter indes auch mit der Reform der Agentur für Arbeit. Wagner: "Wir müssen das neue Image nach außen tragen." Viele Menschen hätten noch immer die Vorstellung endloser Schlangen auf den Fluren des Arbeitsamts vor Augen - ein Bild, das in der Regel völlig veraltet sei. Eine Prognose fällt den beiden Experten dank der positiven Entwicklung leicht: "Der Trend wird anhalten. Wir gehen davon aus, dass die Arbeitslosenzahlen weiter sinken."

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