Kirche in Wittlich steht zum Verkauf

Wittlich · Im Vergleich zu anderen Gotteshäusern dauerte die Geschichte der neuapostolischen Kirche und ihrer Gemeinde in Wittlich einen Wimpernschlag: 58 Jahre. Sie ist vorüber: Der Nachwuchs fehlt, eine Kirchenrenovierung ist unwirtschaftlich. Ohne öffentliches Aufsehen wurde die Kirche geschlossen. Wer will, kann sie kaufen.

 Für 295 000 Euro zu kaufen: die neuapostolische Kirche in Wittlich. TV-Foto: Klaus Kimmling

Für 295 000 Euro zu kaufen: die neuapostolische Kirche in Wittlich. TV-Foto: Klaus Kimmling

Wittlich. Was einmal Kirche war, ist das nicht unbedingt in alle Ewigkeit: In St. Paul bei Wittlich stand mit den Verkaufsplänen der Steyler Missionare, die seit 1922 bei Wengerohr tätig waren, eine Kirchenschließung an, die viele Menschen nicht wünschten. Es kam anders: Gemeinsam mit dem Investor wurde eine Lösung gefunden, in St. Paul eine neue Autobahnkirche eingerichtet.
In Himmerod in der Eifel geht es derzeit gar um ein ganzes Kloster, das nach 876 Jahren womöglich vor der Auflösung steht. Auch das bewegt die Öffentlichkeit.
Vollkommen lautlos dagegen wurde eine Kirche in der Stadt Wittlich geschlossen. Sie steht zum Verkauf. 295 000 Euro soll sie kosten. Was aus ihr werden könnte, ist im Internet nachzulesen: eine Eigentumswohnanlage oder Begegnungsstätte.
Sonntag, 9.30 Uhr, und Donnerstag, 20 Uhr, - das waren die Gottesdienstzeiten der neuapostolischen Kirche, die im Vergleich zu St. Markus, St. Bernhard und der Christuskirche vielen Wittlichern gar nicht bekannt war. Vielleicht ist sie eher Auswärtigen aufgefallen: Auf Stadtplänen ist sie besonders gekennzeichnet: als Kirche eben. Zuletzt hatte die Gemeinde 95 Mitglieder. Seit 1974 steht das Gebäude am Rollkopf auf einem Hanggrundstück in einer Sackgasse, die parallel zur Friedrichstraße verläuft. Von dieser Verkehrsachse aus hat man einen freien Blick auf den erhöht stehenden, auffällig halbrunden Bau mit dem hohen blauen Kreuz in der Mitte.
Neben dem Eingang am Rollkopf erkennt man, um welche Glaubensrichtung es sich handelt. An dieser weißen Fassadenseite hängt auch ein Kreuz, das sich aus einer Art stilisierten Sonne, die drei Wellen halten, erhebt. Das ist das Zeichen für die neuapostolische Kirche.
Sie finanziert sich selbst über Beiträge ihrer Anhänger und bekommt keine Kirchensteuer.
Rückläufige Mitgliederzahlen, weniger ehrenamtlich Tätige sowie anstehende Renovierungen führten dazu, dass der Standort Wittlich wirtschaftlich nicht mehr tragbar war.
Das Gebäude wurde 1974 geweiht. Es hat eine Fläche von 545 Quadratmetern, 185 Quadratmeter davon hat der zentrale Kirchenraum. Zu Beginn hatten sich die Gläubigen in einem eigenen Haus in der Himmeroder Straße versammelt und 1953 offiziell die Wittlicher Gemeinde gegründet. 1952 hatten sie ihren ersten Gottesdienst in Wittlich gefeiert, zunächst in Privatwohnungen oder Gaststätten. Das Einzugsgebiet reichte bis Manderscheid, Eisenschmitt, Bettenfeld, Hetzerath, Rivenich, Niersbach, Osann-Monzel, Bengel, Niederscheidweiler.
Der Zusammenschluss mit Traben-Trarbach ist seit Dezember 2010 offiziell, sagt Wolfgang Klette, der Gemeindevorsteher der Kirche an der Mosel, auf TV-Nachfrage: "Und Ottfried Winkler aus Osann-Monzel, der in Wittlich Priester war, wird nun auch in Traben-Trarbach eingesetzt."
Durch den Zusammenschluss hat Traben-Trarbach 170 Mitglieder, die auch aus Morbach, Bernkastel-Kues, Burgen, Kleinich und Zell kommen.

Die neuapostolische Kirche hat 360 000 Mitglieder in Deutschland, das in sechs sogenannte Bezirksapostelbereiche gegliedert ist. Die Region Trier gehört zum Bereich Hessen/Rheinland-Pfalz/Saarland. Der Bezirk Trier hat 15 Gemeinden mit 2100 Mitgliedern. Oberhaupt ist ein sogenannter Stammapostel, seit 2005 Wilhelm Leber. Die neuapostolische Kirche ist eine Religionsgemeinschaft, die sich Ende des 19. Jahrhunderts in Hamburg entwickelt hat und das in der urchristlichen Kirche noch vorhandene Apostelamt wieder eingeführt hat. Anhänger erwarten die Wiederkunft Christi in naher Zukunft. Quelle: Wikipedia/nak.de

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